Behinderung, Gedanken

Gratwanderung

Beiträge über die Behinderung meiner Junioren zu schreiben, ist eine Gratwanderung. Einerseits möchte ich Verständnis wecken und Menschen mit Behinderung aus dem Verborgenen holen, andererseits will ich meine Kinder auch nicht vorführen.
Zwischen diesen beiden Polen gibts eigentlich keine absolute Grenze. Der Übergang ist fließend. Wir haben es gerade gestern wieder erlebt. Umso mehr verblüfft mich, dass hier im Blog die nicht so schönen Begebenheiten geliked werden und das positive Erlebnis kaum Beachtung findet! Das beobachte ich auch auf instagram, wo ich seit Neuesten aktiv bin. Ich habe dort neue Kontakte entdeckt – entdeckt ist das richtige Wort, denn ich habe noch keine Kontakte geknüpft, weil es mir unendlich schwer fällt, das zu tun. Aber ich verfolge einige Kanäle. Unter anderem einen, in dem ein behinderter Junge die Hauptperson ist. Inwieweit er vorgeführt wird, obliegt jedem Einzelnen zu beurteilen – ich jedenfalls bin wieder einmal sehr zwiegespalten. Ohne zu viel zu verraten – ich möchte die Identität nicht aufdecken – die Eltern generieren dadurch eine Menge Geld und Spenden für einen wichtigen Verein, der sich um behinderte Kinder, die Erforschung eines seltenen Syndrom und dem Wohlbefinden der Eltern bemüht. Aber darf man deswegen sein Kind dafür gebrauchen? Eins, das nicht einmal sein Einverständnis dazu geben kann? Heiligt der Zweck die Mittel? Ich bin da ganz schön aufgewühlt. Mein instagram-Account ist privat. Aber ich brauche auch ein Netzwerk und das erreiche ich nicht, wenn ich privat bleibe. Aber ich möchte meine Kinder nicht […] Tja, es ist eine Gratwanderung!

Behinderung

wir kennen das

Der Opa des nicht mehr so kleinen Jungen hat die Situation gerettet! Weißt du Otto, dieser kleine Mensch im Rollstuhl ist kein Alien. Das ist ein Mensch, und Menschen begegnet man nicht mit Abscheu! Auch wenn – und dann wandt sich der ältere Mann dem Kerle zu: Wie heißen Sie? – nachdem er den Namen wusste drehte er sich wieder zu seinem Enkel um und fuhr fort: auch wenn C. sehr klein ist und seltsam aussieht, so wirst du zu ihm respektvoll sein. Ihr seht euch vermutlich niemals wieder, aber du hast hoffentlich gelernt, dass es normal ist, auch anders auszusehen!

Ich hätte diesen Mann küssen wollen …

Behinderung

Gefühlte Katastrophen

Letztens habe ich geschrieben, dass ich eine Reichsbedenkenträgerin bin. Was hat das mit meinem Autismus zu tun? Es ist so, dass autistische Menschen in einen unheilvollen Automatismus verfallen (können). Ich tue es! Doch, wie komme ich aus diesem Teufelskreis raus? Denn die Angst um meinen Sohn ist nur ein Teil von allem. 

Self-Fulfilling Prophecy: Wenn ich ständig daran denke, was passieren könnte, dann passiert das irgendwann auch. Mir scheint, dass das eine angstgetriebene kognitive Verzerrung ist. Theoretisch weiß ich darum, praktisch komme ich davon nicht weg. Ich brauche Strategien um dieses Worst-Case-Szenarium zu unterbrechen! Welche? (Noch) keine Ahnung. Die Reize und äußere Einflüsse sind stark – ich filtere nicht, ich nehme sie eins zu eins direkt auf: Overload entsteht und nicht immer habe ich die Möglichkeit mich auszuklinken. Mir hilft Achtsamkeit! Auch so ein Modewort wie Asperger-Autismus. Ich versuche im Hier und Jetzt zu leben und mir helfen wiederkehrende Dinge und positive Automatismen. Seit neuesten mache ich Q-Gong, auch das verhilft mir zur Ruhe. Und es hilft mir mit Menschen zu sprechen, die meine Ängste ernst nehmen und diese nicht einfach mit einer Handbewegung wegwischen – Floskeln und leere Zusicherungen machen mich wahnsinnig, ich fühle mich damit äußerst unwohl. ich weiß, dass viele Katastrophen nur im Kopf entstehen und sicherlich nicht eintreffen müssen. Ich weiß auch, was ich kann und wie ich es verhindere, dass der Kerle nicht verhungert. Aber Wissen und Handeln sind noch immer zwei verschiedene Dinge für mich.