Behinderung, Kuddelmuddel

immer dasselbe

Schon wieder, immer noch, eigentlich ständig macht mir Carstens Esserei Angst. Mit dieser Angst muss ich alleine umgehen. Natürlich machen sich auch andere Sorgen, die den Kerle kennen. Wiebke bekommt in regelmäßigen Abständen Panik, wenn sie ihren Bruder essen sollen sieht. 

Nein, ihr könnt es euch nicht vorstellen und authentisch schildern kann ich es auch nicht, denn dann müsste ich zweieinhalb Stunden lang im 10Minutentakt: „Trink bitte was!“, schreiben. – Für 125ml hochkalorische Aufbaunahrung! Noch mal; zweieinhalb Stunden für 125 ml! Es ist zum Verzweifeln. Der Kerle wird immer weniger, Haut und Knochen und steif, wie ein Brett. Nicht ein bisschen weich zum kuscheln und immer diskutiert er um jeden Schluck. Gestern Mittag hat er 5 Schrims  gegessen, am Abend nichts – nur die Astronautenkost, um knapp zu überleben.  Dieser kleine Mann macht mir so große Sorgen!

Tatsächlich ist es so, wenn er ausreichend isst, funktioniert sein Gehirn auch wieder.. Nein anders: das Gehirn braucht einen Großteil unserer Energie und wenn wir nicht genügend Nahrung zu uns nehmen, können wir auch nicht gut denken – unsere kognitiven Fähigkeiten lassen nach. Und genau das passiert bei Carsten gerade. Wenn er mehr isst und trinkt, dann ist er auch geistig wieder fitter. Dieses alles aushalten, nichts machen können, auch nicht wissen, wo ich Hilfe bekomme, weil niemand sich damit auskennt, das macht mich krank, macht mir Angst.

…und wisst ihr was das Schlimmste ist? Ich bin Carsten gegenüber ungerecht, behandle ihn bevormundend, bin zynisch, werde laut und drängend. Dabei weiß ich, dass der Kerle nur das Essen vergisst! Aber es ist kein Trost, denn die ewigen Ermahnungen nerven einfach nur.

Wenn ihr wollt, könnt ihr uns gerne etwas Gutes tun!

Gedanken, Kuddelmuddel

was Frau wird

Wir waren spazieren!

Meine Oma sagte mir: Kind, du musst dich später als Frau entscheiden, entweder wirst du Kuh oder Ziege! Sie meinte damit, dass Frauen nach den Wechseljahren,  dick werden oder hager sind. 

Ich will keine Kuh und schon gar keine Ziege,  will auch nicht dick sein. Aber ich bin eitel und tendiere zur mitteldicken Kuh mit Aszendenten Ziege – lieber wäre es mir umgekehrt, denn den Zickenanteil mag mein Umfeld ganz und gar nicht leiden. 

Beim Spaziergang sind mir die verschiedensten Typen an Frauen begegnet – alle waren sie richtig so, wie sie waren.

Kuddelmuddel

Zwei Welten 🌎

Hier prallen zwei Welten aufeinander. Einerseits die Junioren, die hier daheim sind und das ausnutzen, ihr Ding durchziehen und nicht unbedingt Rücksicht auf ihre Großmutti nehmen. Andererseits meine Mutter, die still am Esstisch sitzt und um sich schaut, mit meinem Kaffeeautomaten nicht zurechtkommt, gewohnt ist, am Nachmittag etwas Süßes zu essen und händeringend (im wahrsten Sinn des Wortes) wartet, bis ich ihr ein Essen kredenze. Ob sie es will – wirklich will, oder ich es nur vermute – weiß ich nicht. Wenn ich frage, meint sie nur: Ich möchte dir keine Umstände machen! Und macht es damit ganz gewiss. 

Ich bin ja selber schuld – weil ich es im Voraus wusste. Eine alte Frau ändert sich nicht mehr. Ich mache alles gerne – auch die Mutti bedienen, nur ich hätte gerne, sie würde etwas mehr, als nur zwei drei Sätze reden und ein bisschen Verständnis für die Macken der Junioren aufbringen…

Mein Fehler ist, dass ich es jedem Recht machen will und ein schlechtes Gewissen allen gegenüber habe. Ich möchte es meiner Mutter schön machen, aber Carsten und Wiebke nicht zu Dingen zwingen, die sie nicht wollen, möchte gemeinsame Zeit verbringen, aber nicht zwischen beiden Positionen hin- und herspringen. 

Kennt ihr die Reise nach Jerusalem in Dauerschleife? Einer bekommt immer keinen Platz – zum Glück in wechselnder Besetzung. Such Life!