Entschuldigt

Mir ist so gar nicht weihnachtlich zumute. Wenn jetzt noch irgendjemand sagt: „Mach das Beste draus!“, fange ich an zu schreien. Diese Pandemie bringt mich an den Rand meiner Grenzen. Aber ich wiederhole mich ständig und immer. Wenn denn wenigsten jemand da wäre, mit dem ich reden könnte, nicht nur daherreden, sondern auch Quatsch machen, Ängste bereden. Was nun zu tun ist. Ob ich die Junioren in die Werkstatt schicken, oder lieber daheim lassen soll? 

Manche Helferin kommt nicht, weil sie uns nicht gefährden will, sie hat beruflich sehr viele verschiedene Kontakte. Eine andere Besucherin geht mir einfach auf den Keks. Sie ist sehr allein und freut sich uns zu helfen. Sie kommt, spielt und vertreibt uns und sich die Zeit. Das ist gut! Dennoch bin ich genervt. Sie unterbricht die Eintönigkeit nicht, sie verstärkt sie. Kommunikation ist eine Einbahnstraße. Ich trage nichts dazu bei, weil wir in Parallelwelten leben. 

Es ist halb acht am Morgen. Die Junioren schlafen. Wir haben eine warme Wohnung, genug zu essen und sind nicht infiziert. Ich bin nicht arm, fühle mich nur alleingelassen. Was habe ich für ein Luxusprobleme? Entschuldigt mein Kuddelmuddelgedankenchaos!

Kategorien: Kuddelmuddel

17 Kommentare

  1. Ja, was ein Mist!

    Ich finde ja, laut fluchen ist manchmal erleichternder als das viel beschworene positive Denken.

  2. Kein Grund sich für dein Kuddelmuddelgedankenchaos zu entschuldigen. Ganz im Gegenteil. Ich bewundere dich oft im Geheimen, zum einen, wie du deinen Alltag im Griff hast und zum anderen, wie offen du hier dein Innerstes mit uns teilst. Ich selbst bin leider nicht so mutig und schreibe oft drumherum, bin nur so offen, wenn ich in meinem, nur mir zugänglichen, Tagebuch schreibe.
    Positiv zu denken fällt mit Sicherheit immer mehr Menschen schwer. Ich kann es schon seit einiger Zeit kaum noch. Ich bin dabei nach einem Weg zu suchen, der mich nicht in ein tiefes Loch fallen lässt.

    Pass auf dich und deine Lieben auf.

    Herzlichst
    Maksi

  3. Wenn jemand KEINE Luxusprobleme hat, dann du. Was ist daran ein Luxusproblem, dass du dich allein gelassen fühlst? Ich weiß, dass es leicht ist so etwas zu denken, wenn man gelernt hat mit wenig auszukommen, aber das bedeutet nicht, dass dein ganz reales subjektives sich allein gelassen fühlen irgendwas mit Luxusproblem zu tun hätte. Wenn du traurig wärest, weil dieses Jahr kein Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt drin ist oder so was (und nur deswegen), dann hättest du ein Luxusproblem. Aber doch nicht weil du dich in eurer ganz konkreten, ohnehin schon irgendwie abgehängten Situation allein gelassen fühlst. Wohnung und zu essen haben ist wichtig, aber es gibt auch psychosoziale Bedürfnisse.

  4. Lass deine Gedanken zu, sie haben ihre Berechtigung! Du stemmst so viel, das würden viele andere nicht schaffen.
    Bleibt gesund und kommt gut durch die Zeit!

  5. Ich schau Deine Sonne mit goldenen und schwarzen Strahlen an, und wie ich mir so Deinen Satz durch den Kopf gehen lasse, dass Dir nicht weihnachtlich zumute ist (was auf mich auch so halb zutrifft), fiel mir Alice im Wunderland ein und der Hutmacher und der Märzhase, die Nichtgeburtstag feiern. Vielleicht könntest Du ja Nichtweihnachten feiern, wenn Dir wieder danach ist, und jetzt ist einfach irgendwann – ohne besondere Ansprüche an Stimmungen.

    • Allein für die Junioren werde ich Weihnachten feiern. Sie haben es verdient. Carsten erzählt immer: „Wenn Corona vorbei ist, dann machen wir dieses und jenes!“

      • Davon, was wir machen, wenn Corona vorbei ist, träumen wir so langsam alle. Und gerade deshalb ist es wichtig, jetzt vernünftig zu sein. Aber das muss man Dir ja nicht sagen. Gerade vorhin sprach ich mit meiner Tochter, die Leiterin einer Waldorf-Schule für Lernbehinderte Kinder ist, was in diesem Jahr alles ausgefallen ist: das Sommerfest, das Krippenspiel, auch die Eurythmie-Kurse. All das wäre für die Kinder so wichtig gewesen.

        P.S.: Ich kann bei Dir nicht in der Reader-Ansicht kommentieren. Hast Du das so eingestellt?

        • Eigentlich müsstest du das können – kommentieren im Reader. Aber ich bin technisch nicht so versiert.

          Die Junioren sind ja in einer Band und da waren dieses Jahr viele Konzerte geplant. Alle ausgefallen. Und die anderen Events auch. So schade, so traurig.

  6. Hoffen wir auf das kommende Jahr! – Das mit den Kommentaren im Reader war nur eine Frage. Bei allen anderen kann ich es. Aber es macht nichts. Ist ja kein so großer Umstand, auf Dein Blog zu wechseln. :-)

  7. Ach Petra, träumen und Pläne machen für die Zeit nach Corona sollte man wirklich tun. Es hilft über die Zeit jetzt und ist ein bisschen wie ein Ausbruch aus dem Verharren. Meine Kinder kommen dann per Bahn und bringen ihr Fahrrad mit. Und dann fahren sie mit leichtem Gepäck mit ihrem Vater nach Erfurt. Ich kann das nicht, muss mir was anderes einfallen lassen. Und mir fällt auch was ein.
    Ich wünsche dir Helfer, viel Unterstützung und morgen erst einmal einen entspannten 3. Advent.

  8. schwere zeiten sind jetzt, für alle aber ganz besonders für menschen, die behinderte pflegen und du hast gleich zwei behinderte menschen für die du sorgen mußt. das soll mal einer nachmachen.
    schon 10 monate corona, selber nicht gesund, kaum soziale kontakte… ich wünsche dir und deinen lieben so sehr, dass ihr diese schwere zeit überbrücken könnt und dir wünsche ich viel kraft und schicke liebe gedanken und grüße!

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