Alltag, Behinderung, Familie, Gedanken, Junioren

gestern Wind, heute nass

Es regnet prasselnd vor sich hin – halt, hier wird kein Wetterblog entstehen. Aber es regnet nun mal und richtig einladend sieht es draußen auch nicht aus. Braungrau mit einem Sprenkel grün! 

So ähnlich sieht mein Po auch aus. Dienstagmorgen bin ich von der Leiter gefallen. An dem Abend tat es nur ein bisschen weh. Mit der Farbigkeit kamen die Schmerzen. Zum großen Glück keine Einschränkungen in der Beweglichkeit, es dauert alles eben nur etwas länger. Aufstehen dauert besonders lang, wenn ich dann einmal in Aktion bin, dann flutscht alles wie gewohnt. So auch der Samstagmorgen: Die Junioren liegen in ihren Betten und genießen die wohlige Wärme. Ich bin nervös, weil ich sie bis 15:00Uhr angezogen haben sollte, denn dann ist eine Assistenzkraft hier, mit der wir am frühen Abend auf ein Kirchenkonzert gehen möchten. Mich kostet es Animationskraft, und nicht nur diese,  den Kerle und das Töchting zu motivieren. Eigentlich möchten sie ja, uneigentlich ist es auch für sie bequemer, daheimzubleiben. Gerade jetzt, da das Wetter Kapriolen schlägt, kalt ist und nass, da brauchen wir sehr lange uns anzuziehen. Und danach gleichen die Junioren Michelinmännchen, die sich nicht bewegen können…

Alltag, Familie, Junioren

draußen sein

Frühmorgenshochnebel, sehr undurchsichtbarer, richtig kalt sogar und durch die Ärmel hochsteigende Feuchtigkeit hat sich gegen Mittag aufgelöst und es wurde ein schöner Altweibersommerherbsttag. Wir waren den ganzen Tag unterwegs. Erst endlich die notwendigen Autositze für die Junioren kaufen – die alten waren wirklich sehr alt und schmuddelig und mussten dringend erneuert werden. Dann ein bisschen zum See hinaus. Ebene Strecke, Pferde gucken und die Esel suchen, Eier vom Hühnermobil kaufen und einen Kürbis!

Mittags gab es daraus Suppe mit Birne, Apfel, Karotten, Lauch und eben den Kürbis. Noch schnell einen anderen für vor die Haustür zu Halloween schnitzen – nicht, dass wir das feiern, sieht nur stylisch aus.

Am Nachmittag war die Bandfreundin da und wir sind kurz ins Dorf, mal wieder zum Optiker, weil Brillen ja ziemlich schnell verbiegen, wenn man sie nur schief genug anguckt. Der Bäcker verkauft Brezeln, auch Croissants und Süßstückle. Kaffee und Kakao gab´s dann bei uns am Esstisch. Bis vor einer halben Stunde wurde gezockt, gespielt und gewürfelt – der Kerle hat gewonnen und das Töchting wollte dann auf einmal nicht mehr mitspielen: „Der schummelt immer!“ Dabei stimmt das gar nicht. Die, die schummelt, bin ich! Aber dafür sehr gerecht, es wird mal der eine oder die andere bevorzugt – auch die Gäste, denn manche kriegen meine sorgsamen Ränkespiele tatsächlich nicht spitz. Oder wollen es nicht!

Meine Abendbeschäftigung wird sein, ein paar Waschmaschinenladungen zusammenzulegen.

Alltag, Behinderung, Gedanken, Gedicht

plopp

Es gibt ja nun wirklich wenig zu tun. Na gut, das bisschen Haushalt, die kleinen Wäscheberge jeden Tag, mal das eine Bett abziehen und dann das andere – also nicht besonderes, weil alltäglich. Zum Glück hat uns eine nette Frau aus dem Dorf das notwendigste eingekauft. Kein Schnickschnack, alles gut. Wir kommen nicht raus! Wir kommen nicht weg von der Miste und mir ist langweilig. Ich kann nicht den ganzen Tag in die Glotze gucken. Weder in den Fernseher, noch ins Handy, noch ins Tablet. Mich macht das rappelig. Auch die Junioren werden unruhig, wollen irgendwohin. Dummerweise habe ich ein Chorkonzert für heute Abend gecancelt, die potentielle Begleitung war sehr froh darüber – sie ist angeschlagen, Corona geht auch in ihrem Umfeld um. Nun ist es aber so, dass es dem Kerle und dem Töchting besser geht, sie Zuhause nur im Zimmer herumsitzen und sich bedienen lassen. Bitte nicht falsch verstehen, sie können‘s nicht anders. Es muss was passieren! Wir müssen aus dieser Lethargie raus. An die frische Luft. In die Natur. Weg von hier.

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Aber. Das große Aber einmal wieder. Wie mache ich das so alleine?

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Der größte Plopp gestern war aber eine WhatsApp einer meiner Schwestern. Ich sehe sie, lese kurz an, kriege Herzklopfen, drücke die Nachricht weg und ein Gedankenkarussell kommt in Gang. Das, wenn man unsere Familiengeschichte nicht kennt, nicht nachvollziehen kann. Wir Schwestern, ich geh mal davon aus, dass meine Schwester mich auch mag – wir Schwestern haben eine Vergangenheit hinter uns, die voller Hindernisse war und wir haben uns in die verschiedensten Richtungen bewegt. Eigentlich kennen wir uns nicht. Und da ist die Krux: wie kommen wir zusammen? Jede von uns traut sich nicht den ersten Schritt aufeinander zuzugehen. Unter dem Deckmantel eines Familienchat werden Nichtigkeiten ausgetauscht. Wir schaffen es nicht vorbehaltlos miteinander umzugehen. Mich macht das kirre. Heute Nacht habe ich deswegen nicht gut geschlafen.

Den Junioren geht’s besser und ich suche fleißig neue (alte) Probleme. Bravo, selbstgemachte Probleme. Hab ja ansonsten keine. Plopp, kann mal jemand dies Plopp auflösen. Kann mal jemand diese Bubbles zerstechen. Kann mal jemand mir meine Angst nehmen, dass ich ungezwungen erst einmal die vollständige Nachricht meiner Schwester lese und dann vorbehaltlos antworte.

Dann kann ich nämlich auch den heutigen Tag besser planen, weil in meinem Kopf kein Kuddelmuddelgedankenkarussel auf der Rennstrecke herumrast.

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Wir leben in verschiedenen Welten,
du in deiner,
ich in meiner
und
sie berühren sich nicht mehr.

Wir sind so weit auseinander.
Alles wird schwer.
Missverständnisse bauen sich auf,
weil wir verschieden sprechen.

Wir leben in verschiedenen Welten,
du in deiner,
ich in meiner.

© petra ulbrich

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… geh jetzt mal mein Herz ❤️ aufräumen!