Im täglichen Leben versuchen wir, uns dadurch besser verständlich zu machen, dass wir die Sprache anderer übernehmen, und hoffen, so eher begriffen zu werden, doch in der Nacht (…) spricht ein ungebundenes Selbst in einer höchst eigenen Sprache zu uns.
Connie Palmen
Ich habe mich bemüht heute. Ich bin gescheitert. Carsten dagegen hatte einen Erfolg auf ganzer Linie. Dabei hat mich die kleine Jamile aus Aleppo begeistert. Und ihr Bruder Jan, und die anderen drei Brüder, deren Namen ich mir nicht merken konnte.
Seit eineinhalb Jahren sind sie mit ihren Eltern in Deutschland, vorher waren sie in der Türkei, die Kinder sprechen akzentfreies Deutsch. Der Vater weigert sich, weil er noch immer mit dem Herzen in Syrien ist. Die Mutter bemüht sich sehr, hat leider nicht die Möglichkeit, die die Kinder in Schule und Kindergarten haben.
Wir waren gemeinsam essen. Im Gemeindehaus. Carsten, mein Kommunikator, hat sofort Freundschaft (!) mit Jamile geschlossen und der 6jährige Jan wich nicht von seiner Seite. Auch wenn der Wortschatz begrenzt war, sie haben sich fabelhaft unterhalten. Nur gegessen hat der Kerle nichts – mal wieder nichts, wie immer. Noch nicht einmal Brigittes sensationelles (Originalton Carsten) Mousse au Chocolat. Wiebke hat gerne und gut gegessen und sie wurde zeitweilig von der älteren Dame sogar gefüttert. Die Beiden kennen sich schon lange. Brigitte darf das – jemand anderes nicht. Auf gar keinen Fall!
Ich habe mich bemüht. Bin zwischen den Junioren hin und her gehuscht, habe dort übersetzt und dort die besondere Stimme der Junioren gedolmetscht. Wollte dem älteren Ehepaar gerecht werden und mit ihnen reden. Wollte unsere Begleitung einbinden – aber da war noch eine fremde Sprache, rumänisch! Ich wollte vermitteln. Ausgerechnet ich, die kaum den Mund aufkriegt! Aber ich mag sie doch alle! Die Kinder – da zähle ich jetzt Carsten und Wiebke dazu – die Kinder hatten keine Scheu, sie haben mich einfach unterbrochen und gefragt. Ohne Rücksicht auf Verluste. Ich wurde immer unsicherer, war es am Morgen schon und während des Gottesdienstes. Ich habe versucht mich unterzuordnen. Habe mich vergessen.
Da wird gepredigt, dass wir die am Rande, nicht stehen lassen sollen und dass Jesus immer bei uns ist, uns nie im Stich lässt, uns immer beschützt. Ich saß allein in der ersten Reihe. Niemand sah meine Tränen und meine Sprache war die der anderen.