Behinderung, Gedanken, Junioren, Kuddelmuddel, Musik

Musik am Pfingstmontag

Heute Nacht, als ich nicht schlafen konnte, habe ich einmal wieder die Mediathek des DLF strapaziert. Da habe ich auch den Beitrag von Vivian Kanner gehört und seitdem habe ich einen Ohrwurm. Ich mag spröde Menschen – vielleicht auch deswegen, weil ich selber Risse habe. 

Eigentlich – dieses Wort mag ich nicht, und doch gebrauche ich es immer und immer wieder – eigentlich möchte ich noch länger schlafen. Gestehe es mir aber nicht zu, da wir heute eine Helferin haben, mit der wir spazieren gehen können. Dazu muss ich vorher aber beide Junioren baden. Das setzt mich unter Druck. Der Kerle und das Töchting möchten noch nicht aufstehen. Verständlich, es ist Feiertag! Aber sie sollten auch sauber, angezogen, mit Frühstück versorgt und einigermaßen ausgeglichen sein. Das ist mein Dilemma …

Irgendwo auf der Welt gibts ein kleines bisschen Glück!

Behinderung, Familie, Gedanken, Junioren, Kuddelmuddel, Musik

erzähl mir nichts

Erzähl mir nichts davon, dass es dir auch nicht besser geht, als all den anderen auch.
Erzähl mir nichts davon, dass deine Haare viel zu schnell wachsen und du sogar graue bekommst.
Erzähl mir lieber, wie du es geschafft hast deine Selbstbehauptung aufzubauen, ohne andere zu verletzten!

Momentan fällt es mir sogar schwer, mich gegenüber meinen behinderten Junioren zu behaupten, so erschöpft bin ich. Nicht unbedingt körperlich – eher emotional und psychisch. Jeden Schiet muss ich abfangen, in jeder Hinsicht. Es fängt an, wenn ich den Kerle und das Töchting morgens wasche und dabei diskutieren muss, weil sie ja in der Nacht nicht dreckig werden konnten, weil sie  doch ’nur‘ geschlafen haben. Klingt lustig – aber jeden Morgen? Oder rasieren? Oder Haare kämmen? Alles wird kommentiert und mit teilweise genölten Lauten untermalt!

Erzähl mir nicht, dass das deine Kinder auch gemacht haben und dass sie im Trotzkopfalter ebenso schwierig waren.
Erzähl mir lieber, wie du damals die Ruhe bewahrt hast – aber erzähl mir nicht, dass das eine Episode war. Bei mir ist es eine über 40 Jahre währende Episode!

Behinderung endet nicht irgendwann und ist kein einmaliger (oder absehbarer) Zwischenfall. Behinderung ist immer und ewig.

 Erzähl mir nicht, dass ich meine Kinder in ein Heim geben könnte, dann wäre meine Arbeitsbelastung nicht mehr da.
Erzähl mir auch nicht, dass du das nicht leisten könntest – was man alles leisten kann, ist mehr, als man sich vorstellen kann!

Ich bin dabei, mir Hilfe zu suchen. Wer mich kennt, weiß das. Gerade jetzt in Coronazeiten ist es noch einmal schwerer und gute Therapeuten wachsen nicht auf Bäumen und gute Zuhörerinnen sind rarer denn je. Freizeiten finden nicht statt. Kurse gibt es keine und dass die Band seit über einem Jahr nicht geprobt hat, das wisst ihr – ich bin (fast) alleinige Alleinunterhalterin!

Kuddelmuddelgedankenchaoskarussellgeschichten
https://youtu.be/7WbKQqHfbQs

Gedanken, Gedicht, Junioren, Kuddelmuddel

ich pfeif drauf

Auf das Mitgefühl pfeife ich, davon habe ich nichts und meine Junioren auch nicht!
Auf gute Ratschläge pfeife ich ebenso und
auf Dinge, die mir vorgelesen werden, aus Büchern, die mich nicht interessieren pfeife ich auf zwei Fingern.
Auf Maulereien, die ich mir anhören soll kann ich verzichten. Ob ich drauf pfeife? Sehr sogar!

∙∙∙∙∙·▫▫▫▫ᵒᵒᵒᴼᴼ ᴼᴼᵒᵒᵒ▫▫▫▫∙∙∙∙∙·

Rezept

Jage die Ängste fort
Und die Angst vor den Ängsten.
Für die paar Jahre
Wird wohl alles noch reichen.
Das Brot im Kasten
Und der Anzug im Schrank.

Sage nicht mein.
Es ist dir alles geliehen.
Lebe auf Zeit und sieh,
Wie wenig du brauchst.
Richte dich ein.
Und halte den Koffer bereit.

Es ist wahr, was sie sagen:
Was kommen muß, kommt.
Geh dem Leid nicht entgegen.
Und ist es da,
Sieh ihm still ins Gesicht.
Es ist vergänglich wie Glück.

Erwarte nichts.
Und hüte besorgt dein Geheimnis.
Auch der Bruder verrät,
Geht es um dich oder ihn.
Den eignen Schatten nimm
Zum Weggefährten.

Feg deine Stube wohl.
Und tausche den Gruß mit dem Nachbarn.
Flicke heiter den Zaun
Und auch die Glocke am Tor.
Die Wunde in dir halte wach
Unter dem Dach im Einstweilen.

Zerreiß deine Pläne. Sei klug
Und halte dich an Wunder.
Sie sind lang schon verzeichnet
Im grossen Plan.
Jage die Ängste fort
Und die Angst vor den Ängsten.

Mascha Kaléko aus: Die paar leuchtenden Jahre