Frage

Wieder mal Pflege-von-Angehörigen-Gedöns. Müsst ihr nicht lesen – betrifft euch ja nicht. Oder doch?

Woran erkennst du, dass du erschöpft bist?

Nicht an Tränen. Nicht am lauten Schmerz. Sondern an diesen 3 leisen Anzeichen:

1. „Du funktionierst einfach.“ Aber wenn du genauer hinhörst, steckt dahinter: Ich fühle kaum noch etwas.

2. Auf die Frage „Was brauchst du gerade?“ kommt ein langes Schweigen. Nicht, weil du nichts sagen willst, sondern weil du es wirklich nicht weißt.

3. Du lächelst, während du vom Schmerz erzählst. Nicht, weil es leicht ist, sondern weil du gelernt hast, dass du nur geliebt wirst, wenn du nicht zur Last fällst. Erschöpfung zeigt sich oft nicht laut. Sondern still. Am leeren Blick. An müden Sätzen. An einem anwesenden Körper. Aber, da ist eine Seele, die längst auf dem Rückzug ist.

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Kategorien: Behinderung, Gedanken, Kuddelmuddel

17 Kommentare

  1. Es hat mich betroffen, Meine Geschwister und ich haben 5 Jahre lang unsere Mutter gepflegt. Die Hausärztin hatte sie aufgegeben und meinte, sie hätte noch 2 Wochen. Da überprüften wir die Medizin, denn sie war kaum ansprechbar. Wir ließen alles weg, was wir für zwei Wochen eher als schädlich sahen, als wichtigstes ein Beruhigungsmittel. So kam sie wieder auf die Beine. Statt mit 79 starb sie mit 86. Diese Antwort schreibe ich direkt auf die Frage, ich komme erst nach dem Abschicken in den Blog, eine Restriktion des Mail-Systems.

    • Warum kommst du erst nach dem Abschicken des Kommentars ins Blog? Merkwürdig. Verstehe ich nicht. Na ja, muss ich auch nicht.

      Dass du 5 Jahre zusammen mit deinen Geschwistern gepflegt hast, ehrt dich – macht nicht jeder. Dann kannst du sicherlich ein bisschen nachvollziehen, dass ich nach (fast) zehnfacher Pflegezeit ausgebrannt bin und mich nach etwas Anerkennung sehne.

    • Was für eine unglaubliche (Medizin-)Geschichte.

  2. Liebe Piri, ich möchte einen anderen Blick ergänzen: Pflege betrifft letztlich uns alle – früher oder später, direkt oder indirekt. Im Familienkreis haben wir darüber auch schon oft gesprochen. Für mich zeigt sich Erschöpfung nicht nur still, sondern manchmal auch laut und unruhig. Deine Worte machen deutlich, wie individuell das ist. Und vor allem: Ich erkenne deine Pflegeleistung voll und ganz an – für diesen Kraftakt hast du meine uneingeschränkte Wertschätzung. Ich kann mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, welche Kräfte du für deine Kinder Tag für Tag aufbringst.

    • Hallo Izzy, dass euch (allgemein gesagt) die Pflege nicht betrifft, war provozierend gemeint und dieser Schuss ist dann auch gnadenlos nach hinten losgegangen.

      Pflege und die daraus resultierende Nichtbeachtung oder Überforderung ist ein weites Feld. Menschen zerbrechen daran. Aber gerade Mütter, und ich kenne einige, verkümmern, werden immer stiller und wenigere, vergessen sich und ihre Bedürfnisse, haben Kraft für alles und jeden – nur sie selbst sind ein Niemand – und das nicht einmal nur für sich selbst, denn andere sehen sie auch nicht. Sie sind Mittel zum Zweck!

      • Es trifft. Du machst mir immer wieder bewusst, wie viel Pflegearbeit oft unsichtbar bleibt und welche Folgen sie haben kann. Du sensibilisierst mich dafür, dass wir die Belastung ernst nehmen sollten – für uns selbst und für andere. Die Warnung ist klar: Wer seine eigenen Bedürfnisse dauerhaft vernachlässigt, riskiert, innerlich zu zerbrechen.

  3. Und dann gibt es noch die andere Seite. Die Mütter oder Eltern, die nicht los lassen möchten, können.
    Ja, Pflege geht uns alle an.
    Auf die eine oder die andere Weise auf jeden Fall.
    Es ist gut, dass Du zeigst, wie sich Erschöpfung bei Dir auswirkt.
    Da ist vermutlich jeder Mensch anders.
    Du wünschst Dir Anerkennung.
    Hier im Blog wird Dir die immer wieder gezollt, aber das hilft Dir nicht.
    Die Politik ist verantwortlich.
    Wir alle.

