Familie, Gedanken

den wievielten Beitrag

… ich jetzt schon privat im Blog geschrieben und nicht veröffentlicht habe, mag ich gar nicht sagen. Es sind auch einige Gedichte darunter, die mehr von mir preisgeben, als ich möchte. Unser Besuch hat sich gerade auf den Weg nach Hause gemacht. Ich vermisse meinen Bruder jetzt schon. Dabei hat er keinen Handschlag gemacht und kaum gesprochen. Ich habe allerdings auch keine Hilfe erbeten und Gedankenlesen kann noch niemand, schon gar nicht mein introvertierter jüngerer Bruder! Dennoch haben wir uns nicht, wie wir es als Kinder immer gemacht haben, gestritten. Es war sogar sehr harmonisch und zusammen Schweigen hat etwas Tröstliches.

Als Kinder waren wir uns viel zu gleich und doch zu unterschiedlich. Mein Bruder technisch begabt und beim Klettern mir immer 2 Meter voraus. Wenn ich nicht nachkam wurde er ungeduldig und ich verlor die Lust am Berg zu sein – jedenfalls mit ihm, mit anderen Vorsteigern machte es mir dann doch wieder Spaß. So bewahrheitete es sich, dass man nicht alles mit jedem machen kann. Dafür war er immer bereit mir dieses oder jenes zu reparieren. Meist mit leichtem Murren, aber trotzdem gerne. Er, der sehr spät die Lust am lesen entdeckt hat, hat mir desöfteren den einen oder anderen Buchtipp gegeben – andersrum war es ebenso. Manchmal habe ich ihn auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und manchmal hat er mich fliegen lassen. Wir können philosophische Kurzgespräche führen, müssen nicht einer Meinung sein und lassen uns gegenseitig so gelten wie er oder sie ist. Dieser Bruder ist mir, in seiner Eigenheit, der liebste. So wünschte ich es mir auch mit meinen anderen Brüdern. Mit meiner jüngsten Schwester verbindet mich ein ganz anderes Band. Wir streiten uns heftig und vertragen uns wieder und teilen auch Geheimnisse. Zur dritten Schwester habe ich ein schmerzhaftes Verhältnis und die Zwillinge, die Zwillinge haben sich!

Mit den Jahren haben wir uns alle weiterentwickelt. Nicht in die gleiche Richtung, das belastet mich. Ich würde zu gerne Kontakt zu allen Geschwistern haben, wenigstens Kontakt …

Nachtrag: Irgendwie passt Ringelnatz immer!

Gedicht

Glücksfragment

Glück ist weise
flüchtig und leise
bleibt nicht lange
doch kommt
immer wieder

Wer’s sucht
wird nicht finden
versteckt
hinter Kummer
ist’s plötzlich da

© piri ulbrich

Behinderung, Junioren

wie schön, dass du geboren bist

Wie schön, dass du geboren bist. Wir hätten dich sonst sehr vermisst.

Mein lieber Sohn, als du geboren wurdest war alles anfangs sehr entspannt. Ein Samstag und wir konnten zu Fuß zum Krankenhaus gehen. Dann waren allerdings keine Hebammen da – aber das hat mich nicht beunruhigt. Blöd fand ich, dass MamS nach Hause geschickt wurde. Damals war es noch nicht üblich, dass die Väter bei Geburten dabei waren. Du warst schnell da. Es flutschte sozusagen. Dann wurde es hektisch, du wurdest mir weggenommen, sofort, ohne dass ich dich auch nur ansehen konnte. Ganz schnell musstest du in die Kinderklinik. Deine Lebenserwartung schätzten die Ärzte auf ein Jahr. Ich war so traurig!

Es ist zum Glück alles gut geworden. Du warst stark, unglaublich tapfer und zäh. Ein Kämpfer! Das bist du heute noch, auch nach so vielen Jahren. Ich liebe dich und dein Geburtstagsgeschenk bekommst du eben etwas später…