Behinderung, Gedanken, Kuddelmuddel

fertig machen

Was mich fertig macht. Immer sage ich zu Leuten, bei denen ich mich überhaupt nicht freue, sie kennengelernt zu haben: „Freut mich, Sie kennen gelernt zu haben.“ Aber wenn man am Leben bleiben will, muss man so Kram sagen. | J. D. Salinger

Als ich vor Jahren Der Fänger im Roggen las, war das für mich eine schwere Lektüre. Und gestern habe ich mir diesen Roman noch einmal vorgenommen und bin immer noch nicht zufrieden mit mir. Warum verstehe ich das nicht? Oder ich habe grad nicht die Geduld dazu. „Huste noch mal!“, sagt der Kerle zur Schwester. Sie lacht. Sie hustet. Sie fiebert und beide sind gute Patienten im wahrsten Sinne des Wortes. Patient heißt nämlich geduldig zu sein.

Behinderung, Gedanken, Gedicht

Herbst

Der Herbst schert hurtig Berg und Tal
Mit kalter Schere ratzekahl.
Der Vogel reist nach warmer Ferne;
Wir alle folgtem ihm so gerne.

Das Laub ist gelb und welk geworden,
Grün blieb nur Fichte noch und Tann‘.
Huhu! Schon meldet sich im Norden
Der Winter mit dem Weihnachtsmann.

Joachim Ringelnatz

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Warm ist es im Haus. Mit der Tasse voll Milchkaffee sitze ich auf dem Sofa, gucke raus, sehe die letzten Blätter am Baum festkleben und das Vogelhäuschen, das schon wieder ratzeputz leer gefressen ist. Ich mag sie nicht, die Tauben, die den anderen Vögeln das Futter klauen. Und wahrscheinlich sind meine Meisenknödel zu alt – haltbar bis April 2025 – die Vögel verschmähen sie! 

… und irgendwas muss ich mir für die putzigen Eichhörnchen ausdenken. Nur heute wird das schwierig, die Junioren husten, schniefen und besonders mein Töchting hat eine mittelschwere ‚Männergrippe‘.

Gedanken

November

Liegt es daran, dass der Todestag von MamS in zwei Tagen ist? Oder liegt es am November allgemein? Ich habe nichts gegen den November, er ist nur kein leichter Monat für mich. Jeder Monat hat seine Berechtigung und ich mag das morbide. Die Herbstfarben sind im Einheitsgrau besonders schön. An die Zeit vor vielen Jahren denke ich unweigerlich – manchmal mit Wehmut, niemals mit Groll…

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11:08 Uhr – Ich bin nicht nur Mutter von behinderten Kindern, bin ein kritischer Geist, vielleicht unbequem und eigensinnig und gegen die vorherrschende Richtung schwimmend. Ich möchte, dass es den Menschen in meinem Umfeld gut geht, dennoch stoße ich einige dadurch vor den Kopf. Manche sagen, ich wäre egozentrisch und würde nur die Junioren und mich sehen. Das kann ich nicht bestätigen…

13:49 Uhr – Der Bäcker hat leckere Süßstückle, einige werde ich kaufen, die Junioren abholen und danach fahren wir ins Altenheim, die Pastorenfreundin besuchen. 

19:40 Uhr – Wieder daheim aus der Dunkelheit. Es riecht ein bisschen anders bei älteren Leuten. Aber schön ist es in der kleinen Wohnung des Betreuten wohnen – heimelig und gar nicht mal so eng.  Jetzt eine Laterne haben! Aber ich hab noch keine gebastelt und Martinstag ist vorbei.

20:00 Uhr – Jetzt gibt es Nachrichten, sage ich zum Kerle. Ich möchte gerne Nachrichten hören, auch wenn es keine schönen Nachrichten sind. Der Kerle sagt dazu: Ja, ja, die Weltlage ist dramatisch!

Mag sein, dass das heute wieder eine unendliche Geschichte mit Fortsetzungen wird. Mir ist danach!