Junioren, Kuddelmuddel

Es geht wirklich wieder los

Zwischenüberschrift als Nachtrag: Wir grenzen uns immer mehr aus! Oder werden ausgegrenzt?

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Auch heute kotzen! Noch kann ich nicht sagen, dass es wieder täglich ist. 2mal ist keine Regelmäßigkeit. Wir erkennen nur die Zeichen – alle, auch Wiebke kennt sie zu genüge. Der ankündigende Husten und die verkrampfte Haltung. 

Wie vor einem Jahr  – und die Jahre vorher – suche ich nach einer Einrichtung, die uns gemeinsam aufnimmt und Ursachenforschung betreibt. 

Er schläft wieder. Notdürftig gewaschen. Er schläft im vollgekotzten Bett, das ich mit Laken bedeckt noch nicht einmal frisch bezogen habe. 

Das Töchting sitzt auf ihrem und erzählt ihrem Baby von Aufbaunahrung und haut der Puppe den Hintern voll. So äußert sich ihre Unsicherheit und ‚das nicht helfen können‘…

Ich selber möchte fliehen und keine Wäsche waschen oder gar Essen kochen, das sowieso niemand isst. 

Kommentare? Aber was sollt ihr schon dazu schreiben können!

Behinderung, Familie, Junioren, Kuddelmuddel

na bravo

  • der Kerle hat Nasenbluten – Kopf nach unten und tropfen lassen. Einen nassen Waschlappen in den Nacken, Wiebkes warme Küsschen dazu und bei der Gelegenheit bei ihr Fieber messen. 
  • das Töchting hat erhöhte Temperatur und sie will nicht ins Bett. Leise jammernd fährt sie durch die Wohnung, rammt jede Tür und will partout nichts trinken.
  • der Kerle ist inzwischen käseweiß, trinkt unter Zwang eine kleine Astronautenkost, legt sich flach und macht winzigpiep.
  • das Töchting sieht dies und fängt jämmerlich an zu weinen. In den Arm will sie nicht genommen werden. Allein möchte sie nicht sein. Zu Carsten ins Zimmer will sie auch nicht mehr …
  • der Kerle möchte nicht allein sein.
  • ich kann mich nicht teilen!
  • Wadenwickel für Wiebke.
  • Nackenumschläge für den Kerle.
  • Wäsche waschen für mich.

Alles ist wie es ist und wie es ist, ist es gut! Ich wünsche euch einen entspannten Abend.

Wenn ich Kommentare bekomme, dann freu ich mich sehr.

Behinderung, Gedanken, Gedicht

Geschenkt bekommen

Das Kind im Rollstuhl hebt die Ärmchen, so hoch es geht, und es geht nicht besonders hoch. Es öffnet die Hände, so weit wie möglich, doch die Finger krümmen sich nur.

Der kleine Körper drängt danach, loszulaufen, gespannt, was es zu entdecken und zu sehen gibt, aber die gelähmten Beine regen sich nicht, die Füßchen stecken, verdreht und verkrampft, in festen Schuhen.

Eigentlich ein Bild des Jammers.

Wäre da nicht in den wenigen noch möglichen Bewegungen diese unbändige Begeisterung, wäre da nicht, weit geöffnet, staunend und lachend dieser jubelnde Kindermund, und wären da nicht die strahlenden Augen, in denen eine Freude aufleuchtet, die vollkommen losgelöst ist von allen Grenzen und allen Behinderungen.

Da lebt ein Kind im engsten Raum einer harten Wirklichkeit und verkündet dennoch die befreiende Weite des Ewigen.

Und Gott ist Mensch geworden.

©Marianne Haas