Audio, Behinderung, Gedicht

sei ehrlich

 

Sei ehrlich,
du bist enttäuscht,
dass dein Kind
behindert ist.
Du hattest doch
andere Pläne!

Sei ehrlich,
deine Liebe erdrückt
dein Leben.
Du wolltest doch
etwas erreichen.

Sei ehrlich,
andere haben mehr
geschafft,
bist du traurig
und desillusioniert?

Sei ehrlich,
dein Kind ist
ein Hemmschuh.
Es ist dir im Weg.
Du hattest doch
so viel vor.

Sei ehrlich,
dein Lebensplan
ist nicht gradlinig.
Aber was ist mit deinem:
Hat er keine Kurven?

©️petra ulbrich

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Manchmal gibt es in den Beiträgen eine 2. oder 3. Seite!

Bücher

die Spucke weggeblieben

Wisst ihr was mein Lieblingswort ist? Vermutlich ist es manchmal – so oft, wie ich es schreibe und auch im Real Life sage. Ist manchmal nicht eine Einschränkung? Aber das wollte ich in diesem Beitrag gar nicht sagen. 

Manchmal bleibt mir die Spucke weg. Ich bin eine zartbesaitete Frau – was nicht zwingend sensibel bedeutet, denn zu anderen kann ich schon recht grob erscheinen. In der Regel ist dem nicht so, aber es kommt halt so rüber. Die Spucke ist mir weggeblieben, als ich mir die Bibliothekarin ein Buch empfohlen hat: Mein pochendes Leben Ui, dass sie mich so gut kennt, das hat mich verblüfft. Gestern, während der Bandprobe der Junioren – es lohnt sich nicht vom übernächsten Städtchen nach Hause zu fahren – gestern, habe ich im Lärmpegel von Gitarre, Schlagzeug und anderen Geräuschinstrumenten, samt manchmal (da ist es wieder das Wort) schrägem Gesang, fasziniert angefangen zu lesen. Ein sechzehnjähriger koreanischer Junge erzählt seine Geschichte. Ansich nichts spektakuläres, aber dieser Arum hat Progeria! Als der Kerle ungefähr in diesem Alter war, haben mich semimedizinisch geschulte Menschen gefragt, ob er unter diesem Syndrom leidet. Das konnte und kann ich verneinen, denn dann wäre mein Sohn schon lange tot. Die Bibliothekarin hat dies, als sie den Kerle noch nicht kannte, auch vermutet und war dann sehr erstaunt, dass er schon so alt ist. Daran hat sie sich wohl erinnert, als sie das Buch entdeckte und mir empfahl. Das Buch ist sehr leise geschrieben und genau so etwas – auch wenn die Geschichte tragisch ist – brauche ich gerade.

Gut hat sie es getan, denn ich kann es kaum erwarten weiterzulesen. Nur hatte ich bis dato heute so viel zu tun und mit den Junioren im Hintergrund im Haus finde ich nicht die nötige Ruhe. Wird Zeit, dass es Abend wird und ich die Bande ins Bett stecken kann…

Familie, Gedanken, Junioren

Töchting trommelt

Oh ja, das kann sie gut! Sie spielt in einer Band Schlagzeug. Zuhause hat sie nur eine Trommel – reicht mir persönlich aus. Sie haut nicht einfach wahllos drauf. Nein, sie kann den Ton dosieren. Es gibt Wochen, da will sie keine Musik machen, keinen Bumms hören und dann wieder wird geübt. „Ich brauche einen Besen!“ Bis ich das kapiert hatte. Da sah ich eine Weile ganz schön dumm aus der Wäsche. Dass man mit einem Besen Schlagzeug spielen kann! Na klar, es ist dieses kleine Wischdings, das leise Töne macht.

Leise bin ich jetzt auch, sogar ein bisschen demütig. Denn meine behinderten Junioren haben mir aufgezeigt, dass es nicht immer nur schneller, höher, lauter und besser sein muss, es kann auch einfach mal still und normal sein. Kerzen an, Max und Moritz vorlesen oder auch anderes und einfach nur da sein…

Mögest du dir die Zeit nehmen, die stillen Wunder zu feiern, die in der lauten Welt keine Bewunderer haben. | Altirischer Segenswunsch