Seite 1140 von 1484

grüner Nachmittag

Noch immer hat es nicht geregnet. Jetzt gibt es amtlicherseits eine Anordnung, dass es untersagt ist, die Grundstücke zu bewässern. Meinem Gärtnernachbarn schmerzt das sehr – und mich auch, wird doch so langsam und viel früher Herbst!

Noch sitzen wir draußen. Ich friere, obwohl es nicht kalt ist. Langsam sollte der Infekt – denn die Lungenentzündung war doch einer – so langsam sollte es mir besser gehen. Genug Medikamente habe ich und nun auch noch ein Probiotikum!

Noch können sich die Herrschaften wunderbar alleine beschäftigen, sind aber langsam an dem Punkt angelangt, an dem sich der Blödsinn, den sie verzapfen, löst. Da sie in Geheimsprache miteinander reden und Fantasieworte benutzen, die für mich keinen Sinn ergeben – es aber eine lustige Unterhaltung ist – werde ich zusehends unruhiger, was sie nun wieder aushecken. Irgendwas mit Klogehen, Fußball, Käse und den auf den Nacken schmieren.

Noch interessiert mich das alles nicht. Ich bin froh im Gartenstuhl sitzen und die Ruhe genießen zu können. Die Bauarbeiter haben endlich Feierabend und die Nebenerwerbswinzer lesen bislang Weinsorten, die es hier nicht gibt. Nächste Woche wird es anders aussehen. Da rollt der Traktorverkehr mit bis zu drei Anhängern.

Noch sind die Wolken weiß und noch habe ich keinen Spekulatius gekauft. Rosenwasser allerdings schon, denn selbstgemachtes Marzipan schmeckt jetzt auch schon lecker.

Noch liegt der Staubsauger im Spielzimmer. Da liegt er gut – ich habe die Tür zugemacht und übersehe geflissentlich die schwarzen geflügelten Toten mit den Facettenaugen. Dicke fette Schmeißfliegen und eine dumme Libelle hat den Weg nach draußen nicht gefunden. Bei Libellen bewahrheitet sich wieder die These, dass Schönheit nicht gleich klug ist.

Noch lese ich mindestens 4 Bücher gleichzeitig. Eins über eine Hirnblutung, eins über Scheiß, eins von elf Kindern, die in Schweden wohnen, eins mit Krawumms (aber das ist ein Autoprospekt) und das von den Brüdern in Nagijala. Der neue Manufaktumkatalog liegt auch offen rum. Ich liebäugle mit einer Tischlampe. Aber – entweder Familienkutsche oder Licht in der Hütte – beides geht sich nicht aus.

Noch liegt die Einladung der Cousinentochter auf Eis. Sie fliegt mit ihrer Cousine erst einmal nach Hawai – aber dann nehme ich die Einladung gerne an!

Noch ist nicht Abend, aber müde bin ich für zwei …

Leben

Wie lebt es sich mit geistig behinderten Menschen?

Stellt ihr euch diese Frage, wenn ihr bei mir lest? Es ist schon was anderes, als mit – Ja, wie schreibe ich das jetzt? – als mit nichtbehinderten Menschen zu leben. Es erfordert Mut und bisweilen starke Nerven. Immer wieder das gleiche aushalten, immer und immer wieder – auch zum 10ten Mal oder 127ten Mal – immer wieder. Auch wenn ich es im Voraus weiß, ich kann es nicht beeinflussen. Wiebke hat jeden Morgen ihren immer gleichen Spruch in den verschiedensten Variationen. Nur kenne ich die Variante nicht, die sie heute nimmt oder die sie morgen hat. Trotzdem ist es schlussendlich dasselbe! Nicht mitmachen, ignorieren ist ebenso blöd, wie das Spielchen spielen. Und dann kann es sein, dass plötzlich alles glatt läuft. Wiebke Wundertüte – man weiß nie, was man kriegt. Wie nennt man das? Va-banque-Spiel – die Bank gewinnt immer! Aber wer ist die Bank?

aufregend

Ich mag keine respektlosen Kommentare und ungebetene Ratschläge mag ich erst recht nicht. Meine Kinder sind behindert – na und? Aber sie sind keine Kinder mehr und ich werde beide immer als erwachsene Menschen behandeln, die zwar geistige Einschränkungen haben, aber niemals bevormundet werden dürfen.

Wenn Wiebke in die Hose pinkelt – und sei es aus Trotz – dann hat das einen Grund und den gilt es herauszufinden. Da helfen Windeln nur peripher. Sie lösen das Problem nicht. Wenn Carsten aus Wut ausziehen will, weil ihn etwas geärgert hat – möglicherweise das Verhalten seiner Schwester – dann ist das eine, seiner wenigen Möglichkeiten sich zu äußern.

Bitte, gebt mir nicht irgendwelche dummen Ratschläge. Ihr kennt Carsten und Wiebke nicht, ihr kennt nur meine Erzählungen und diese sind subjektiv. Wenn ihr etwas wissen wollt, fragt mich persönlich und bitte, bitte denkt vorher – bevor ihr etwas schreibt – darüber nach, was ihr schreibt!

Copyright © 2025 voller worte

Theme von Anders Norén↑ ↑

Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.