Ist das überhaupt noch wichtig, dass die neue Woche beginnt?
Für mich vielleicht schon, weil ich wieder anfange zu rotieren. Heute zum Beispiel kommen drei liebe Frauen und ein sehr netter Rollstuhlreparierer– zwei Therapeutinnen (Ergo- & Physiotherapie) und eine Haushaltshilfe – jede, von ihnen ist eine sehr nette tolle Frau. Sie kommen aber alle nur zu einem ungefähren Zeitpunkt. Ich dagegen muss die Junioren zum frühestmöglichen Termin angezogen und ‚fertiggemacht‘ haben. Danach sitzen wir sitze ich und warte darauf, dass die Leute kommen. Während ich warte, kann ich nichts machen, weil ich warte! Klingt paradox und überhaupt nicht logisch, ist aber so. Ich kann nichts planen! Asperger-Autisten planen gerne, mögen nicht, wenn die gewohnte Ordnung durcheinandergerät. Ich persönlich kann es schon gar nicht haben herumzusitzen – wie gerade jetzt – wenn noch eine unerledigte Aufgabe ansteht. Ich kann diese aber nicht machen, weil die Junioren noch schlafen und ich sie nicht wecken mag, weil beide eine Nacht mit Alpträumen hinter sich haben. So gerate ich unter Zeitdruck und das macht mir Stress. – Bitte keine Ratschläge, wie ich das besser händeln könnte, ich weiß es. Aber auch, wenn ich einen der Junioren wecken würde, dann hätte ich Stress. Denn Carsten würde mosern: „Warum muss ich so früh aufstehen?“ Wiebke würde vielleicht sogar schreien.
Keine Struktur zu haben, keine von außen, bringt mich aus dem Rhythmus und eine eigene Struktur kann ich nicht aufbauen, weil von außen zu unbestimmten immer anderen Zeiten die Therapeuten kommen. Mein Tag ist auseinandergerissen.
Den Junioren macht das zu schaffen. Wiebke ist selber Autistin und verweigert, wenn ihr nicht plausibel erscheint, dass das und das getan werden muss, die Mithilfe. Da kann man sich auf die Hinterbeine stellen, schreien, bitten, betteln – Wiebke ist stur. Ich finde es toll, ihre Konsequenz. Aber sie muss auch nicht den enttäuschten Menschen einigermaßen diplomatisch erzählen, dass das und das nur eine Folge der Behinderung ist. Ihr sieht man das nach – mir nicht.
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Wiebke ist wach, sie ruft nach mir. Sie kann selber nicht – also werde ich sie aufs Klo setzen, sie anziehen und dafür sorgen, dass ihr Tagesbeginn so sanft wie möglich ist. Carsten lasse ich noch etwas schlafen…
… aber gleich oder später oder jetzt kommt die Haushaltshelferin (noch diese Woche, dann kommt niemand mehr. Die Krankenkasse hat auch ihr Limit.).
Einen guten Wochenstart euch allen!
Rabenzahn sagt:
Diese „ich komme zwischen dann und dann“-Zeitfenster machen mich auch wahnsinnig. Ich fange nichts an, weil mich die Aussicht auf Unterbrechung stört. Und bloß die Schützlinge nichts von der Nervosität merken lassen…
piri ulbrich sagt:
Die Schützlinge nichts merken lassen!? Ja, das ist eine Herausforderung.
Jane sagt:
Oh ja, sowas hasse ich auch. Ich plane auch gerne, und wenn dann der Besuch, Handwerker und Co keine bestimmte Zeit nennen können … es ist zum aus der Haut fahren.
piri ulbrich sagt:
Wenn ich denn weiß, dass es später werden könnte, dann kann ich mich drauf einstellen – aber manchmal wird es eben früher oder sie kommen pünktlich oder eine halbe Stunde später oder irgendwann.
socopuk sagt:
Ich hasse auch diese Zwischenwartezeiten – und sobald man beschließt die Zeit zu nutzen und irgendwas anfängt, tritt der erwartete Falle ein!
Erfahrungsbericht aus der anderen Perspektive: ich bin ja beruflich auch im mobilen Dienst unterwegs. Mich als Besucherin entspannt es sehr, wenn ich eine Viertelstunde bevor ich da bin kurz anrufe, das kann ich im Navi ja relativ exakt ablesen. Dann weiss ich auch dass mein Gegenüber besser mit schwankenden Zeiten (durch vorhergehende Termine, Stau etc) umgehen kann und nicht „auf Kohlen“ sitzt. Und ich kann mit meiner Zeit viel besser umgehen, hab nicht so ein schlechtes Gewissen weil ich immer unpünktlich bin.
piri ulbrich sagt:
Danke für den Perspektivenwechsel. Du meinst sicherlich diesen Beitrag:
Natürlich ist es auch für die Helfer blöd, wenn sie auf eine ungeduldig wartende Person treffen. So ist gleich Spannung da – wie immer ist es gut, miteinander zu reden und zu erklären, warum der Termin nicht einzuhalten ist.