Behinderung

Gefühlte Katastrophen

Letztens habe ich geschrieben, dass ich eine Reichsbedenkenträgerin bin. Was hat das mit meinem Autismus zu tun? Es ist so, dass autistische Menschen in einen unheilvollen Automatismus verfallen (können). Ich tue es! Doch, wie komme ich aus diesem Teufelskreis raus? Denn die Angst um meinen Sohn ist nur ein Teil von allem. 

Self-Fulfilling Prophecy: Wenn ich ständig daran denke, was passieren könnte, dann passiert das irgendwann auch. Mir scheint, dass das eine angstgetriebene kognitive Verzerrung ist. Theoretisch weiß ich darum, praktisch komme ich davon nicht weg. Ich brauche Strategien um dieses Worst-Case-Szenarium zu unterbrechen! Welche? (Noch) keine Ahnung. Die Reize und äußere Einflüsse sind stark – ich filtere nicht, ich nehme sie eins zu eins direkt auf: Overload entsteht und nicht immer habe ich die Möglichkeit mich auszuklinken. Mir hilft Achtsamkeit! Auch so ein Modewort wie Asperger-Autismus. Ich versuche im Hier und Jetzt zu leben und mir helfen wiederkehrende Dinge und positive Automatismen. Seit neuesten mache ich Q-Gong, auch das verhilft mir zur Ruhe. Und es hilft mir mit Menschen zu sprechen, die meine Ängste ernst nehmen und diese nicht einfach mit einer Handbewegung wegwischen – Floskeln und leere Zusicherungen machen mich wahnsinnig, ich fühle mich damit äußerst unwohl. ich weiß, dass viele Katastrophen nur im Kopf entstehen und sicherlich nicht eintreffen müssen. Ich weiß auch, was ich kann und wie ich es verhindere, dass der Kerle nicht verhungert. Aber Wissen und Handeln sind noch immer zwei verschiedene Dinge für mich.

Veröffentlicht von piri

✨ In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ✨

13 Gedanken zu „Gefühlte Katastrophen“

  1. Myriade sagt:

    Interessanter link, danke!

    1. piri sagt:

      welchen Link meinst du? Den, mit dem Overload?

      1. Myriade sagt:

        Ja, den meine ich

  2. Walter B sagt:

    Ich kenne das, wovon du erzählst – wohl nicht ganz in dieser Wucht, wie du es erleben magst. Mir hat sehr geholfen, als ich im Zusammenhang mit MBSR entdeckte, dass das, was in meinem Kopf vor sich geht, das meine mentalen Vorgänge gar nicht sooo furchtbar ernst zu nehmen sind, weil sie oft nicht der Wahrheit/Wirklichkeit entsprechen, sondern meine eingefleischten Denkmuster widerspiegeln. Viele mentalen Vorgänge mögen bedrohlich wirken, sind aber nicht mehr als dunkle Wolken am Himmel meines Geistes, die weiterziehen, wenn ich mich nicht in sie verbeisse. Durch diese Erkenntnis habe ich ein gutes Stück (innere) Freiheit gewonnen.

    Lieber Gruss und alles Gute – Walter

    1. piri sagt:

      Danke für den Hinweis – das muss ich mir bei Gelegenheit näher anschauen.

  3. Gerel sagt:

    Bin in Gedanken bei euch und wünsche dir viel Kraft!
    Liebe Grüße

    1. piri sagt:

      ?

  4. andrea sagt:

    Also ich finde es nicht verwunderlich, dass sich in dir eine Art Dauerbereitschaft in Sachen Katastrophen eingenistet hat. Ich finde das sehr nachvollziehbar im Verhältnis zu dem, das du Tag für Tag (und Nacht für Nacht) in deiner Verantwortung hast und bewältigen musst. Wobei das natürlich nichts dran ändert, dass diese innere Dauerbereitschaft (damit du eben auch für besonders schwierige Situationen vorbereitet bist, die ja oft einmal ganz plötzlich daherkommen) extrem belastend ist und dass vermutlich alles hilfreich ist, das dir Pausen, Entspannung und damit Ruhe bringt. Wobei ich eine bin, die das so gar nicht hinkriegt, das mit dem Entspannen, Abschalten und mit der Ruhe. Ich bin aber grad dabei, mich da an mich zu gewöhnen, weil’s mit dem Verändern einfach nicht klappt. 😉
    Liebe Grüße! Andrea

    1. piri sagt:

      Dauerstress – wahrscheinlich sehr hausgemacht. Ich arbeite dran, ihn aufzubrechen. Geht nur ohne Gewalt. Liebe Grüße zurück ins Nachbarland.

  5. Georg sagt:

    Was du beschreibst geht jedem Menschen so, allerdings mit viel geringerer Intensität. Sie können es deshalb ignorieren oder zur Seite schieben. Du kannst das nicht.
    Vielleicht hilft dir das aber, zu wissen, dass alle Menschen Ängste haben und dass das normal ist, nur du spürst das deutlicher.

    1. piri sagt:

      Bestimmt geht es jedem so. Aber es hilft mir tatsächlich nicht, wenn andere Menschen auch Ängste haben. Jede*r muss damit alleine klarkommen. Klappt mal mehr, mal weniger.

  6. Samy Bee sagt:

    Auch wenn du weißt, was gerade in deinem Gehirn passiert, passiert es ja trotzdem und ist somit für dein Erleben real. Die Angst ist in diesem Moment da.
    Achtsamkeit hilft mir dann auch. Sich im hier und jetzt verankern, mit dem Kopf und den Gefühlen da sein, wo meine beiden Füße gerade sind, das hilft mir, die Angst an den Rand der Wahrnehmung zu schieben. Vielleicht dann auch zu akzeptieren, dass sie da ist. Mir wurde es ein bisschen leichter, nachdem ich akzeptiert habe, dass sie mir nie ganz vergehen wird und ich mein Ziel von „Die Angst muss weg!“ reduziert habe auf „Die Angst soll nicht mein Handeln bestimmen!“
    Im Übrigen habe ich festgestellt, dass die Angst immer dann wirklich schlimm ist, wenn sie gerade keinen Sinn macht. Wenn man ihre Power braucht, um mit einer Situation klarzukommen, in der Angst einfach gerechtfertigt ist, ist die Angst kein Problem. Also, wenn mich tatsächlich ein Tiger jagt, hilft die Angstreaktion meines Körpers mir, davonzulaufen. Ich habe dann gar keine Zeit, die Angst zu bemerken. Aber wenn ich meine Angst deutlich wahrnehme, habe ich gerade keine Situation, in der die Angst hilfreich ist.

    Mir hilft die Berg-Meditation im Alltag. Wenn ich die eine Weile regelmäßig mache, kann ich mich in stressigen Situationen mit diesen Bildern im Kopf beruhigen.

    1. piri sagt:

      Danke für den Hinweis mit der Berg-Meditation – ich vergesse das viel zu oft!

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