Gedanken, Kuddelmuddel

allein am Samstagmorgen

…um 5:30 Uhr war ich wach. Bin mit Kaffee zurück ins Bett und habe diesen prompt verschüttet. Ich bin es nicht gewohnt, nicht mehr gewohnt. Im Halbschlaf habe ich auf DLF-Kultur ein Feature über Zarah Leander gehört.

Ich werde immer ganz wehmütig, wenn ich diese dunkle Stimme höre. Die Nazis haben sie als Ersatz für Marlene Dietrich geholt, aber da tat man ihr sehr Unrecht, auch wenn sie sich instrumentalisieren lies. Goebbels, dieser merkwürdige Mensch, der so überhaupt nicht arisch aussah, hat ganz genau gewusst, wie er die Massen unterhalten konnte. Okay, ich werde nichts weiter schreiben – ich finde alle Nationalisten zum kotzen. Es gibt und gab keine Herrenrasse und es gibt auch heute kein Volk, das besser ist, als ein anderes.

Ich möchte nicht politisch werden. Punkt!

Aufgestanden bin ich um halb sieben, hab mich angezogen und bin durch die kalten Weinberge – viel zu dünn angezogen – geschlichen. Nun sitze ich frierend am PC, denke an meinen Opa, der mit Granatsplitter in der Stirn immer ein fröhlicher Mensch war – wenn er mit starken Kopfschmerzen im Bett lag, haben wir Enkel das nicht mitbekommen, unsere Oma hat alles von ihm ferngehalten. Ich denke an meinen Vater, der lange in russischer Gefangenschaft war und nie etwas davon erzählt hat – seine Schreie in der Nacht waren für uns Kinder grauenvoll. Geholt habe ich mir die Bootsmannpfeife meines Onkels und denke auch an ihn, der im U-Boot eingeschlossen war und immer wieder davon sprach. So unterschiedlich sind die Menschen und keiner dieser Männer kam wirklich damit klar. Ich denke auch an meinen Mann, der den Wehrdienst erst verweigerte, nachdem er die Grundausbildung in der Bundeswehr ‚genossen‘ hatte. „Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen!“ Dieser Satz, den Willy Brandt gesagt haben soll, war Anlass für Hans den Kriegsdienst zu verweigern. Seinen Zivildienst machte er in einem Krankenhaus und putzte Ärsche. Das war es ihm wert, er wollte niemals traumatisiert aus einem Krieg heimkehren. …und was ist jetzt?

Jetzt bin ich doch politisch geworden – aber mich regt es auf, wenn Menschen verheizt werden. Und es werden auch heutzutage noch Menschen verheizt! Für was? Ist diese Erde nicht groß genug für alle?

Dieser amerikanische Präsident will Flüchtlinge beschießen lassen … Sorry!

Veröffentlicht von piri

In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. | Viel lieber als Likes, sind mir Kommentare herzlich willkommen.

4 Gedanken zu „allein am Samstagmorgen“

  1. mijonisreise sagt:

    Kriege werden inzwischen auf ganz anderen Ebenen ausgetragen, tagtäglich.
    Meine Oma mütterlicherseits floh aus Königsberg und sagte nur immer „Aus dem Osten kommt nichts Gutes!“ … Sie war von der Flucht traumatisiert.
    Die andere Oma musste damit fertig werden, das durch ihren Ort zuweilen lange Trecks von Menschen zogen, die ins KZ „Bergen – Belsen“ verbracht wurden.
    Was jetzt vor der Tür steht ist der Kampf um die Ressourcen, denn es werden immer mehr Menschen und die Krisen nehmen zu. Und die, die haben, werden nicht teilen.

    1. piri ulbrich sagt:

      Ich bin mir selbst der nächste – oder: nach mir die Sintflut! Nee, ist das human? Menschlich? Vermutlich ist der Mensch die größte Bestie …

  2. mijonisreise sagt:

    Humanität wirst du kaum finden.

    1. piri ulbrich sagt:

      Doch! So pessimistisch bin ich nicht. Es gibt sehr viele Menschen, die sich sogar selbstlos für andere einsetzen. Soldaten sind eh nur Futter für Machthaber und Menschen, die irgendwie krank sind.

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