Alltag, Behinderung

von morgendlichen Diskussionen

… übers Fingernägel schneiden, unliebsamen Anziehsachen, vollgeschissenen Windeln und dem viel zu frühen Aufstehen! 

08:02Uhr – Im Moment räsonierte der Kerle darüber was wir am Nachmittag nicht machen können; es soll sonnig werden, auch wenn es gerade gar nicht danach aussieht. Er hat Bedenken, dass die Sonne zu sehr knallt und unsere (ältere) Begleiterin einen Schwächeanfall  – Originalton Kerle – bekommt.  Vorher war er der Meinung, dass ich ihm ins Fleisch schneide und er dadurch eine Sepsis bekommen könnte. Aber den Po, den sollte ich ihn sanft abwischen: „Aber gründlich bitte!“

Das Töchting hatte bestimmte Vorstellungen was sie nicht anziehen wollte! Das T-Shirt, das dann endlich ihre Gnade fand war ein rosafarbenes Ungetüm. (Hinweis an mich – nicht noch einmal waschen, gleich wegwerfen!) 

Für beide könnte das Aufstehen fünf Minuten bevor der Werkstattbus kommt sein, denn frühstücken tun sie sowieso nicht und trinken kann man auch im Bett…

Einen schönen guten Morgen!

Alltag, Behinderung, Familie, Junioren

Dinge können klappen

Manchmal schreibe ich mir gehörtes auf, um es dann schon drei Tage später nicht mehr zuordnen zu können. Völlig aus dem Zusammenhang gerissen ergeben sie keinen Sinn. Dinge können klappen, ist so was. Das was wir machen, klappt meisten. Wenn nicht, hätten wir andauerndes Chaos.

Gestern war ein Tag, an dem anscheinend alles schief lief. Ich habe meinen Tag im Sozialamt begonnen, hatte den Antrag für die Parkausweise dabei, Passbilder auch, sogar die Behindertenausweise der Junioren. Glücklicherweise saß auch niemand vor mir vorm Sachbearbeiterzimmer, ich hatte lediglich vergessen eine Marke zu ziehen und hab nur geklopft. Nach Aufforderung habe ich sie gezogen und durfte mein Anliegen vorbringen. Was Vorschrift ist, muss Vorschrift bleiben! Dann hat er meinen Antrag gewendet, den alten Parkausweis vom Kerle anguckt, in seinen Computer geschaut, den Ausweis verlangt, geschrieben, hat einen Antrag ausgefüllt – als ich ihm sagte, dass doch der Antrag vor ihm liegt, meinte er nur: „Ich muss das noch mal ausfüllen!“ und natürlich ausdrucken! Dann hat er mein Töchting nicht gefunden. Im Computer nicht und in seinen Unterlagen nicht. Mit Geburtsdatum nicht und mit Namen nicht, sogar mit Behindertenausweisnummer nicht! Als ich sagte, dass ich diese Frau heute Morgen angezogen habe, schaute er mich mit großen dumpfen Augen ungläubig an. Erst die Kollegin fand meine Tochter nach einer halben Stunde. Inzwischen war ich ungläubig. Ihr Parkausweis war abhanden gekommen – er musste komplett neu beantragt werden. Aber auch diesen Antrag hatte ich komplett mit Lichtbild dabei. auch diesen Antrag ließ er nicht gelten und machte sich umständlich dran, den auszufüllen. Ausdruck in doppelter Ausführung, einer für mich, einer fürs Amt! Meine Formulare habe ich sofort in den bereitgestellten Papierkorb geworfen. „Können Sie bitte draußen warten! Mein Kollege wird die Parkausweise drucken.“ Nach sich schloß er das Büro  ab, brachte die Anträge zum Kollegen und wart für eine Weile nicht mehr zu sehen. Ich wartete und wartete! Der Kollege kam nicht, dafür andere Antragsteller. Die Stühle vorm Büro füllten sich. Nach zwanzig Minuten kam der Kollege, ging ohne anzuklopfen ins Antragsbüro und – nichts geschah. nach weiteren zehn Minuten kam der Sachbearbeiter raus, gab mir die Parkausweise mit einer Erklärung und Ermahnung, doch nicht wieder einen zu verlieren (ist übrigens während einer Freizeit in einem gemieteten Bus vergessen worden) und verschwand. Jetzt war ich dumm, denn ich nahm die Dinger ohne draufzugucken. Der Ausweis des Töchting gilt 2 Jahre, der des Sohnes – der nur eingerissen und unleserlich war – wurde nicht verlängert, sondern nur ersetzt und läuft in drei Monaten aus. 

So mache ich dasselbe Spiel in drei Monaten noch mal – ich weiß ja jetzt wie es geht!

Alltag, Behinderung, Gedanken, Junioren

passt wie ein Horoskop

…. aus einem Buch von Anselm Grün:

[…] Man hat den Eindruck, dass heute die Geduld fehlt, etwas wachsen zu sehen. Man muss sofort Erfolge sehen. Man muss sofort Bedürfnisse erfüllen. Man lässt sich nicht mehr die Zeit, dem Wachsen einer Blume oder Baumes zuzusehen. So wird oft viel Wind fabriziert. Aber es wächst nichts, was Bestand hat. Die gleiche Ungeduld kann man bei der Erziehung der Kinder beobachten. Man kann es kaum aushalten, wenn Kinder einmal eine Krise durchmachen. Man gerät in Panik und meint, man müsse die Krise sofort wieder in Griff bekommen. Unsere Politik ist von Kurzatmigkeit geprägt. Täglich werden neue Lösungsmöglichkeiten angepriesen, die aber schon am gleichen Tag widerrufen werden. Je schneller man Lösungen möchte, desto mehr lähmen sich die verschiedenen Parteien, und es geschieht gar nichts. Die Hektik gebiert leeres Stroh. Der Hektiker arbeitet effektiv weniger als der, der mit Ruhe und Gelassenheit an die Arbeit geht. […]

Notiz an mich: bitte hinter die Ohren schreiben!

∙∙∙∙∙·▫▫▫▫ᵒᵒᵒᴼᴼ ᴼᴼᵒᵒᵒ▫▫▫▫∙∙∙∙∙·

Der Kerle lag wie ein Flitzebogen, das Töchting fast rausgefallen, beide kaum zugedeckt und kalt. Mein nächtlicher Kontrollgang durch die Juniorenzimmer hat mich nachdenklich demütig weinen lassen – so unschuldig liegen sie verkrümmt in ihren Betten. Da braucht es eine liebordnende Hand.  Meine geb‘ ich gerne!