Gefühle sind wichtig. Sie machen einen Menschen aus. Gefühle sind auch abhängig, wie es dem Menschen körperlich geht. Aber Gefühle sind außerordentlich individuell – niemand kann die Gefühle eines anderen nachvollziehen.
Wisst ihr, wer das gesagt hat? Diesmal keiner meiner Junioren, aber dennoch ein sogenannter kognitiv behinderter Mensch. Sie saß bei mir und wetterte los: „Alles ist Mist, Es sind immer die anderen Schuld. Niemand nimmt auf mich Rücksicht. Der nervt mich ohne Ende. Sie mobbt mich ohne Grund. Ich habe Bauchschmerzen und wenn ich dann aufs Klo gehe, dann werde ich zurückgepfiffen. Alle sind gemein zu mir. Ich bin sauer!“ Ich habe zugehört, bin einfach nur dagesessen und habe zugehört. Nebenbei wurde ich immer stiller und mein Kopfkino fing an zu rattern. Viele dieser Sätze hätte ich fast genauso sagen können. Sie war, sie fühlte sich, nicht wahrgenommen. Die junge Frau war völlig aufgelöst. Wie gut ich das doch kannte!
Ich bin niemand, der fremde Menschen in den Arm nimmt – ich habe selber Probleme in den Arm genommen zu werden. Körperliche Berührungen sind oftmals unangenehm, aber in diesem Fall musste ich sie einfach an mich drücken. Erst war sie steif (oh, wie gut ich das doch kenne!), dann wurde sie zunehmend weicher und schließlich schob sie mich weg, nahm ihre schwere Tasche, in der sie einen kleinen Hausstand mit sich herumschleppt, legte diese an die Seite und fing an zu tanzen…
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Kuddelmuddelgedankenkarussell nachdem ich vorhin jeweils fast 10 Minuten in den Juniorenzimmern stand und meine schlafenden Kinder mit Liebe überschüttet habe!
Edith Hornauer sagt:
Liebe Piri, dein Gefühl gab dir Recht, sie in den Arm zu nehmen.
Und deine Gefühle geben deinen Kindern das, was sowieso alle Menschen nötig haben – Liebe.
Dir herzliche Grüße von mir.
Izzy sagt:
Guten Morgen! Einer dieser Momente, in denen sich alles spiegelt – ihre Worte, dein Inneres. Und dann diese Umarmung, trotz eigener Grenzen, obwohl’s dir eigentlich schwerfällt. Der Tanz danach sagt mehr als Worte. Der Tanz – ein kleiner Triumph über all den Schmerz. Berührt. Danke fürs Teilen.
quersatzein sagt:
Fein, wie du reagiert hast, piri. Eine kleine Geste, die grosse Wirkung zeigte – den Tanz der Freude und Erleichterung!
Mich rührt das auch an.
Lieben Sonntagsgruss, Brigitte
piri sagt:
Ob mit Freude und Erleichterung? Sie hat jedenfalls getanzt.
C Stern sagt:
Immer wieder lese und höre ich, wie wichtig es sei, Gefühle zu benennen und sie zuzulassen.
Und auch zu hinterfragen, den anderen fragen – zuhören, wahrnehmen, so annehmen, wie er ist. Nach meiner Erfahrung gibt es kaum etwas Wichtigeres, als gesehen und gehört, also wahrgenommen zu werden. Und genau das ist Dir gelungen, liebe piri!
Liebe Grüße in Euren Sonntagvormittag, C Stern
Gerel Calow-Demerath sagt:
Schön! Grüße von Gerel
Margrit sagt:
Toll.