Audio, Gedanken, Gedicht

21. Sept. 23

Die Nacht ist nie still,
nur ruhig.
Manchmal
ertönt ein leises Geräusch
das Rauschen
im Ohr
vom Blut.
Das Pochen
vom Puls
in der Halsschlagader
oder das Knacken
der Gelenke
beim mühsamen umdrehen.

Die Nacht kann
sehr laut sein
wenn man richtig hört.

© petra ulbrich

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Befindlichkeitsgeschichten erzähle ich nicht mehr öffentlich. Ich bin dünnhäutiger geworden. Nicht nur meine Haut reißt – auch die der Junioren. Ich schwebe hier im Nirgendwo, bin nicht angekommen und doch da. Alles scheint ein Theaterstück zu sein, nur ich verstehe die Inszenierung nicht. Da ändert sich z. B. die Besetzung, denn der Mensch, dem ich nicht begegnen will, ist doch im Haus.

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06:34 Uhr  – Doch; ich muss noch etwas schreiben: Ich verändere mich. Jeder Mensch verändert sich mit der Zeit. Seit ich weiß, dass ich Asperger-Autistin bin, versuche ich mich noch mehr zusammenzureißen und genau seitdem gelingt mir das anscheinend nicht mehr. Menschen fühlen sich von mir vor den Kopf gestoßen, vermeintliche Freundschaften enden im Streit weil ich ehrlich bin und mir manche Ratschläge nicht mehr anhören will. Ich würde das gerne erklären, weiß aber nicht, ob das überhaupt jemand wissen möchte.

Behinderung

Reizüberflutung

Viel zu viel, viel zu viel maskieren, viel zu viel Neues, viel zu viel von mir verlangt!

Ich will wieder Everybody’s Darling sein – klappt ja auch, ich bin charmant und den Menschen zugeneigt. Ich bemühe mich um Kontakte und merke erst im Nachhinein, dass ich mich völlig verausgabe. Dann ist es aber zu spät und dennoch muss ich weiter funktionieren, weil die Junioren ja nicht autark sind.

Dies Haus ist sehr hellhörig, es rennen Kinder, es schreien Kinder vor Freude, Zorn, Angst und Kummer – ich habe keine Ohrstöpsel, auch aus dem Grund nicht, weil ich meine Junioren dann auch nicht mehr wahrnehme.

Achtsamkeitsübungen – ich habe gerade versucht eine zu machen. Ich bin gnadenlos gescheitert.

Tatsächlich war der Tag schön. Tatsächlich hat mich dieser Tag gefordert. Tatsächlich bin ich grad am Limit und ich möchte der Mutter von diesem heulenden quengeligen nervigen Teenager von irgendwo auf dem Flur gerne sagen, dass man auch die Zimmertür zumachen kann!

Allgemein

nicht schlafen

Fremde Geräusche
ein anderes Bett
Husten im Haus

Neonlicht flackert …

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Eigentlich hatte ich vor ein Gedicht zu schreiben. Im Kopf hat es auch Gestalt, nur aufgeschrieben holpert es durch die Nacht. So wie ich in dieser ungewohnten Umgebung immer wieder aufgestanden bin und nicht schlafen kann. Von überallher prasseln Geräusche auf mich ein. Der Flur vorm Zimmer ist auch in der Nacht stark frequentiert und da die Teeküche gleich gegenüber ist und ich eh nur flach schlafe, hatte ich, gerade eingeschlafen einige Aha-Erlebnisse.

Der Kerle hatte ebenfalls einen Alptraum, der uns alle senkrecht im Bett stehen ließ. Schnell wieder einschlafen konnte niemand.

Müde – mal sehen, was der Tag heute bringt? Organisieren, umräumen, kennen lernen, einstellen – wird spannend.