Gedicht

Manchmal

Manchmal
verstecke ich
meine Trauer
hinter einem
burschikosen Lächeln.

Manchmal
könnte es sein,
dass ich mich
damit selbst
überliste.

© petra ulbrich

Der Dienstag dichtet bei Katha 

Behinderung, Familie, Gedanken

von Versprechungen

Narzissen

Vorab – dies ist ein Kuddelmuddelgedankenchaos, sehr schnell dahingeschrieben. Quasi aus dem Bauch heraus.

„Ja, ich komme dich besuchen!“ Oder: „Das machen wir im Sommer, wenn das Wetter besser ist!“ Oder: „Jetzt haben wir uns ja einiges ausgesucht, müssen nur noch einen Termin finden!“ 

Könnt ihr euch vorstellen wie das ist, wenn nichts zustande kommt? Weder der am Telefon angekündigte Besuch, noch der Spaziergang zum Biergarten und schon gar nicht der Termin, der bis zum SanktNimmerleinsTag verschoben wird? Carsten ist traurig und Wiebke zieht sich noch mehr in ihr Zimmer zurück. Wenn dann noch dieser Spruch kommt: „Du musst doch nur Bescheid sagen, dann machen wir was gemeinsam!“, dann zieht sich in mir so vieles zusammen. Unverbindlichkeiten. „Mama, die xxx hat gesagt, dass sie mit uns in den Tierpark geht.“ „Und xyz wollte mit uns ins Kino!“ „Ach, die kommen doch sowieso nicht. Die reden nur!“ Könnt ihr euch vorstellen in welche Bedrängnis mich das bringt? Ich darf doch die Menschen nicht bloßstellen vor den Junioren. Aber darauf ansprechen kann ich sie auch nicht immer – das geht vielleicht einmal. Ich bekomme dann die Antwort, dass irgendwas dazwischen gekommen ist und deswegen das Treffen leider nicht geklappt hat. 

Carsten fragt mich immer wieder und Wiebke fragt mich auch immer wieder. Gerade heute Morgen: „Warum kommt xxx nicht? Sie hat es doch schon so lange versprochen.“ Mir tut es in der Seele weh, wenn ich sagen muss, dass sie nicht kommt! Aber nicht nur das, ich bekomme auch die schlechte Laune und den Frust ab: „Das ist gemein, versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen.“ Manchmal passiert eine Absage sehr kurzfristig. Die Junioren haben sich gefreut und Pläne gemacht … Oft ist es, dass der Kerle mich fragt, warum denn die Menschen, die er liebevoll einlädt, nicht kommen.  Dabei ist es gar nicht wichtig, dass die Menschen lange bei uns bleiben – kurz vorbeikommen, ein bisschen reden, nen Kaffee oder was anderes trinken, einen kleinen Spaziergang machen, uns vielleicht auf die Hunderunde mitnehmen – ins Alltagsleben integrieren. Nicht nur zugucken lassen – teilhaben lassen! 

Gedanken, Kuddelmuddel

Montag – 4:21 Uhr

Kaffeetasse

Der Nachbar steht auf, wenn ich nachts aufs Klo gehe. Er ist ein reiner Morgenmensch. Abends um halb neun liegt es schon im Bett. Für mich verkehrte Welt! Mir scheint, er ist zufrieden und das ist doch die Hauptsache.

Ich höre Podcast über Kriege, Ampelkoalitionen, geschenkten Pferden aus der Mongolei und unvermeidlichen Rüstungsausgaben. Mein Bauch grummelt nicht nur deswegen und meine rechte Schulter ist seit längerem aufgekratzt. Jetzt fängt auch noch mein linkes Knie an zu jucken und aus meiner Haut raus kann ich nicht. Aber aufkratzen! Stülpt sich mein Inneres nach außen?

Heute ist Rosenmontag! Die Jecken und Narren feiern. Dürfen sie. Aber ich muss nicht Karneval oder Fasching oder ich weiß nicht was schunkeln. Hier in der Gegend ist der Faschingsdienstag der Tag der Tage und auch nicht so politisch, wie in Mainz. Bin ich nun als absoluter Muffel verschrien?

 Der Nachbar grüßt, ich verschwinde im Haus, mache mir noch einen Kaffee, creme mir meine Haut, wecke die Junioren um halb sieben – sie baden beide schnell noch bevor sie in die Werkstatt gehen – und dann…