    • Es geht nicht um diese Anerkennung auf dem Blog, diese weiß ich zu schätzen. Aber, bei allem Respekt, es sind Einzelstimmen. Ernst gemeint und gut.
      Wir haben ein gesellschaftliches Problem. Die Spitze, um die Eltern, die ihre Kinder nicht loslassen können, habe ich auch gelesen. Ficht mich nicht an, denn niemand, der uns nicht kennt, kann unsere Situation beurteilen. So wie ich andere Pflegende nicht beurteilen werde. Alles ist eine sehr persönliche Entscheidung. Es ist nicht nur vermutlich jeder Mensch anders – niemand gleicht dem anderen und wenn eine*r mit Verstummung reagiert, so kann es eine andere schreiend tun. Die Erschöpfung ist nicht dieselbe und dennoch sind sie es beide!

      • Oh man Petra – warum sollte ich Dir diese Spitze rein drücken wollen??!!
        Ich bin darüber bestürzt!
        Wir haben ja auch schon privateren Kontakt gehabt und ich dachte, dass Du Dich erinnern würdest.
        Es tut mir leid, sehr sogar, wenn ich Dich da getroffen habe, denn – der Schuh war weder für Dich hingestellt, noch passt er Dir.
        Dafür kenne ich Dich zudem doch gar nicht, um solch eine Aussage zu treffen!
        Mehr nicht hier, sondern, wenn, auf anderen Kanälen.

        Soweit.. Eine hoffentlich gute Nacht, für Dich, für mich. LG!

  4. Ganz ehrlich:
    Ich bin froh das ich im Moment nicht betroffen bin.

    Das du nach jahrzehntelanger Pflege erschöpft bist, kann ich mir sehr gut vorstellen.

  5. Ja.

    Besonders 2. Nicht mehr spüren, wissen, sagen können, was man gerade braucht. Wie kommt man da wieder dran?

  6. Darum geht’s doch gar nicht im Beitrag. Und ewig die gleiche Leier. Ja, der Sozialstaat geht vor die Hunde!

  7. Ja, kann ich unterschreiben. (Auch wenn ich gerade nur die „Zweitbesetzung“ bin, jahrelang wsr ich „Erstbesetzung“.) Bei uns kam/kommt dazu, dass wir mitunter gar nicht ernst genommen werden, denn „Ist ja nur ein bisschen den Psycho bespaßen, was willst du denn?“

    Erstens ist M. nicht „der Psycho“, zweitens muss sie nicht bespaßt werden. Im Gegenteil, umso mehr man sie versucht abzulenken, umso mehr kippt ihr Zustand und dann eskaliert es. Ebenso, wenn man „mal eben“ versucht sie zu irgendwas zu bewegen, ohne ihr haarklein den Grund zu erläutern. Das ist anstrengend, das kann gefährlich sein, das ist körperliche und mentale Arbeit – nimmt bloß kaum wer war, weil es von außen so aussieht Das sind Angehörige, die machen das schon (Äh nein? Äh, wir sind auch keine Übermenschen?)

    • Man, wie ich dieses unpersönlich gleichmachende man hasse!
      Natürlich ist es ein gesellschaftliches Problem wenn pflegende Angehörige ausgebrannt sind.

      Mehr schreibe ich jetzt nicht dazu – es artet wieder in eine unfruchtbare Diskussion aus, die mich zudem enorm stresst.

    • Ja, auch das ist erschöpfende Pflege – wenn‘s auch vordergründig nicht so aussieht.

  8. Eure Diskussion mal bei Seite gelassen- die Frage war doch:“Woran erkennst Du, das Du erschöpft bist?
    Da gibt es 2 Arten: die körperliche Erschöpfung: Muskel- Rücken- und andere Schmerzen- einfach, weil die Muskeln und Gelenke am Ende ihrer Leistungsfähigkeit angekommen sind.
    Die bekommt man mit warmen Wasser, Massagen und etwas Ruhe gut in den Griff- viel schlimmer ist da die „Geistige“ Erschöpfung- wenn der Kopf sagt: „Es reicht!!!“ Dem ist weit aus schwieriger zu begegnen. Bei mir : Lustlosigkeit, Aggressivität und „Fluchtwunsch“. Fluchtwunsch ist dann die Überlegung, ob ich nicht die 5 Liter Flaschen einem Kollegen überhelfen kann- das ich sie nicht prüfen muss. (5Liter muss man sich bücken und anheben ca 250 mal je 6 Kg)
    Wenn man jemand pflegt und damit „no way out“ hat ist das sicher schwieriger….

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