Behinderung, Gedanken

beruhigt

Wie aufregend ein kleines Leben doch ist – des Kerles Zustand hat sich in den frühen Abendstunden verschlechtert. Er wurde käsweiß, kaltschweißig, apathisch und lag wie ein Stein im Bett. Aus dem Grund habe ich die elfsechselfsieben angerufen. Dort bin ich an einen verständnisvollen, offensichtlich kompetenten Mitarbeiter geraten, der kluge Fragen stellte. Er hat mich weiterverbunden an die Rettungsleitstelle. Der Mitarbeiter dort hat mich auch noch einmal ausgefragt und gemeinsam sind wir zu dem Entschluss gekommen – auch weil ich leichte Panik verspürte – dass sich ein Rettungssanitäterteam den Kerle anguckt, Blutdruck misst, Zuckerwerte, Sauerstoffsättigung kontrolliert und eventuell ein EKG erstellt. Carsten war flattrig, ich aber auch!

Das Töchting ließ sich ohne Probleme ins Bett bringen. Wenn’s wirklich brenzlig wird, sind die Junioren tough. Der Rettungswagen kam ohne Blaulicht und zwei junge Sanitäter brachten Ruhe mit. Routiniert spulten sie ihr Programm ab. Jedenfalls soweit sie es bei dem Winzling abspulen konnten. Alle Werte in Carstens Rahmen. Kognitiv war er wieder besser drauf – genau das hatte mir am meisten Sorgen gemacht. Wißt ihr, wenn sich ein anderer erwachsener Mensch die Situation ansieht und nicht nur am Telefon einschätzt, das hatte ich gebraucht. Sie meinten, sie können es vertreten, dass sie den Kerle nicht ins Krankenhaus bringen. Er darf unter meiner Beobachtung daheim bleiben, wenn wir morgen zum Hausarzt gehen – die Lage ist beruhigt. Ich sollte bloß ein leichtes Equipment anschaffen z. B. Pulsoximeter und vielleicht ein Blutdruckmessgerät. Schauen wir mal, ich bin noch nicht wirklich von der Notwendigkeit überzeugt!

Sie sind weg. Der Kerle schläft, Wiebke auch, ich bin hundemüde und hellwach zugleich – aber wenigstens ein klitzekleines bisschen beruhigt.

…und irgendwie werde ich immer unsicherer mit jeder brenzligen Situation!

Veröffentlicht von piri

✨ In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ✨

9 Gedanken zu „beruhigt“

  1. anneeulia sagt:

    Hast Du richtig gemacht,
    Träumt heute gut.

    1. M. - K. sagt:

      Hallo piri, Du hast die brenzlige Situation gut gemeistert! Wie geht es Carsten heute? Und Deine Anspannung, ist sie etwas abgeklungen?
      LG!

      1. piri sagt:

        Meine Anspannung ist einer bleiernen Müdigkeit gewichen. Ich bin so müde und war grad in der Badewanne – die Junioren sind in der Bandprobe. Ja auch Carsten, ihm geht‘s gut. Er hat geschlafen, der Arzt hat ihn untersucht und das Blut im Erbrochenen kam aus dem Rachen. Die Medis wirken – er hat ja eigentlich auch nichts gegessen. Sämtliche Nahrung bekam er heute durch die PEG.

        Ich soll ins Schlaflabor – ob das dies Jahr noch was wird?

      2. Margrit sagt:

        Ist das nicht seltsam, dass man unsicherer wird bei den brenzligen Situationen? Geht mir nämlich auch so. Dabei sollte die Erfahrung doch das Gegenteil bewirken.
        Ich glaube, das kommt vom Altern, man spürt die nachlassenden Kräfte. Oder?

        1. piri sagt:

          Das ist nicht schön! Es ist so viel auf einmal, denn wenn es Carsten nicht gut geht, dann gehts uns anderen ja auch nicht gut und Wiebke weint dann auch viel!

    2. piri sagt:

      Viel zu müde zum träumen, viel zu müde zum schlafen!

  2. Trude sagt:

    116117 finde ich toll.
    Da wurde mir / uns schon mehrfach kompetent geholfen

    1. piri sagt:

      Ich hab‘s auch schon ganz anders erlebt!

  3. christine b sagt:

    eine sehr schlimme situation für euch, ich kann mir vorstellen, dass es große hilfe ist- vor allem psychische hilfe- wenn sanitäter bei euch waren und deinen sohn genau angeschaut haben und dass man danach durchatmen kann und die gedanken sich langsam wieder ordnen.

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