… oder nebenbei.
Bitte, kann das nicht alles ein wenig schneller gehen?
Die Waschmaschine ist zu langsam, ich muss noch die Betten beziehen und nach dem Handball – gehen wir überhaupt zum Handball?, es regnet doch in Strömen und sowieso haben wir keine Begleitung – also nach dem Spiel ist es zu spät dazu. Aber wenn die Kopfkissen noch nicht einmal gewaschen sind, wie sollen sie dann trocknen, wer soll sie in den Trockner stecken? Mich macht das hibbelig. Wir müssen zum Handball, Punkt. Denn, auch wenn wir heute Abend alleine gehen, könnte ich dort den Hallensprecher bitten, eine Suchdurchsage zu machen und eventuell meldet sich ja jemand der/die uns zu weiteren Spielen begleiten mag.
Gegessen haben wir auch nichts. War noch keine Zeit was zu kochen. Beide Junioren haben gebadet und beide Betten musste ich auch heute abziehen. Manches kann ich nebenbei – bin große Meisterin darin, Dinge nebenbei zu machen. Kochen geht nicht. Hatte ich mal versucht, da gab es dann Kohle! Jetzt wollen die Herrschaften nichts essen und Bratwurst im Weck (heißt so im Schwabenländle) in der Halle können sie nicht beißen. Mistdilemma.
„Mama, wer spielt denn?“ „Carsten trink was!“ „Hab keinen Durst!“ „Wiebke trink was!“ „Kann ich nicht mehr.“, jammert sie. „Warum kann der H. nicht mehr mit zum Handball kommen?“ Carsten fragt das dritte mal. „Weil er alt und krank ist.“ „Wie alt ist der?“ „Über achtzig.“ „Das ist alt!“ So geht‘s die ganze Zeit. Nebenbei schiebe ich den Herschafften ein paar Kekse unter, bettele, dass sie wenigsten ein bisschen was trinken und vergesse selber mein Glas auch nur anzugucken.
Die Waschmaschine schleudert kurz – nur noch spülen, dauert ca. 45 Minuten und ich sitze auf heißen Kohlen. Das Töchting sagt, dass sie keinen Bock auf Handball hat. Der Kerle nöhlt: „Ich will aber!“ Nebenbei erzählt er mir, von den weitergehenden Kämpfen im Gazastreifen und von den Drohnen am Münchner Flughafen. Will ich nicht wissen und sag ihm das. Da hält er mir einen Vortrag, dass ich mich informieren und wissen muss, was in der Welt passiert. Nebenbei streikt mein Drucker. Nein, eigentlich der Drucker nicht, ich kann nur die Datei aus der Anwendung nicht direkt drucken und muss einen umständlichen Weg gehen. Wie funktioniert das noch mal?
Ich bin eh so eine Paniktante. Wenn was nicht klappt, dann macht mir das Stress – kennt ihr ja auch schon, macht es nur nicht besser. Nebenbei schwebt das nasse Kopfkissen im Raum, der blaue Spannbezug, den Wiebke will, ist auch mit in der Waschmaschine. Die Zeit rast!
“Carsten trink was!“ Jaaaaaaa, mach ich doch!“ „Wiebke, hast du was getrunken?“ „Nee, Mama das mag ich nicht!“ „Was möchtest du stattdessen?“ „Weiß ich nicht.“
Warum geht das Leben eigentlich nur linear? Kann es nicht auch parallel passieren? Es würde mir so einiges erleichtern. Und ganz nebenbei wünsche ich mir noch ein paar Arme, einen Kopf in dem nicht ein Taubenschlag ist und ein Viertelstündchen R U H E!
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15:52 Uhr – „Wiebke magst du einen Milchreis essen?“ Ich habe einen einer bekannten Marke daheim, den ich eigentlich nie wieder kaufen wollte, weil der Inhaber des Ladens der blauen Partei nahe steht. „Nein!“ Ich kenne meine Tochter: „Soll ich ihn dir füttern?“ „ja!“ „Warum sagst du es denn nicht gleich.“ Verzweiflung macht sich breit.
B. sagt:
Beim Lesen bekommt man schon fast Schnappatmung. Du brauchst wirklich eine Engelsgeduld.
Nebenbei erwähnt, ich finde, dass die Programme der Waschmaschinen viel zu lang sind. Die Hälfte der Zeit würde mMn reichen. Und wenn es dann noch nicht sauber ist, eben ein zweites Mal.
Peter Bachstein sagt:
Ach ja, das alltägliche Chaos. Auch mich haut es bisweilen aus den Socken. Dann kommen wieder Tage offenbar ganz ohne Chaos. Dann vermisse ich es fast. Im Laufe meines 76jährigen Lebens hab ich ich an diesen permanenten Widerspruch gewöhnt.