Behinderung, Familie, Gedanken, Junioren

es regnet

Nicht meckern, es ist schließlich November! Da darf es schon mal regnen und aufs Dach prasseln. Wir mögen es am Fenster zu sitzen und rauszuschauen. Trotzdem ist Wiebke genervt – sie will spazieren gehen, zu den Eseln und Hühnern. Außerdem müssen wir Brillen richten lassen. Sie sind verbogen. Carsten hat seine Bügel selbst so hingebogen, dass er seine Brille abends ans Tablet hängen kann. Dass sie dann nicht mehr gescheit auf der Nase sitzt, das hat er nicht bedacht und so drückt sie eben… und dann ist da noch unsere Bäckerfreundin, bei der Wiebke ‚endlich einmal wieder eine Brezel kaufen muss‘. Mit zwei Rollstühlen im Regen? Kann Spaß machen, mit dem geeigneten Helfer. Wenn aber jemand schon frierend und mit der Auffassung hinter einem Rollstuhl steht und sagt, dass das sein Rollator sei, dann wird’s eher dröge, denn lustig. 

Aber wahrscheinlich werden wir heute eh backen und Bären, Füchse und Gänse ausstechen. Außerdem muss ich mal wieder Formulare ausfüllen. Handschriftlich, fein leserlich und am besten in Druckbuchstaben! Dazu ist ein Novemberregentag schließlich auch gut…

Gedanken, Gedicht

Wenn Engel fallen

Tränen sich den Weg zu den Wangen bahnen
Das Strahlen verblasst und die Hoffnung sich versteckt

Wenn Engel fallen …
…dann fang sie auf

Trockne die Tränen mit einem Lächeln
Nimm sie an die Hand und suche gemeinsam die Hoffnung

Wenn Engel fallen
… dann fang sie auf

© petra ulbrich

Gedanken, Gedicht

gewartet

Ich habe gewartet.
Ich bin Treppen gestiegen.
Ich habe Papierschiffchen gefaltet.
Ich habe etwas zerrissen.
Ich bin vor einem Spiegel gesessen.
Ich habe meinem Töchting beim Singen zugehört.
Ich habe gesungen.
Ich habe einen Gottesdienst im Radio angehört.
Ich habe geweint.
Um die Toten des vergangenen Jahres und um die davor.
Ich habe meine Erinnerungen hervorgekramt.
Ich habe mir alte Fotos angeguckt.
Mir wurde ein Bild des Familiengrabes geschickt.
Ich habe mich gefreut.
Ich habe auch gelacht.
Ich habe gebetet.
Ich habe vorgelesen.
Ich habe gelacht und zugleich geweint.
Ich habe meinen Frieden mit den Lebenden und den Toten gemacht.