Behinderung, Familie, Gedanken, Kuddelmuddel

Du Mama

Carsten ist heute lange vor mir wach, er hockt im Bett und hat Bücher um sich verstreut. „Du Mama, es sind Gestalten aus den Büchern gekommen, heute Nacht!“ Er sieht etwas verängstigt aus. „Hast du Krimi geguckt?“ „Ja, manchmal!“ Ich bekomme nichts aus ihm heraus, sehe nun auch, dass er seine Smarties mit samt der Schale durchs Zimmer geworfen hat. Ich frage nicht mehr. Er wird mir  sowieso nichts sagen.  Aber er hat gekämpft in der Nacht. Ich habe es nicht gehört, ich habe geschlafen.

Wiebke badet heute, den Kerle lasse ich noch eine Weile im Bett. Das Töchting macht Überschwemmung und diskutiert mit mir über Unterhemden und Lieblingsshirts. Das mit dem Mädchenaufdruck ist aber gerade in der Wäsche. „Hol das her, ich will das anziehen!“ Aus dem Schrank hole ich ein Zweitlieblingsshirt und das ist auch recht.

Bei Carsten ist es still, kein Zug rattert vom Tablet und auch keine Nachrichten quäken – irgendwas ist. Ich kenne meinen Sohn. „Mama, warum sind wir immer so alleine und wenn dann jemand da ist, dann müssen wir immer was machen!“ „Willst du nicht?“ „Doch, aber manchmal was anderes! Außerdem, … ach ich will jetzt nicht reden.“ Mein Sohn lässt mich nachdenklich zurück. Er ist erwachsen und ich muss ihn wie einen Erwachsenen behandeln. Wir werden reden und wir werden herausfinden, was ihn plagt und gemeinsam Lösungen finden.

Es wird nicht einfach – für mich nicht, aber auch für Carsten nicht. Und Wiebke ist noch eine andere Baustelle!

Behinderung, Familie, Gedanken, Junioren, Musik

Samstagmorgen

Still ist es. Noch nicht einmal Musik klingt. Vielleicht in mir. In Dur-Akkord. Moll ist genug da draußen. Ich muss dem entgegentreten. Ich muss wirklich müssen, denn wenn ich es nicht tue, versinke ich im Morast der Mutlosigkeit.

Was kann ich hören dagegen? Möglicherweise gerade Wiebkes Musik. Sie hört fröhliche Kinderlieder, Herbstlieder und dann wieder Kirche, um plötzlich mit Helene Fischer oder den Toten Hosen mitzuschmettern. Dann lacht sie, mein wunderbares Töchting.

Carsten hört im Moment keine Musik. Er macht mir sowieso Sorgen. Obwohl er fröhlich ist. Obwohl er Charmeur ist. Obwohl er Sprachwitz hat und wenn er zu Wort kommt, die Menschen verblüfft. Nur dauert alles soviel länger – je weniger er wird.

Draußen senkt sich der Nebel. Ich kann den blauen Himmel schon ahnen. Noch regt sich in den Juniorenzimmern nichts. Es ist still am Samstagmorgen!

…übrigens: ich freue mich über jeden Kommentar!