Gedanken

Eigentlich sollte ich …

… doch mal fragen, wer ich bin? Mich selber fragen; denn jemand anderes gibt mir ja doch keine Antwort!

Es ist verdammt schwer. Leichter würde es mir vielleicht mit ein bisschen Abstand fallen – quasi in dritter Person über mich schreiben. Würde es mir wirklich leichter fallen? Vermutlich nicht. Denn es zeugt, meiner Meinung nach, von wenig Selbstbewusstsein wenn man von sich mit Vornamen spricht. Klingt wieder vorverurteilend, ich weiß.

Also: wer bin ich? Zumindest nicht diejenige, die ich äußerlich vorgebe zu sein. Ich spiele Rollen. Für den einen die, für andere wieder andere. Immer wieder bin ich die Verständnisvolle, aber auch diejenige, die unbequem ist, weil sie so manches infrage stellt. Mein ganzes Wesen wäre ambivalent, sagt eine Freundin: „In einem Satz kannst du zweierlei gegensätzliche Botschaften unterbringen und man kann es dir nicht widerlegen.“ Ich habe Angst vor dem Tag und dennoch weiß ich, dass ich alles schaffe. Ich sehe was hinter dem Berg ist, nur den leichten Weg sehe ich nicht. Nehme stattdessen den, der kurvig und steinig ist und geh ihn auch noch gerne!

Eigentlich bin ich’s leid über mich zu reden. Viel lieber möchte ich ‚sein‘. Angenommen sein, wie ich bin. Gesehen werden. Möchte, dass jemand hinter meine Potemkinsche Dörfer guckt und sieht: dort ist Substanz und nicht nur heiße Luft. Wir wollen doch alle gesehen werden, als die, die wir sind und nicht, als die, die wir vorgeben zu sein! 

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Nachtrag 11:12 Uhr: Schon vor Jahren habe ich das auch schon geschrieben. Bin ich eigentlich gar nicht lernfähig? Oder woran liegt‘s?

Alltag, Behinderung, Familie, Gedanken, Junioren

Mut ist auch

… auszuhalten, dass sich nach einem schönen Tag ein schwarzes Loch auftut. Mut ist auch der Tatsache ins Auge zu blicken, immer dann allein zu sein, wenn Hilfe (seelische und auch tatkräftige) am nötigsten ist. Mut ist es auch, aushalten zu können, wenn das Töchting einen Overload hat, weil das Ausstellfenster in ihrem Zimmer sich nicht schließen lässt. Sie hat deswegen fast zwei Stunden gegreint und ich konnte ihr nicht helfen. Mut ist auch, den Kerle liegen zu lassen, auch auf die Gefahr hin, dass er dicke geschwollene Knie bekommt. Aber es ist ihm wichtig auch einmal zu chillen. Mut ist ebenso, nicht ans Telefon zu gehen, wenn eine bekannte Nummer anruft und die Person dahinter sich eigentlich nur wieder auskotzen will.

Die Junioren sind beruhigt. Mein Adrenalin ist werweißwo. Unsere Terrasse verbeikräutert bzw. verunkrautet, ich sollte dringend duschen. Wiebke braucht mich griffbereit  – das klingt nach Tyrannei, ist es jedoch nicht, denn sie hat einfach nur Angst, dass ich nicht da bin. 

Der Kerle hat nichts gegessen. Das Töchting trinkt nicht, weil sie immer noch im Overload steckt und die flüssige Konsistenz ihr gerade Unbehagen bereitet. Wenigstens sie hat Gemüse und Pilze gegessen. Ich sitze mit der nächsten Tasse Kaffee und er schmeckt mir nicht …

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16:10 Uhr – Ich bin es leid hier immerdestruktiv zu erscheinen. Ich bin allein, fühle mich alleingelassen, auch wenn mir einige wenige helfen wollen, es aber aus verschiedensten Gründen nicht können. Ich weiß es sehr zu schätzen, aber genau darin liegt auch die Krux. Wenn noch nicht einmal professionell geschulte Menschen einen Ausweg aus dieser Misere wissen und es an Zeit und anderweitigen Ressourcen fehlt – wir bräuchten einmal jemanden, der/die die gesamte Komplexität sieht und diese zusammen mit mir aufdröselt.  – Leider haben auch Fachleute manchmal weder Lust noch Zeit noch Wissen dafür zu Verfügung.

Wir brauchen einfach Menschen, die Zeit mit uns verbringen möchten. Teilhabe am Leben, eben!

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Gedanken, Gedicht

faszinierend

Es ist schon faszinierend wie eindimensional manche Menschen sind. Kaum ist man psychisch krank, hat Angst, da wird einem abgesprochen, dass man intellektuell gefordert sein möchte. Dass man Interessen hat, die außerhalb der Psyche liegen. Es ist sicherlich richtig, dass dann gerade das eigene Wohlbefinden im Vordergrund steht. Aber bei wem nicht?

Hat man deshalb gleich seinen Verstand im Schrank der Krankheit vergessen, hat man die anderen Interessen hinten anzustellen? Warum wird man eigentlich immer in eine Schublade gesteckt? Okay, Menschen möchten gerne dazugehören, aber müssen es unbedingt zugeschlossene Schubladen sein?

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Ich baue Schubladen
für all diejenigen,
die bisher in keine passen.

Wenn ich denn schreinern könnte!
Ich täte es gerne.
Viel lieber, als Schubladen bauen,
würde ich Mauern in den Köpfen einreißen.

Würde für jeden ein Dach bauen
um nicht nass zu werden –
um beschützt zu sein
– vor Schubladendenken.

©petra ulbrich