Schlagwort: Familie

siebenundvierzigelf

Izzy schreibt auch ein Blog – wir kennen uns noch nicht lange. Kennen wir uns überhaupt oder sind wir nur für eine kurze Zeit miteinanderverbandelt? Ist auch egal! Jedenfalls hat sie mit ihrem 4711-Beitrag bei mir Erinnerungen an meine liebste Oma hervorgerufen.

4711 Kölnisch Wasser, der Duft meiner Oma – manchmal empfand ich es als Gestank, denn eine Duft-Wolke umwehte sie. Man sah sie nicht, aber man roch sie.  Dass so eine kleine Frau so präsent war, für alle – besonders für mich – so dachte ich damals und das ist auch eine Gabe, jedem das Gefühl zu geben, die wichtigste Person zu sein. Meine Oma hat den weltbesten Milchreis gekocht und den schlechtesten Kaffee, denn sie selbst trank nur Muckefuck. Der wurde morgens aufgebrüht, in eine Porzellankanne gekippt und diese wurde tagsüber immer leerer. Der Ersatzkaffee, obwohl die Kanne in drei Schichten Lumpen, Gehäkeltes und Überdeckchen eingepackt war, wurde aber auch immer kälter und ums verrecken nicht besser schmeckend. Dieses Gebräu wurde tapfer getrunken. Wir Kinder bekamen Sirupwasser, die Erwachsenen Hahnewasser oder wässrigen Tee!

Nur zu bestimmten Anlässen wurde die ‚guteStube‘ aufgemacht, ansonsten empfing sie in der Küche mit Plüschsofa und Häkelsitzkissen. Total unbequem. Aber eigentlich war sie auch gerne unterwegs. Oma Luise (Jahrgang 1898)  wusste alles, kannte jeden und hatte für jeden ein gutes Wort und wenn das nicht möglich war, lächelte sie, verteilte Schnöckerkram und wir spielten eine Runde MauMau. Alle miteinander!

 

Winter ade

Hoffmann von Fallersleben schrieb: Winter ade! Scheiden tut weh. – Wenn’s denn nur schon soweit wäre.
Es ist Ende Januar und der Winter dauert mindestens noch eineinhalb Monate. Da müssen wir durch, da müssen wir jedes Jahr durch.

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Unruhige Tage! Warum lasse ich mich unter Druck setzen? Stimmt auch nicht so ganz, denn ich hab‘s doch in der Hand und bräuchte mich nicht unter Druck setzen zu lassen.

Geburtstage sind einschneidende Ereignisse. Besonders die der eigenen Kinder. Heute vor 49 Jahren – neunundvierzig – war es, glaub ich, auch ein grauer Tag und ich bin damals an Menschen geraten, die unglaublich unsensibel waren. Die Ärzte bei der Geburt, die Hebamme, die mich alleingelassen hat. Ich war doch so jung! Die Tatsache, dass mir mein Kind nicht gezeigt wurde. Noch nicht einmal gesagt wurde, ob es ein Junge oder Mädchen ist. Mein Sohn wurde mir einfach weggenommen. Ins Kinderkrankenhaus gebracht, Ohne dass einer der Eltern ihn anfassen durften. Auch nach 49 Jahren tut das weh, wie am Abend der Geburt. 

Ich liebe dieses Kind unendlich. Habe es, seit ich wusste, dass ich schwanger war, geliebt. Ich durfte meinen Sohn nicht sehen. Nicht anfassen. Nicht in den Arm nehmen. Stattdessen wurde auch mein Mann nach Hause geschickt. Er war allein. Ich auch. Die Geschichte mit der fremden Hebamme und den Binden habe ich oft erzählt.

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Die Hebamme kam abends ins Zimmer um mit der Wöchnerin im Nachbarbett Binden aufzuwickeln. Sie kannten sich, waren befreundet: „Wir haben heute ein Kind geboren, dass am besten die Nacht nicht überleben sollte. Es hat keine Lebenschance!“ Ich habe mir die Bettdecke über den Kopf gezogen und angefangen zu weinen. „Was hat sie denn?“, fragte die Hebamme. „Weißt du nicht, dass das die Mutter ist?“ Die Hebamme verlies fluchtartig den Raum und ward nie wieder gesehen.

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Carsten hat heute Geburtstag. Er ist ein fröhlicher, meist ausgeglichener kleiner Mann. Als ich ihn endlich im Mai in den Arm nehmen konnte, habe ich wieder geweint – dieses Mal aber Freudentränen.

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