Behinderung, Familie, Gedanken, Junioren

Samstagmorgens

Erst einmal Kaffee. Für mich. Das ist Routine, obwohl ich im Moment gar keinen Kaffee mag. Aber da ich jeden Morgen Kaffee trinke, gibts halt welchen. Ich sollte langsam überlegen, ob ich die Routine nicht Routine sein lassen sollte und mir endlich einen Tee morgens aufgießen will. Doch der Kaffee macht wach, Tee nicht.

Es ist Samstag, mein Töchting singt schon um halb acht und sie bekommt ihren Haferdrinkkakao. Milch mag sie gar nicht mehr, verträgt sie wohl auch nicht, denn ihr Bauchweh ist weniger geworden. Dem Kerle gebe ich durch die PEG seine erste Nahrung – hoffentlich spuckt er sie nicht wieder aus. Beide kuscheln noch eine Weile im warmen Bett. Solange bis das Töchting nicht mehr singt, sondern verhalten lacht. Da ist was im Busche. Ich ahne auch schon was. Mein Tochterkind hat ein Wasserbett. Okay, sie sollte sowieso baden! Eine triefend nasse behinderte Frau aus dem Bett heben ist noch mal eine größere Herausforderung, als eine trockene. Ich überlege kurz, ob ich meinen Wollpullover ausziehe. – Ab ins Badewasser mit dem Töchting. Haare waschen. Haare, die bis zur Hüfte reichen. Spülung noch und abbrausen. Das mag sie nicht. Muss aber.
Nebenbei ziehe ich das Bett ab, stecke die Wäsche in die Maschine und gucke nach dem Kerle, der noch mal eingepennt ist. Aufwecken, wickeln, ihm was zu trinken hinstellen. Ihn motivieren und daran hindern wieder wegzuschlummern.

Töchting muss aus der Wanne – das Wasser wird langsam kalt. Ich ziehe sie an: 2 Paar Socken, kurze Unterhose, lange Unterhose, Unterhemd, T-Shirt, Pullover und Hose. Haare kämmen – ohne zu ziepen – selbige föhnen und flechten. Schnell noch aufs Klo. Frühstück hinstellen und darauf achten, dass sie tatsächlich auch was isst. Den Kerle anziehen – annähernd genauso viel und dann meinen Pullover ausziehen, weil die Ärmelbündchen nun doch nass geworden sind […]

Es ist noch nicht Mittag. Kurz nach Mittag wollen wir auf einen Hobbykünstlermarkt! Dort gibts auch Kuchen – und den hab ich mir jetzt schon verdient.

Fragen, Gedanken

später

Tu nicht so, als hättest du tausend Jahre zu leben.

Wie oft verschieben wir etwas auf morgen? Wie oft sagen wir „später“ und merken plötzlich, diese Chance kommt nie wieder. Sie kommt vielleicht nur einmal im Leben.