Ehrlich, ich habe Angst davor – nicht vor den Silvesterfeierlichkeiten und auch nicht vor dem langen Abend. Carsten und Wiebke interessiert das ‚olle‘ Fernsehprogramm nicht – wir machen, beziehungsweise sie machen sich ihr eigenes. Wenn der Programmpunkt kommt, dass sie ins Bett gehen wollen, dann ist der da und dann gehen sie schlafen. Das ist völlig in Ordnung! Feuerwerk und Böllerei mögen sie nicht. Da sind sie wie Hunde und möchten am liebsten unterm Tisch liegen, sich die Ohren zuhalten und darauf hoffen, dass der Spuk bald vorbei ist. Das war schon immer so und das wird sich sicherlich auch nicht mehr ändern.
Ich habe Angst, dass ich zusammenklappe, wie schon so manche Silvesternacht seit MamS tot ist. In dieser Nacht bin ich noch mehr allein – fühle mich noch einsamer, komme mir total isoliert und von der Welt abgeschnitten vor. Es geht schon los! Ich habe massive Atemprobleme, kann den angesammelten Schleim aus den Bronchien nicht abhusten. Mein Magen tut weh, die Knie sind zittrig und in der Gegend ums Herz herum ist ein Eisenring gespannt…
Ich vermisse, auch nach so vielen Jahren, meinen Mann. Vermisse seine Silversterbetriebsamkeit und morgen früh – das weiß ich jetzt schon – werde ich den Brunch im Würth-Museum vermissen. Auch, wenn ich mich darauf vorbereiten kann, wird es mich wie immer, wie ein Hammerschlag treffen.
Woanders feiern, geht wegen der Junioren nicht. Dazu sind sie dann doch zu behindert und sind kognitiv nicht in der Lage auswärts ein neues Jahr begrüßen zu können. Ihr Bett muss jederzeit greifbar sein – das ist für sie Sicherheit. Deren Sicherheit geht immer vor. Ich halte die Fassade aufrecht und hoffe nicht, dahinter zu zerbröckeln…