Behinderung, Gedanken

darf’s ein bisschen freundlicher sein?

Ich merke gerade wieder, dass ich, wenn ein Tag gut gelaufen ist, am nächsten Morgen völlig in eine Panikattacke rutsche. Nicht gut, nicht rational, eher sehr auf der Gefühlsebene!

Gestern war ein guter Tag, sehr anstrengend zwar, aber dennoch ein Tag, der mich zuversichtlich gestimmt hat. Eigentlich wollte ich eine Fortsetzung schreiben, tu das aber nicht, weil es nichts weiter zu erzählen gibt. Vielleicht doch! Carsten hat Menschen kennengelernt – an sich nichts Neues, er lernt immer Menschen kennen. Diesmal war es international. John aus Leeds im Wartebereich. „Wo ist das denn?“, fragt der Kerle ganz ungezwungen und lässt sich erzählen, dass das im Norden Englands liegt.  „Aha, da kommt Leeds United her – das kenne ich!“  Und schon waren der Engländer und der Kerle in ein Fachgespräch vertieft. Sie sprachen davon, dass die Engländer einen komischen Trainer haben und dass sie gar nicht gut spielen würden…

Isaak aus Nigeria als Arzt vor dem Fahrstuhl. Was die beiden besprochen haben, weiß ich gar nicht, weil ich nicht dabei war – sie klatschten sich gerade ab, als ich mit Wiebke vom Klo dazukam. Dies Klo war eine Herausforderung. Warum werden Behindertentoiletten eigentlich immer als Abstellräume missbraucht? Hätte ich Windeln im Erwachsenengröße M gebraucht, ich hätte mir welche mitnehmen können, oder Beatmungsschläuche, oder Desinfektionsmittel, oder Sauerstoffmasken. Schmuddelig war es obendrein!

Zurück nach Hause sind wir ein Stück über Land gefahren, am Kloster Bebenhausen vorbei. Schade, dass wir keine Zeit hatten. Man kann in diesem Ort nämlich vorzüglich essen. Meine Freundin, als Begleiterin, hatte aber am Abend noch einen eigenen Vortragstermin.

Meine Unruhe hat sich inzwischen auch gelegt – ich kann mich also in Ruhe an die Behördenbriefe machen.

Veröffentlicht von piri

✨ In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ✨

4 Gedanken zu „darf’s ein bisschen freundlicher sein?“

  1. quersatzein sagt:

    Das muss doch insgesamt ein wunderbarer Tag für euch alle gewesen sein.
    Panik schieben macht also irgendwie keinen Sinn. :–)
    Einen lieben Gruss zur Wochenmitte,
    Brigitte

  2. Gudrun sagt:

    Schön, dass der Tag so gut war. Was du über Carsten schreibst, zeigt mir, dass es ihm gut tut, unter Leute zu kommen.
    Wenn die doofen Briefe abgearbeitet hast, kannst du einen kleinen Luftsprung machen. Es befreit.
    Liebe Grüße zu euch ins Dörfchen

  3. Amélie sagt:

    Bei Dir lese ich grad viel Sommer im Blog und ein schönes Gedicht noch dazu. Nun ein Tag, der gut sein konnte, denn jeder neue Tag könnte auch wieder ein nicht guter Tag sein, das ist Deine Normalität. Kein Wunder also, dass die Angst bei einem großen Ausschlag zum Guten hin gleich um die Ecke schießt und sich bemerkbar macht. Ich mag das, wenn Du von deinen Kindern erzählst und das Problem zugerümpelter Behinderten-Toiletten fiel mir auch schon auf, wenn ich die mal benutzen musste. Menschen mit Handicaps brauchen nun einmal viel Platz.
    Es fällt mir manchmal schwer, passende Worte zu finden. Aber auf meinem Rundflug sehe ich Dich und staune darüber wie Du es schaffst, nebenher noch so fleißig zu bloggen und zu berichten.
    Viele Grüße (auch zu Deinen beiden Lieben) von Amélie

    1. piri sagt:

      Ach Amélie, Sommer im Blog und doch kein richtiges Leben. Doch, das Leben ist schon richtig, aber sehr allein und ich bin traurig darüber.

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