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verblöden

Hilfe, ich verblöde. Aber es ist absoluter Selbstschutz. Seit längerer Zeit gucke und höre ich nicht mehr jede Nachrichtensendung wie früher, die ich hören könnte. Mein Nachrichtenkonsum beschränkt sich auf einmal morgens und dann die Hauptnachrichten am Abend. Der Kerle macht sich schon darüber lustig, dass ich völlig uninformiert bin! Mich macht’s auch ein bisschen kribbelig, aber ich werde nicht ständig mit Krieg und Leid konfrontiert. Es ist ambivalent, denn so rücken unsere eigenen Probleme nach vorne. Aber nicht nur sie, denn ich habe auch Zeit schöne Dinge und Aktivitäten zu planen. So waren wir kleine Familie Kunst gucken – alleine – und es hat wunderbar geklappt! Die Museen Würth in unserem Umfeld sind erstens völlig (?) barrierefrei, für sehbehinderte noch lange nicht ausreichend, aber die Museen sind rollstuhlgerecht, wenn auch die Bilder manchmal sehr hoch hängen.

Der Kerle hat’s genossen und dem Töchting fast gut gefallen! Ihr waren zu viele Menschen unterwegs, dem Kerle zu wenig! Eine Ausstellung hat sie aber motiviert selbst etwas zu malen. Es wurde Kunst von behinderten Menschen gezeigt. Meine Tochter hat ein schönes buntes Kreisebild gemalt. Sie will es nicht zeigen: „Das ist meins!“ Der Kerle dagegen hat sich fast nur fürs Schraubenauto interessiert. Im anderen Museum haben wir gegessen und dann Hundertwasserbilder bestaunt. Das war des Kerles Stunde. Immer wieder hat er – er, der so schlecht sieht – etwas neues entdeckt und die Farben bewundert. Gold und Silber und strahlendes Gelb. Wir haben die Zeit vergessen und so manch bewundernde und verwunderte Blicke trafen uns. Eine Dame sprach den Kerle an und dafür bin ich ihr dankbar. Sie hat nicht über seinen Kopf hinweg mich angesprochen. Sie wollte mit ihm reden! Und hat ihn auch verstanden, weil sie ihn verstehen wollte! So geht’s also auch…

Die politische Lage war außen vor, unsere privaten Probleme waren für diese Zeit weit weg. Ich werde es weiterhin versuchen nur zweimal am Tag Nachrichten zu hören.

Veröffentlicht von piri

✨ In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ✨

5 Gedanken zu „verblöden“

  1. Violine sagt:

    Du kannst mich auslachen, aber seit Jahren schon schalte ich den Radio aus, wenn Nachrichtenzeit ist. Mir ist das alles zu heftig und zu heftig serviert.
    Ich bekomme auch so noch genug mit.

    1. piri sagt:

      Warum soll ich dich auslachen? Das ist doch totale Selbstfürsorge!

  2. M. - K. sagt:

    Das waren bestimmt zwei tolle Ausstellungen!
    Klasse, dass Dein Töchting daraufhin auch kreativ wurde. Dass sie ihr Werk nicht zeigen mag, ist absolut in Ordnung, es ist ihr Eigenes! Und ich kann mir vorstellen, daß es schön ist, denn ich mag bunt. Die Achtsamkeit mit Dir selbst, was den Nachrichtenkonsum angeht, finde ich hilfreich. Für mich gibt es immer mal solche und andere Zeiten, so, wie ich es für mich gerade brauche. Windig-herbstliche Grüße!

  3. Rosa sagt:

    Das klingt wunderbar und die Entscheidung ist auch richtig.

    1. piri sagt:

      Bis heute fahre ich gut damit!

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