Gedanken, Kuddelmuddel, Musik

Roland

Schon den ganzen Vormittag denke ich an einen Freund. Roland ist tot, viel zu früh gestorben. Noch keine 60 Jahre alt. Er war lustig. Er war komisch – in jeder Hinsicht komisch. Er konnte ein Clown sein und wunderbar kluge Witze machen, aber er konnte auch wunderlich komisch sein. Verschroben und nicht von dieser Welt. Dabei war er ein herzensguter Mensch, ein toller Gesprächspartner und Spielepartner. Was haben wir uns Gesprächsfetzen an den Kopf geworfen? Er war grundehrlich, so ehrlich, dass es manchesmal höllisch wehgetan hat. Als er das erste Mal den Gehirntumor bekam, hat er sich zurückgezogen. Ich habe ihn wieder aufgespürt und habe nicht locker gelassen. Lange Zeit dachten wir, alles ist gut. Es schien auch so, nach der schwierigen OP. Als nach drei Jahren die Wortfindungsstörungen wieder einsetzten und die halbjährliche Untersuchung ein kleines Knötchen im Hirn zeigte, waren wir – seine Freundin und wir anderen Freunde – optimistisch, war das Geschwulst nur ein paar Milimeter groß. Dass es so schnell wachsen  und aggressiv streuen würde, daran hat niemand, auch die Ärzte nicht, gedacht! Er selbst wusste es wohl, bzw., er ahnte es.

Wir haben oft hier im Garten gesessen. Früher sind wir viel spazierengegangen. Roland hat so gerne unsere Zitronenlimonade getrunken. Sushi war sein Leibgericht und durch ihn habe ich das schätzen gelernt. 

Ist das jetzt schon drei Jahre her, dass er gestorben ist, oder erst zwei? Die Zeit vergeht und Erinnerungen verblassen. Ich sehe ihn noch bei uns auf dem Sofa liegen und schlafen: „Nur ein Viertelstündchen ausruhen!“ Er war nicht der schnellste. Er war es nie. Mit dem Tumor im Kopf wurde er langsam und langsamer. Manchmal, so schien es mir, wäre er fast im gehen eingeschlafen. Aber er war auch ein begnadeter Musiker, spielte Gitarre, Flöte, Dudelsack und vor allem Saxophon. Diesen Klang, diese oft klagenden Melodien habe ich heute im Ohr – will aber nichts davon hören. Will einfach nur an einen sehr, sehr guten Freund denken.

Er ist einer der Menschen, die mir fehlen …

Veröffentlicht von piri

✨ In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ✨

4 Gedanken zu „Roland“

  1. M. - K. sagt:

    Ich hatte gleich eine Erinnerung an Deinen Freund, Euren. Du hast von ihm erzählt hier.
    Solch ein Vermissen ist traurig. Und doch ist es wertvoll, dass man solche Menschen in seinem Leben hatte.
    Der Gartenausschnitt ist schön. Liebe Grüße!

  2. andrea sagt:

    Das ist schönes, stilles Zurückblicken, das den Menschen, an den du hier denkst, so wiedergibt, das ich eine Vorstellung bekomme, wie er (für dich) war.
    Dieses Zurückblicken ist wehmütig, aber auch froh, weil du diesen Menschen gekannt und mit ihm Zeit verbracht hast.
    Es gibt wohl Menschen, von denen muss man sich – in verschiedenen Formen – immer einmal wieder verabschieden, glaube ich.
    Liebe Grüße!
    Andrea

  3. christineb sagt:

    sehr traurig, dass dir auch dieser liebe freund genommen wurde und dass er nicht älter werden durfte.
    auch wenn du mit wehmut zurückblickt, wie schön doch, dass er dein guter freund war.

    1. piri sagt:

      Roland war ein Unikum – ein sehr liebenswertes.

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