Behinderung

Erklär mich mal

Ich fühle mich nicht gut genug ausgerüstet, um mein Leben zu meistern: die Zukunft macht mir Angst – hat mir schon immer Angst gemacht. Ich bin ununterbrochen in Sorge, ruhelos, von vielen irritiert, ich kann nicht abschalten und entspannen fällt mir verdammt schwer. In meinen Notizen habe ich diesen Satz gelesen, geschrieben habe ich ihn aber bestimmt nicht: Jeder Tag ist so, als würde ich in Bleistiefeln durch Wackelpudding laufend auf den Kilimandscharo steigen. Jeder Schritt in meinem Leben ist eine Wahnsinnsherausforderung. 

Ich bin Perfektionistin, lege diese Maßstäbe an mich selbst sehr hoch. Aber auch an andere Menschen setze ich hohe Ziele – oft viel zu hohe. Aber ich denke; was ich kann, können andere doch sowieso! Deswegen sind Beziehungen in der Regel nicht von Dauer, weil sich wohl das Gegenüber ständig kontrolliert oder ausgenutzt fühlt. Dabei möchte ich, dass es meinen Mitmenschen gut geht. Freundschaften setzen mich emotional und auch sozial unter Druck – ich weiß selten wann ich wie reagieren oder handeln soll. Ich erscheine kalt, unempathisch, unsensibel und zu rechthaberisch, dabei will ich nur (mich) erklären. 

Immer noch hängt mir so ein Vorwurf in den Knochen. Mir wurde gesagt, dass ich mich nicht auf meinen Autismus ausruhen soll – so oder so ähnlich gemeint, geschrieben wurde es anders. Inzwischen bin ich verunsicherter denn je…

Audio, Gedanken, Gedicht

Aufwachen oder so ist es eben

Mir träumte
Ich saß auf einer Bank
Vorm Haus

Du schautest
Aus dem Fenster
Raus

Und sahst mich
Nicht
Ich war zu nah

Stattdessen hast
Du sie
Gesehen

Sie schwebte
Auf dem Bürgersteig
Sehr stolz vorbei

Du pfiffst
Du beugtest dich
Zum Rahmen raus

Und fielst
Ins grüne Gras
Ich hob dich auf

Kein Wort
des Dankes
Hattest du

Du ranntest
Ohne Rast und Ruh
Ihr hinterher

Sie drehte sich
Nicht einmal um
Dann wacht ich auf
– das Spiel wurd mir zu dumm

© petra ulbrich

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Mich fragte gestern eine Bekannte wie ich dichte. Meine Antwort fand sie unbefriedigend; ich sagte: Indem ich schreibe was mir durch den Kopf geht! Ob ich denn ein Konzept hätte? Das musste ich verneinen. Wenn ich anfange zu schreiben, weiß ich nicht wohin die Reise führt. Wie ich letztens schrieb; Gedichte entstehen beim gehen! Momentan schwebt über allen ein wenig Enttäuschung. Das Gedicht, das mir im Kopf herumspukt, über Wertschätzung, will noch nicht raus. Meine Bekannte sagte dazu, dass es wohl noch ein bisschen kochen muss! Dabei brodelt es doch schon sehr…

Behinderung, Bücher

festgelesen

Christine Preißmanns Bücher über Asperger-Autismus sind mir nachdrücklich empfohlen worden. Das eine von Mädchen und Frauen habe ich schon lange. Eigentlich muss ich hatte schreiben, denn ich kann es nicht finden – hab es wohl verliehen und weiß leider nicht mehr wem. Schade, sehr schade! 

Als ich vor Tagen Besuch bekam von einer einfühlsamen Frau einer Beratungsstelle von Autisten, hat mir diese die Bücher von Christine Preißmann sehr ans Herz gelegt – sie kennt die Autorin persönlich! Heute habe ich angefangen das Buch Asperger Leben in zwei Welten zu lesen und empfinde die Lektüre, obwohl sie nicht mehr ganz neu ist, als Offenbarung. Immer wieder könnte ich mir Sätze anstreichen und habe diesen bekannten Aha-Effekt. Ich habe die Angewohnheit in Bücher winzige Eselsohren zu knicken, wenn mich auf einer Seite etwas fesselt. Ich glaube, das Buch besteht später aus lauter Eselsohren! Sachbücher sind mir nicht heilig, es sind Arbeitsbücher und das darf man auch sehen. Zum Beispiel schreibt sie: »Wenn mich jemand besucht, bedeutet es immer sehr viel Stress für mich, und ich habe noch keinen Weg gefunden, ein guter und entspannter Gastgeber zu sein.« So ist das für mich auch, so gestaltet sich auch immer die Situation mit den Helfer*innen. Ich stehe unter Strom, will das nicht, weiß aber nicht, wie ich das entzerren kann. So hoffe ich sehr, dass mir das Buch ein bisschen hilft!

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Eine kurze Bildgeschichte: