Alltag, Behinderung

Sommerabend

Der Kerle guckt Fußball-EM der Frauen und kommentiert das Spiel, jedes Spiel, wie ein Stammtischtrainer.
Das hat mich schon vor Jahren immer bei MamS genervt – einerseits, andererseits hat es mich amüsiert, wie engagiert man doch bei einem Fußballspiel sein kann!

Selbst gucke ich mit halben Auge zu und versuche meine Ohren auszuknipsen. Das gelingt mir nicht. Auch deswegen nicht, weil auf der anderen Straßenseite gerade einmal wieder die Feuerwehrtore mit Karacho aufgestoßen werden und Blaulicht samt Martinshorn angestellt wird. Solche Töne künden meist nichts Gutes an. Erst vorgestern hat’s am Feldrain gebrannt: „Wie Zunder! Zum Glück waren wir bald da!“

0:0 – und die Kommandos kommen spärlicher. 1:0 für die deutschen Fußballerinnen – die Euphorie ist gigantisch. Der Abend ist gerettet! Unverhohlene Schlachtgesänge, spitzbübisch, hämisch und feixend – mein Sohn kann ganz schön patriotisch gehässig sein.

Veröffentlicht von piri

✨ In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ✨