Schlagwort: Familie

Winter ade

Hoffmann von Fallersleben schrieb: Winter ade! Scheiden tut weh. – Wenn’s denn nur schon soweit wäre.
Es ist Ende Januar und der Winter dauert mindestens noch eineinhalb Monate. Da müssen wir durch, da müssen wir jedes Jahr durch.

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Unruhige Tage! Warum lasse ich mich unter Druck setzen? Stimmt auch nicht so ganz, denn ich hab‘s doch in der Hand und bräuchte mich nicht unter Druck setzen zu lassen.

Geburtstage sind einschneidende Ereignisse. Besonders die der eigenen Kinder. Heute vor 49 Jahren – neunundvierzig – war es, glaub ich, auch ein grauer Tag und ich bin damals an Menschen geraten, die unglaublich unsensibel waren. Die Ärzte bei der Geburt, die Hebamme, die mich alleingelassen hat. Ich war doch so jung! Die Tatsache, dass mir mein Kind nicht gezeigt wurde. Noch nicht einmal gesagt wurde, ob es ein Junge oder Mädchen ist. Mein Sohn wurde mir einfach weggenommen. Ins Kinderkrankenhaus gebracht, Ohne dass einer der Eltern ihn anfassen durften. Auch nach 49 Jahren tut das weh, wie am Abend der Geburt. 

Ich liebe dieses Kind unendlich. Habe es, seit ich wusste, dass ich schwanger war, geliebt. Ich durfte meinen Sohn nicht sehen. Nicht anfassen. Nicht in den Arm nehmen. Stattdessen wurde auch mein Mann nach Hause geschickt. Er war allein. Ich auch. Die Geschichte mit der fremden Hebamme und den Binden habe ich oft erzählt.

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Die Hebamme kam abends ins Zimmer um mit der Wöchnerin im Nachbarbett Binden aufzuwickeln. Sie kannten sich, waren befreundet: „Wir haben heute ein Kind geboren, dass am besten die Nacht nicht überleben sollte. Es hat keine Lebenschance!“ Ich habe mir die Bettdecke über den Kopf gezogen und angefangen zu weinen. „Was hat sie denn?“, fragte die Hebamme. „Weißt du nicht, dass das die Mutter ist?“ Die Hebamme verlies fluchtartig den Raum und ward nie wieder gesehen.

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Carsten hat heute Geburtstag. Er ist ein fröhlicher, meist ausgeglichener kleiner Mann. Als ich ihn endlich im Mai in den Arm nehmen konnte, habe ich wieder geweint – dieses Mal aber Freudentränen.

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Da habe ich doch ganz vergessen euch unser gigantisches Feuerwerk zu zeigen!

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Eine Dankbarkeit beschleicht mich. Ballast ist abgeworfen, zusammen mit der Weihnachtsdekoration. Der größte Teil des Dekoschnickschack – bis auf die großen Patchworksterne am Fenster und kleinere Lichterketten in den Juniorenzimmern – ist in Kisten im Keller verstaut.

Ich kann wieder durchatmen. Es steht kein Gedöns mehr herum. Übermorgen, wenn der Kerle und das Töchting endlich wieder (sie haben die Ferien genossen, wollen aber auch wieder zu ihren Kumpels – und das endlich ist ein positives) in der Lebenswerkstatt sind, entstaube ich deren Zimmer und das eine oder andere Teil verschwindet für geraume Zeit in der Versenkung. 

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