Den ganzen Tag höre ich sie schon – Hannes, Konstantin und Reinhard! Aber auch Kronos Quartet und Apocalyptica. Ja eigentlich bin ich dazu übergegangen Heavy Metal zu hören… Es muss laut sein.
Die Welt spielt verrückt – die politische Welt sowieso. Wo ist eigentlich die Humanität geblieben? Wo die Solidarität miteinander?
Der Reha-Techniker wird Wiebkes Rollstuhl komplett auseinandernehmen und wieder zusammensetzen. Sie bekommt eine neue Sitzschale für ca. viertausend €uro. Des Kerles Rollstuhl wird ebenfalls überholt und ich weiß jetzt schon, dass ich ich mit der Krankenkasse deswegen telefonieren muss.
Carsten atmet schwer. Der Lungenarzt zuckt nur mit den Schultern. Des Kerles Anatomie ist so verquer – man müsste den kleinen Mann komplett umbauen! Manchmal verzweifle ich an unserer Medizin: Warum kann ihm niemand helfen?
Inzwischen sind wir dazu übergegangen Rio Reiser zu hören – das mögen die Junioren auch und so schnulzen wir gemeinsam.
Wolfgang sagt:
Ja Rio Reiser ist mir von den allen noch am liebsten. Ich wünsche dir einen Hyperdriveproporzionalisator, der deinen Kerle zurecht rückt.
Gudrun sagt:
Ich drück dir ganz fest die Daumen, dass die Krankenkasse dir aufmerksam zuhört und unbürokratisch hilft.
Musik hilft wirklich manchmal, laut mitsingen auch. Ich war auf Geier Sturzflug gekommen, ich glaube durch eine Dokumentation auf Phönix. Ansonsten ist wirklich vieles durcheinander geraten und ich habe keinen Schimmer, wie das wieder ins Lot kommen soll.
Ich mache mir Sorgen um das Land, um Europa und habe Angst um meine Familie am anderen Ende der Welt. Mein Enkel hat eine Kopie seines Reisepasses im Schul-Rucksack, für alle Fälle, denn er hat einen spanischen Nachnamen.
Liebe piri, ich lass dir liebe Grüße da.
piri sagt:
Gerne schicke ich dir, liebe Gudrun, liebe Grüße zurück. Ob wir in Deutschland auch so weit kommen, dass Kinder mit fremdländischen Namen ihren deutschen Ausweis mit sich herumtragen müssen? Sind wir nicht alle aus Fleisch und Blut? Ist das Blut von manchen reiner? Unser Privileg ist doch bloß nur, dass wir hier geboren worden sind und nicht in einer Hütte der Slums von Katmandu.
Gudrun sagt:
Diese Fragen stelle ich mir auch, piri. Und ich frage mich auch, was wir für die in Katmandu und anderswo tun können. Im Moment sieht es so aus, dass die Hilfen global heruntergefahren werden.
Beim Enkel in der Schule bilden sich Elternnetzwerke. Andere Eltern springen ein, wenn ein Kind nicht abgeholt wird, weil seine Eltern verhaftet wurden. Früher haben sie sich verabredet, um Kindergeburtstage zu feiern.
gerlintpetrazamonesh sagt:
Das (aus dem Kommentar) ist vielleicht für alle Kinder keine schlechte Idee. In einer Welt, in der so viel (wie immer schon) passieren kann, aber oft keiner mehr den anderen kennt…
Der Kampf mit der KK ist bekannt zäh. Ob da ein Telefonat ausreicht? Hoffen wir’s.
Mit unserer älteren Tochter – das war nichts weiter dramatsiches, so was zwischen obstruktiver Bronchitis und Pseudokrupp – mußten wir entweder in die Höhe oder ans Meer (wo die Kinder regelmäßig krank wurden). Wir durften dann immer eine kleine Reise ein paar Kleinstädte weiter unternehmen und bei einem Lungenfacharzt in die Kammer, die die Höhe simulierte. Ich und ihr Zwillingsbruder mit rein, und los ging’s! Das war so eine Kampsel mit Bullauge. Wir haben folgerichtig Tiefseetauchfahrten unternommen und Stratosphärenflüge, regemäßig haben wir die Pricards überrundet und Costeau.Es war aufwändig, aber vergnüglich. (Nein, das ist kein Vergleich mit den Problemen Deines Sohnes, auch kein Lösungsvorschlag, den ich nicht machen kann, aber ein Beispiel, wie man aus einer Einschränkung, einer Plage manchmal etwas sehr Schönes für alle zaubern kann). – Was die Zwilinge betrifft, sie sind insgesamt gesund, inzwischen längst groß mit ersten eigenen Kindern (typisch, im selben – letzten – Jahr! So wurden wir doppelt Großeltern). Waren aber als Frühchen die kleinsten Kinder, die die Uniklinik (unser nächstgelegenes KH war so einsichtig, und das rechne ich denen hoch an, zu erklären, dass das nichts für sie wäre, wenn die jetzt kämen!) bis dahin hatte. Das hat seinerzeit auch einiges an Kraft und Nerven und Ängsten gekostet und natürlich waren sie nicht rundum gesund, siehe oben. Halbe Nächte mit einem um Luft ringenden Kind im Bad stehen, heiß Wasser laufen lassen, damit die Luft angefeuchtet wird und ähnliche Elternabentuer gehören da dazu – und der Junge war noch westenlich kleiner und entsprechend schwächer…. aber mit Glück, medinzinischer Hilfestellung und viel Lebenswillen seitens der Kinder konnten die damals noch jung – unbedarften Eltern das hinbekommen. Jezt, wo die Enkel da sind, kommt das alles wieder hoch.
piri sagt:
Die Auseinandersetzung mit der Krankenkasse nehme ich gerne auf – verlange ich doch für die Junioren nur das, dass sie ein bisschen mehr teilhaben können am Leben – Inklusion ist eigentlich immer noch ein Fremdwort in unserer Gesellschaft!