Behinderung, Junioren, Kuddelmuddel

Zehen tapen

Wir sind Fachleute, inzwischen sind wir richtig gut, denn nicht nur ich muss ran, auch die Junioren deren Zehen brechen, wie ungekochte Spagetti, müssen so einiges aushalten. Sie müssen sogar das meiste aushalten und sie sind wirklich sehr tapfer.  Meine Tapeverbände werden immer besser. Aber ich habe mir heute Abend Hilfe geholt von einer Diakonieschwester. Sie hat mir den Trick mit dem Dachziegelverband gezeigt. 

Unser Doc hat den beiden Unglücksraben jetzt hochdosiertes Vitamin D verordnet und eine Knochendichtemessung angeordnet. Dass bei den Junioren ein erhöhtes Osteoporoserisiko besteht, steht außer Frage, aber eventuell gibt es eine Möglichkeit die Knochenbrüche – und seien sie nur an den Zehen – einzuschränken. Denn, auch wenn es häufig ist, der Fuß tut weh. Richtig weh, so sehr, dass sogar mein tougher Sohn heute Abend vor Schmerzen geweint hat und freiwillig ein Schmerzmittel genommen hat. Wiebke ist da pragmatischer – sie schluckt inzwischen routiniert die bitteren Tropfen mit jeder Menge Zucker …

Behinderung, Kuddelmuddel

Nein

Heute muss ich mich einmal wieder sehr zurückhalten. Mir geht so manches Verhalten auf die Nerven. Die Adventszeit verleitet dazu, dass einige Menschen ihren Verstand ausschalten und nur noch sind! Höflich, zuvorkommend, rücksichtslos, viel zu nett und vor allen Dingen, nur an sich denkend. Ja, überhaupt nicht denkend – plappernd, nachplappernd.

Ich habe meine Kinder zu selbstbewussten Menschen erzogen. Auch behinderte Menschen können das sein. Im Werkstattbus sitzen andere. Eine Frau ist völlig teilnahmslos. Ein Mann schläft fast nur und ist ansonsten agressiv. Ein anderer Mann ist leider oft krank. Ein weiterer kriegt den Mund nicht auf und redet auch sonst den ganzen Tag nicht viel (sagt Carsten). Eine junge Frau ist höflich und zuvorkommend, aber das ist einstudiert. Ihr wurde von den Eltern eingebleut, dass sie immer freundlich sein soll. Aber ich denke, auch behinderte Menschen müssen nicht immer freundlich sein. Höflich ja, vor allem respektvoll (wie alle anderen Mensch übrigens auch), aber nicht immer freundlich. Bei dieser Frau merkt man den Drill, den sie genossen hat. Sie spult ein Programm ab. Aber nicht nur behinderte Menschen spulen dies ab. Lieb, nett, gemocht werden, nur nicht auffallen …

Ach, ich wiederhole mich mal wieder zum werweißwievielten Mal. Ich mag keine angepassten Menschen. Menschen mit Ecken und Kanten sind mir lieber!

Behinderung, Kuddelmuddel

Was bei mir auf dem Schreibtisch liegt

klick drauf | Stern, Winkelhaken, Fisch und Geheimnis

Warum liegt so ein Metallteil bei mir auf dem Schreibtisch? Ich weiß nicht, ob man es sehen kann, aber in dem Teil – ein Winkelhaken – sind Buchstaben/Lettern.

Es ist ein Relikt aus meinem früheren Leben. Ein Handwerkszeug eines ausgestorbenen Berufes. Vor langer Zeit habe ich, als eines der ersten Mädchen Frauen den Beruf des Schriftsetzers erlernt. Ich habe diesen Beruf gerne gemocht. Aber erst nachdem ich mich mit ihm anfreunden musste. Er war nicht meine Wahl. Mein Vater hat ihn für mich herausgesucht. Eigentlich wollte ich Goldschmied werden!

Der Stern ist aus einer Behindertenwerkstatt. Ich habe ihn geschenkt bekommen, weil ich dort einmal Angehörigenvertreterin war – ich halte ihn in Ehren. Den Fisch hat mir vor mehr als 50 Jahren mein Bruder getöpfert. Er ist mein Sternzeichen und die Schachtel auf der alles liegt ist eine Stiftebox, die mein Geheimnis birgt. Innendrin völlig chaotisch und bunt, grau, trist und  fröhlich wie mein Leben.

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Nachtrag: Die Junioren haben schon wieder Knochenbrüche, wieder Zehen, diesmal hat es beide getroffen und ich habe keine Lust mehr …