Behinderung, Kuddelmuddel

Jahreswechsel

Ehrlich, ich habe Angst davor – nicht vor den Silvesterfeierlichkeiten und auch nicht vor dem langen Abend. Carsten und Wiebke interessiert das ‚olle‘ Fernsehprogramm nicht – wir machen, beziehungsweise sie machen sich ihr eigenes. Wenn der Programmpunkt kommt, dass sie ins Bett gehen wollen, dann ist der da und dann gehen sie schlafen. Das ist völlig in Ordnung! Feuerwerk und Böllerei mögen sie nicht. Da sind sie wie Hunde und möchten am liebsten unterm Tisch liegen, sich die Ohren zuhalten und darauf hoffen, dass der Spuk bald vorbei ist. Das war schon immer so und das wird sich sicherlich auch nicht mehr ändern.

Ich habe Angst, dass ich zusammenklappe, wie schon so manche Silvesternacht seit MamS tot ist. In dieser Nacht bin ich noch mehr allein – fühle mich noch einsamer, komme mir total isoliert und von der Welt abgeschnitten vor. Es geht schon los! Ich habe massive Atemprobleme, kann den angesammelten Schleim aus den Bronchien nicht abhusten. Mein Magen tut weh, die Knie sind zittrig und in der Gegend ums Herz herum ist ein Eisenring gespannt…

Ich vermisse, auch nach so vielen Jahren, meinen Mann. Vermisse seine Silversterbetriebsamkeit und morgen früh – das weiß ich jetzt schon – werde ich den Brunch im Würth-Museum vermissen. Auch, wenn ich mich darauf vorbereiten kann, wird es mich wie immer, wie ein Hammerschlag treffen.

Woanders feiern, geht wegen der Junioren nicht. Dazu sind sie dann doch zu behindert und sind kognitiv nicht in der Lage auswärts ein neues Jahr begrüßen zu können. Ihr Bett muss jederzeit greifbar sein – das ist für sie Sicherheit. Deren Sicherheit geht immer vor. Ich halte die Fassade aufrecht und hoffe nicht, dahinter zu zerbröckeln…

 

Behinderung, Gedanken, Gedicht

Geschenkt bekommen

Das Kind im Rollstuhl hebt die Ärmchen, so hoch es geht, und es geht nicht besonders hoch. Es öffnet die Hände, so weit wie möglich, doch die Finger krümmen sich nur.

Der kleine Körper drängt danach, loszulaufen, gespannt, was es zu entdecken und zu sehen gibt, aber die gelähmten Beine regen sich nicht, die Füßchen stecken, verdreht und verkrampft, in festen Schuhen.

Eigentlich ein Bild des Jammers.

Wäre da nicht in den wenigen noch möglichen Bewegungen diese unbändige Begeisterung, wäre da nicht, weit geöffnet, staunend und lachend dieser jubelnde Kindermund, und wären da nicht die strahlenden Augen, in denen eine Freude aufleuchtet, die vollkommen losgelöst ist von allen Grenzen und allen Behinderungen.

Da lebt ein Kind im engsten Raum einer harten Wirklichkeit und verkündet dennoch die befreiende Weite des Ewigen.

Und Gott ist Mensch geworden.

©Marianne Haas

Allgemein, Behinderung, Bücher

Du Mama

… ich habe Muckis! 

Und was für welche der Kerle hat – wenn er jetzt nicht nur Muskeln hätte, sondern auch noch ein bisschen Fleisch auf den Rippen, dann wäre ich auch froher. 

Carsten doziert gerade über die Rheinstädte. Er möchte unbedingt ins Kunstmuseum Bonn: „Da waren wir mit Papa mal und das war schön!“ Ja er hat Recht, wir werden wieder öfter ins Museum gehen. Vielleicht nicht grad nach Bonn oder ins Rheinland, aber nicht weit von uns weg gibt es gleich mehrere Würth-Museen, die noch dazu kostenlosen Eintritt haben. … und es hat den Vorteil, dass wir alleine gehen können!

Aber ins Kino! Wir wollen den Kerkeling-Film sehen. Der Junge muss an die frische Luft – irgendwie ist das doch Programm für uns.

Ich freue mich, dass meine Kinder so wunderbar sind. Danke!