Behinderung

Jetzt | Sonntagsgedanken

Vorab eine kleine Geschichte: Ein Freund öffnete eine Schublade der Kommode seiner Frau und holte daraus ein aufwändig gestaltetes Päckchen. Darin befand sich ein kostbarer seidener Schal. Er betrachtete die Seide und fuhr andächtig mit den Fingern über den Schal.
„Den habe ich meiner Frau vor einigen Jahren gekauft, aber sie hat ihn nie getragen. Sie wollte ihn für einen besonderen Anlass aufbewahren. Ich glaube, jetzt ist der Moment gekommen.“ Er ging zum Bett und legte das Päckchen zu den anderen Sachen, die der Bestatter abholen würde.

Eins habe ich von meinen Junioren gelernt, sie leben in diesem Moment! Sie sind nicht gefangen, in dem was war und machen sich keine schweren Gedanken, was sein wird. Es ist nicht leicht im Hier und Jetzt zu leben. Es gibt immer viel zu viel zu bedenken und die Vergangenheit war ja nun auch einmal und hat Spuren hinterlassen. Aber ändern können wir im Nachhinein nichts mehr. Da können uns die quälenden und schmerzhaften Erinnerungen noch so treiben – was war, war! Was sein wird, was Schlimmes passieren könnte, was morgen ist, das können wir nur bedingt beeinflussen und es ist müßig, darüber das Leben heute zu vergessen. Genauso wenig wie wir etwas nachholen können, was gestern hätte geschehen müssen, können wir etwas tun, was morgen getan werden sollte. Denn wenn wir das machen, machen wir das in jedem Fall jetzt, in diesem Moment, heute! Wir Menschen können nicht durch Raum und Zeit twitchen (!), auch wenn es manchmal verlockend ist. Dies ist der. Augenblick, in dem wir gerade sind.

So leben es meine Kinder – sehr intensiv. Sie leben ihre Bedürfnisse. Und das heißt nicht, dass sie keine Rücksicht nehmen. Aber sie sind nicht schon mehrere Schritte voraus oder hinken hinterher und denken, was sie gestern nicht gemacht haben und weinen dem nach. Carsten ist ein Meister der Sprüche: „Neues Spiel, neues Glück!“ Wiebke ist da sogar noch besser, sie akzeptiert den Moment, wie er gerade ist. Wenn sie schreit, dann schreit sie. Wenn sie wütend ist, dann denkt sie noch lange nicht daran, sich zu beruhigen. Ich muss ihr die Zeit lassen, das alles zu erleben. Das ist verdammt nicht leicht für mich.

Warum nun die Geschichte von Anfang? Weil ich auch etwas gefunden habe für bessere Zeiten, weil jeder von uns so etwas hat. Lasst es uns rausholen und jetzt genießen!

Aber erst, nachdem ich den ersten Schnee in diesem Jahr vom Gehsteig geschoben habe! 😉

Gedanken

heute so gedacht

Wir verirren uns im Leben, aber das Leben weiß, wo wir sind. Alles was man tut, ist richtig!

Okay, akzeptabel, aber auch wirklich verinnerlicht?

Behinderung, Junioren, Kuddelmuddel

out of Öffentlichkeit

Was bei uns abgeht ist nicht öffentlich! Es passiert hinter verschlossenen Türen und ist natürlich auch in gewisser Weise hausgemacht. Aber das wäre zu kurz gegriffen. Es passiert umständehalber.  Die coronabedingte Isolation ist – für mich – erdrückend. Pflegetechnisch ist alles gut. Die Moral der Junioren im Grunde mehr als passabel – sie sind etwas gereizter, aber das ist kein Wunder bei dem täglichen Einerlei. Der ewig gleiche Trott geht ihnen auch auf die Nerven. Jetzt kommt allerdings mal wieder ein typischer Anachronismus von mir: ich wünsche mir einen oder eine verlässliche Helferin, die regelmäßig kommt und die oder der so fit ist, dass wir auch in diesen Zeiten rauskommen und was unternehmen. Jemand (jetzt gendere  ich nicht mehr), der zupackt, mit anpackt, nicht zimperlich ist, mit Carsten seine unsinnigen Diskussionen führt, Wiebke aus ihrem Zimmer lockt, jemand, dem ich nicht sagen muss, was zu tun ist, sondern einfach macht. Etwas macht! Nicht über die Köpfe der Junioren hinweg, sondern mit ihnen und mit mir! Aber da ist wieder mal Corona vor! 

….übrigens mag ich schon lange kein MenschÄrgereDichNicht mehr spielen!

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Das ist ein Kuddelmuddelgedankenchaos, das ich nicht alleine habe. Das haben viele Familien mit behinderten Angehörigen. Mein Nachteil ist der, dass ich noch nicht einmal einen Partner an meiner Seite habe.