Tick, tick, tick – ich sitze auf dem Klo und warte. Auf was? Ich warte einfach, sonst nichts. Es ist Sonntagmorgen kurz nach sieben. Die Uhr tickt. Ab und zu gucke ich in den Spiegel. Ich stehe auf, ziehe mich an und gucke in den Spiegel. Die Uhr hat ganz schön getickt – und lange schon. Meine Falten bekomme ich nicht mehr durch Schlaf glattgebügelt, wie noch vor 10 Jahren. Tick, tick, tick – ich sitze vorm PC und schaue mir meine Hände an. Nicht mehr taufrisch, sehr trocken die Haut und die Nagelsäume zum Teil eingerissen. Viel zu nervös, viel zu viel knibbele ich an den kleinen Häutchen herum – hab ich schon immer getan, auch als Kind schon. Als Kind habe ich auch die Nägel abgekaut, das tu ich schon lange nicht mehr, aber richtig schön gepflegte Hände, glatt und ohne noch so kleine Wunden, hatte ich nie. Es tut weh, wenn die Haut einreißt. Aber vielleicht will ich genau das, dass ich spüre, dass ich lebe. Tick, tick, tick – meine Uhr, es ist die gute teure von MamS, die mit dem Selbstaufzug und dem feinen leisen ticken, das man nur hören kann, wenn man das Chronometer direkt ans Ohr hält. Diese Uhr ist erbarmungslos und zeigt mir meine Zeit an, denn inzwischen ist es so weit, dass ich Carsten wecken muss, wir wollen in die Kirche und der Kerle muss vorher noch baden.
Tick, tick, tick – eine Momentaufnahme, mehr nicht! Habt einen guten Sonntag!