Tante Gerner und Harti

Tante Gerner hieß nicht Gerner. Harti mochte sie bloß gerner, als die anderen auf unserem Hof und in der angrenzenden Straße. Ganz im Vertrauen, sie war eine wunderbar schrullige Frau und mit der Zeit ist ihr Bild auch bei mir sehr verklärt worden. Tante Gerner war noch nicht alt, aber jung war sie auch nicht mehr – „So mittelalt, wie ein Käse.“ hat Harti gesagt. Denn, noch mehr als Kirschlollis, mochte Harti Stinkekäse. Harzer Roller! Und wenn Frau Meier einmal nicht genügend dieses sehr rezenten Käses verkauft hatte, dann machte sie Harti eine große Freude. Nur, nur dass Harti anschließend immer heftige Bauchschmerzen hatte und Frau Schrader in den Käseladen ging und Frau Meier sehr lautstark untersagte, dass Harti noch einmal (mittel) alten Käse geschenkt bekam.

In Tante Gerners Garten wohnten Hühner. Eigentlich eingezäunt fast am Rande des Bahndamms, aber die Viecher waren so geschickt, dass sie den ganzen Garten ihr Eigen nannten. Dementsprechend sah es aus. Sehr zerrupft und ratzekahl abgefressen. Harti fand das furchtbar und er wollte Tante Gerner eine Freude machen.

Nebenan war der Garten von Onkel Amroschkewitz. Sein ganzer Stolz waren die schönen Blumen – ihr könnt euch denken, was passiert ist! Harti hat, weil Onkel Amroschkewitz doch so viele davon hatte, einfach einen bunten Strauß gepflückt!

Kategorien: Kuddelmuddel

9 Kommentare

  1. Die Hartigeschichten gefallen mir sehr, und die heutige erinnert mich an das Buch „Was man von hier aus sehen kann“, weiß nicht, ob du es kennst. Deine Menschenbeschreibungen treffen so auf feine Ohren…

    • Was man von hier aus sehen kann – das Buch kenne ich nicht. Aber ich danke sehr für das Kompliment. Die Geschichten – und je mehr ich schreibe – umso mehr sprudeln sie aus mir heraus. Nichts Großes. Das will ich auch nicht!

  2. Ich bin auch ein großer Fan von Harti.

  3. Das ganze Leben besteht aus kleinen Geschichten, und wenn man sie so anschaulich schreiben kann wie Du, dann sind das alles kleine Kostbarkeiten.

  4. Eine feine Geschichte ist das, wie überhaupt alle Harti-Geschichten. Du schreibst so lebendig, dass man das Gefühl hat, unmittelbar dabei zu sein.

  5. (Irgendwie spinnt der Reader, der mir die neuen Beiträg der Blogs anzeigt, nicht nur Deine tauchen zu selten auf und scheinen verschluckt …)

    Harti-Geschichten, Geschichten aus dem Leben sind das. Braucht es große Geschichten von jedem? Mich erfreuen die kleinen meist mehr. Und der mittelalte Käse für Harti erinnert mich an die Kuchenränder des Nachbarn, an denen wir uns oft nachmittags gütlich tun konnten und auch taten, selbst wenn sie etwas heftiger gebacken waren und nachher beinahe wie Kohlekompretten wirkten.

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