Behinderung

knapp über Null

Brr, ist das kalt – und doch ist der April im Mittel wahrscheinlich wieder zu warm. Hellblauer Himmel und Bauchbrummeln!

Am Wochenende habe ich mit anderen Eltern gesprochen. Diese haben zwar ganz andere Voraussetzungen als ich und ihre Kinder sind in der Regel nicht geistig behindert, aber Angst haben sie trotzdem: vor Ausgrenzung, Anfeindungen, vor der Zukunft, davor, wie ihre Kinder angestarrt werden und sie ihnen das Selbstbewusstsein beibringen können und die Selbstbehauptung. Wir haben uns über Krankenhausaufenthalte unterhalten und darüber, dass manche unserer Kinder nur mit PEG-Sonde überlebt haben. An sehr vielen Gesprächen konnte ich mich nicht beteiligen – wenn‘s zum Beispiel über Berufe ging, oder wie sie (die Kleinwüchsigen) ihren Führerschein gemacht haben und den Umbau ihres Autos finanzierten. Wir haben über Beinverlängerungen geredet und darüber ob es sinnvoll ist, auch die Arme zu verlängern!? Dann habe ich die Babies der ehemaligen Kinder bewundert und mich mit ihnen sehr gefreut- – Meine Grundangst nicht dazuzugehören ist nie ganz weggegangen,  diese Stimmung lag unterschwellig immer im Raum, denn auch viele andere Teilnehmer hatten Hemmungen Carsten und Wiebke anzunehmen. Auch unter behinderten Menschen gibt es eine Rangordnung! Zum Glück stört das Carsten wenig, aber wenn sich gleichaltrige abends im Gewölbekeller treffen, dann ist er nicht dabei, weil: „Wir wissen ja nicht was wir mit ihm reden können und wir haben doch auch ganz andere Themen.“ Der Rollstuhl ist das Hindernis, sagen sie und meinen des Kerles kognitiven Verstand. 

Es war eine gute Zeit …

Veröffentlicht von piri

✨ In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ✨

6 Gedanken zu „knapp über Null“

  1. M. - K. sagt:

    Ich freue mich, dass es eine gute Zeit war! Die Rangordnung (auch) unter behinderten Menschen ist für mich klar – sie sind ja genauso Menschen! Und auch, wenn wir es uns anders wünschen würden, zeigt ja Dein Gefühl der nicht kompletten Zugehörigkeit, dass es nicht so ist, überall, obwohl man sich schon unter Gleichgesinnten trifft.
    Liebe Grüße – auch hier ordentlich frisch!

  2. quersatzein sagt:

    Auch ich freue mich, dass es grundsätzlich gut für euch war an dieser Veranstaltung.
    Trotzdem kann ich verstehen, was dich permanent quält. Und daran lässt sich wohl auch in Zukunft nichts Wesentliches ändern. Die Fakten sind nun mal nicht zu ignorieren.
    Du brauchst immer wieder allen Mut dieser Welt, um dich (auch für deine beiden Schützlinge) zu behaupten und zu motivieren. Ich wünsche dir dazu alles Wünschenswerte!
    Lieben Gruss,
    Brigitte

  3. Trude sagt:

    Aber trotzdem schön das ihr es gemacht habt.

  4. C Stern sagt:

    Nach einiger Zeit der Abwesenheit im Netz gibt es für mich wieder viel zu lesen.
    Liebe piri, Deine Feststellung, dass es auch unter Menschen mit Behinderungen eine Rangordnung gibt, muss ich leider bestätigen. Ich wollte das eigentlich nie so sehen, aber da ich mich beruflich im sozialen Bereich bewege, habe ich dies mit Erstaunen und Befremden wahrgenommen. Der Verstand versucht zu verstehen, warum das so ist – mein Herz hat allerdings größte Mühe damit: Ich schaffe lieber Verbundenheit unter den Menschen.
    Mein Motto ist immer: Nur gemeinsam können wir etwas Gutes bewegen!
    Liebe Grüße zu Euch!

    1. M. - K. sagt:

      Alles okay bei Dir, piri?

      1. C Stern sagt:

        Diese Frage habe ich mir auch gerade gestellt! Liebe piri, wie geht es Euch?

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