Alltag, Behinderung, Gedanken, Junioren

Ende des Tages

Am Ende des Tages können wir viel mehr ertragen, als wir denken. | Frida Kahlo

Diese große Künstlerin hat viel Leid ertragen müssen. Das, was ich von ihr weiß, ist nicht viel. Nur eben, wie bei mir so üblich, Gießkannenwissen. Per se finde ich Streuobstwiesenwissen gut. Allerdings nervt es mich auch, dass ich von allen ein bisschen was weiß und nichts wirklich gut. Ich komme einmal wieder vom Thema ab.

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Heute habe ich beide Juniorenzimmer umgeräumt. Regale verstellt, Radio eingerichtet, Bücher abgestaubt und beim Kerle sogar eine Wand gestrichen. Allerdings musste ich bei ihm das Bett mit dem Regalumbau komplett auseinander nehmen, weil erstens Cola verkleckert war, er aber auch Erbrochenes am Regal, hinter Büchern und CDs versteckt hatte. Deswegen auch die Wand im neuen Glanz – der Teppich hat das Nachsehen. 

Müde bin ich, geh zur Ruh …

Behinderung, Junioren, Musik

Vorsicht Polemik und versöhnliches

“Ich kann dir gerne helfen, aber nur dann wenn es mir in die Zeit passt!“ Ob es mir dann passt, danach fragt sie nicht. Unterschwellig bedeutet das, dass wir froh sein sollten, überhaupt Hilfe zu bekommen. Glücklich darüber, dass sich jemand Zeit nimmt – ob es uns in den Kram passt oder nicht! Moment mal, es soll jetzt nicht der Eindruck entstehen, dass sich Helferinnen oder Assistenzkräfte nur nach uns richten sollen. Aber wenigstens ein bisschen Selbstbestimmung und nicht nur Abhängigkeit tut unserem (schließe immer die Junioren mit ein) Selbstbewusstsein (auch der Kerle und das Töchting brauchen das) gut! Sehr oft richte ich unsere Aktivitäten danach aus, ob auch genügend Menschen da sind, die uns helfen. Einiges kann ich mit den Junioren alleine machen, sehr vieles nicht!

Heute Nachmittag scheint es sonnig zu werden. Auch ohne lädierten Po könnte ich zu dieser Jahreszeit nicht alleine mit zwei rollstuhlfahrenden Junioren spazieren gehen. Ja, ich muss mir sogar schwer überlegen, wie ich sie baden lassen kann. Ins Wasser ist kein Problem – nur wieder rausholen, nass und nicht gut zu packen, sowieso und mit Schmerzen gar nicht so einfach. Ich schaffe das! Ich schaffe das immer, ich brauche kein Mitleid – nur ab und zu, zur rechten Zeit eine zupackende Person an meiner Seite. Dann, wenn es dem Kerle passt, oder dem Töchting und nicht, wenns grad im Dienstplan steht.

Wo bleibt das Versöhnliche? Der Kerle und dem Töchting geht’s gut, geht’s richtig gut – sie singen und sind grundzufrieden. Ungewaschen, ungekämmt, etc. pp …

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Behinderung

fremdes Gedicht

Warum lächelst Du

Warum lächelst Du
so freundlich, wenn
Du mich siehst?

Warum fragst Du
nicht
was Du tun
kannst,
damit auch ich
zu den Orten kommen
kann,
zu denen Du kommst,
auch mit meinem Rollstuhl?

Kassandras Ruhm

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In Stuttgart haben wir, trotz Gedränge, auch Hilfsbereitschaft erfahren. Junge Männer wollten die Rollstühle Treppen hochtragen, Menschen haben an Engstellen Platz gemacht. In der U-Bahn war allerdings ein Vater merkwürdig. Sein Kind hatte offensichtlich Angst vor Carstens freundlichem Grinsen. Der Vater nahm sein Kind, warf mir einen bösen Blick zu, hielt dem Kind die Augen zu und verschwand in eine hintere Sitzreihe um dort kopfschüttelnd Platz zu nehmen…