Alltag, Behinderung, Familie

Abenddialog

„Das Rollo ist kaputt!“ „Nein, ist es nicht!“ „Warum ist es denn dann noch oben?“ „Weil du es nicht runtergemacht hast!“ Wiebke fängt fast an zu weinen: „Das kann ich doch gar nicht!“

„Das Licht ist nicht an!“ „Das kannst du selber anknipsen!“ Wiebke lacht wieder: „Im Dunklen ist es auch ganz schön, da leuchtet meine Gans!“

„Mein Tablet ist leer!“ „Dann lad es wieder auf!“ „Ich habe doch kein Kabel!“ „Du weißt aber wo es ist!?“ Carsten zieht die Kuscheldecke fester um sich: „Ich habe mich in der Wärme verfangen!“

„Gibts noch Astrid-Lindgren-Kekse? (Haferflockenkekse)“ „Du kannst gerne noch ein Leberwurstbrot haben.“ „Hunger hab ich nicht – nur Lust auf Süßes!“

Alltag, Behinderung, Gedanken

und der Himmel ist grau

„Aber Mama, weißt du denn nicht, dass Winter ist?“

So schlimm finde ich es nicht, wenn es draußen grieselig ist, solange ich es drinnen warm habe. Kalte Füße habe ich trotzdem. Auch, der fehlenden Socken wegen! Es wird langsam Zeit für mehr Wärme!

Die Junioren sind albern, denen geht’s prächtig. „Mama, in der Werkstatt ist Corona!“ „Aber das ist nicht schlimm, wir sind geschützt in der FuB-Blase!“ Dieses Gottvertrauen möchte ich auch haben.

[…] meine Kuscheldecke ist auch grau, mein Buch spannend, die Bügelwäsche wartet und so wird mir von ganz alleine warm.

Alltag, Behinderung, Junioren, Kuddelmuddel

Atem

Mir stockt der Atem! Zunehmend fällt es mir schwer die Normalität zu wahren. Nicht, dass ich es nicht schaffe, aber die nicht zu durchschlafenden Nächte fordern ihren Tribut. Wie der Kerle und das Töchting den mangelnden Schlaf kompensieren und dabei immer noch so fröhlich sind, das verblüfft mich sehr. Ich bewundere sie dafür! Selbst huste ich, was meine Lungen hergeben. Komme nicht zum Arzt und erhalte dafür Rüffel. Nur, wie soll ich das machen? Zwei rollstuhlfahrende Menschen mitnehmen oder sie allein Daheim lassen? Immerhin sind die Junioren ein paar Stunden am Tag ( um einiges weniger, als sonst) im Förder- und Betreuungsbereich. Diese Zeit brauche ich auch um all das zu erledigen was ansteht. Einkaufen, putzen, Wäsche waschen etc. pp. Zeit für mich? Mangelware – war es schon immer und ist es jetzt noch mehr.

Schnell, schnell daran denken, dass ich vor einem Jahr mit fast 40° C Fieber selbst ins Krankenhaus gefahren bin. So sehr, wie damals, huste ich nicht mehr. Was danach kam, gönne – Vorsicht Ironie – ich niemanden. Es war der Vorhof der Hölle! Heute bin ich weit entfernt und doch ziemlich nah. Gesund bin ich noch lange nicht! Auch wenn es kein COVID-19 war, fünf Minuten vor zwölf war es allemal!