Behinderung, Kuddelmuddel

es ist mal wieder so weit 🎈

Als pflegende Angehörige steht mir eine ‚Kur‘ zu – jedes Jahr! Bitte nicht neidisch sein, ihr könnt ja gerne meinen Job machen. Allerdings möchte ich nicht schon wieder in die Kurklinik im Schwarzwald oder gar nach Baden-Baden. Diese Häuser sind konzipiert für pflegende Angehörige, die ihre Eltern, bzw. ihre Ehepartner pflegen. Außerdem habe ich mich in dieser Einrichtung, in der ich war, nicht wohlgefühlt. Ich möchte nicht noch einmal irgendwohin, wo ich mich Fehl am Platz fühlte.

Carstens Kotzerei, fehlende Helfer und psychische und körperliche Beeinträchtigungen bringen mich an den Rand der Belastbarkeit. Die tägliche Pflege ist mir inzwischen zwar zur Routine geworden, dennoch versorge ich jeden Morgen, jeden Tag zwei Menschen im Rollstuhl, die sich nicht alleine anziehen, waschen, wickeln, aufs Klo gehen, vors Haus laufen, Essen richten, an den Kühlschrank, aus dem Rollstuhl können. Die Liste ist nicht vollzählig! Aber ich will auch gar nicht klagen. Ich möchte nur eine Auszeit, mal drei Wochen nur für mich alleine sorgen – am liebsten sorgen lassen.

Deswegen suche ich eine Klinik, die Kuren für pflegende Angehörige anbietet. Keine, die demenzkranke Angehörige mit aufnimmt, keine, die an ein Altenheim angeschlossen ist. Ich suche eine Klinik in schöner Umgebung – aber ich will nicht noch einmal in den Schwarzwald. Es ermüdet mich, wenn ich zum dritten oder vierten Mal in die Pampa fahre.

Leider war ich noch nicht fündig. Gibt es, ebensowenig, wie es eine vernünftige Kurklinik für geistig behinderte Menschen gibt, auch keine für die Menschen, die tagtäglich zuhause pflegen und der Gesellschaft eine Menge Geld sparen? Ich suche weiter, denn die Hoffnung stirbt zuletzt!

Behinderung, Bücher

Leseunlust

Ich habe nicht mal mehr Lust zu lesen!

Ich will nicht mehr lesen. All diese Romane, Geschichten, Märchen, Überflieger, Tragödien und Liebesschnulzen nehmen mir die Luft zum Leben. Zum eigenen Leben. Diese Ersatzleidenschaften, Ersatzliebschaften, Ersatzerlebnisse, Ersatzverbrechen rauben mir den Atem. Sie lassen mich atemlos werden – ich will selber leben.

Vorsicht! Warum lese ich? Vor was laufe ich davon? Weshalb verkrieche ich mich in Fantasiewelten? Welche Leere will ich ausfüllen? Habe ich kein eigenes Leben, dass ich mir eins aus Büchern zusammensuche? Mein Leben ist – weiß Gott – ereignisreich genug, dass ich nicht noch andere, fremde mitleben, mitlesen muss!

Aber es ist zu schön in andere Welten einzutauchen. Ich brauche doch bloß den Buchdeckel zuklappen, dann bin ich wieder bei mir. Manchmal, manchmal möchte ich dann ganz schnell die Seiten wieder aufschlagen. Um dann festzustellen, dass in den Büchern auch nur mit Wasser gekocht wird …

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…übrigens geht die Kotzerei wieder los. Mit Husten und Ängstlichkeit. Schiete!

Wenn ihr wollt, könnt ihr uns gerne etwas in den imaginären Hut werfen! Wiebke hat sich entschieden – sie will blaue Sandalen.

Behinderung, Kuddelmuddel

schwere Freizeit

  • nicht für mich
  • auch nicht für die Junioren, obwohl sie anfangs wieder schwer zickten
  • eher für die Betreuer, da die Gruppe sehr unterschiedlich war
  • auch deswegen, weil das Wetter eher bäh gewesen ist

Nass, wie die besagten begossenen Pudel sind die Junioren heim gekommen. Carstens Rippen kann ich wieder zählen – aber, er hat sich wohlgefühlt und das ist die halbe Miete. Anstrengend war es anscheinend, geschlafen haben sie um neun! Die Rollis sind verdreckt, bei dem Mistwetter ganz normal. Die Erzählung belief sich auf: „Schön war’s!“ und nicht mehr, das Tablet hatte mehr Anziehungskraft, als die so schmerzlich vermisste Mama…

Treulose Tomaten! „Wann fahren wir wieder weg?“ „Aber diesmal mit dir!“ Urlaub, Freizeit, Ferien sind schön – aber zuhause ist es bequem.

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Bei mir steht ein schwieriges Gespräch an. Am liebsten täte ich kneifen, denn meinerseits steht mein Entschluss fest – ich werde den Kontakt abbrechen. Erpressen lasse ich mich nicht, auch nicht damit, dass ich meinen Kindern im Weg stehe. Meine Kinder können nicht alleine, sie sind in allen Lebenslagen auf Hilfe angewiesen. Sie wollen nicht, dass es mir schlecht geht. Ich will nicht, dass es ihnen schlecht geht. Und wenn ich ihretwegen auf eine Feier gehe, auf der ich Angst haben werde, dann tue ich ihnen auch keinen Gefallen.

Wünscht mir starke Nerven, gutes Durchhaltevermögen, kein Einknicken und immer die richtigen Worte für das Gespräch.