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Bertolt Brecht

Das Lied von der Unzulänglichkeit des menschlichen Strebens

Der Mensch lebt durch den Kopf
der Kopf reicht ihm nicht aus
versuch es nur; von deinem Kopf
lebt höchstens eine Laus.
Denn für dieses Leben
ist der Mensch nicht schlau genug
niemals merkt er eben
jeden Lug und Trug.

Ja; mach nur einen Plan
sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch´nen zweiten Plan
gehn tun sie beide nicht.
Denn für dieses Leben
ist der Mensch nicht schlecht genug:
doch sein höch´res Streben
ist ein schöner Zug.

Ja; renn nur nach dem Glück
doch renne nicht zu sehr!
Denn alle rennen nach dem Glück
Das Glück rennt hinterher.
Denn für dieses Leben
ist der Mensch nicht anspruchslos genug
drum ist all sein Streben
nur ein Selbstbetrug.

Der Mensch ist gar nicht gut
drum hau ihn auf den Hut
hast du ihn auf den Hut gehaut
dann wird er vielleicht gut.
Denn für dieses Leben
ist der Mensch nicht gut genug
darum haut ihn eben
ruhig auf den Hut.

∙∙∙∙∙

übrigens: ich freue mich über jeden Kommentar!

Veröffentlicht von piri

✨ In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ✨

4 Gedanken zu „Bertolt Brecht“

  1. Sonja sagt:

    Alles Selbstbetrug?
    Aber nein, Bertold!

  2. Amélie sagt:

    Puh. Das klingt eher nach Misan- als nach Philantrop. Was für eine Kopflaus mag Herrn Brecht da wohl über die Leber gelaufen sein?
    Ja, ich kenne dieses Gedicht von ihm. Doch pflichte ihm keineswegs bei. Vielleicht, weil ich was gegen Verallgemeinerungen habe. Vielleicht, weil ich genug Leute kenne, die Brechts Einsichten über den Menschen im Allgemeinen wie auch im Besonderen zuwiderlaufen..

  3. Frau Frogg sagt:

    Ich glaube, das ist alles sarkastisch gemeint. Wenn bei meinem alten Freund Mäxchen und mir etwas schiefging, dann sagen wir immer: „Ja, mach nur einen Plan! Sei nur ein grosses Licht!“ Und lachten dabei laut. Lange her…

  4. Gudrun sagt:

    Das Lied ist aus der Dreigroschenoper. Der Bettlerkönig singt es. Er macht sich Gedanken über das menschliche Streben und Scheitern. Es gibt übrigens eine Aufnahme, da singt Brecht selber. Die Dreigroschenoper möchte ich mir gerne mal im Berliner Ensemble ansehen. Vielleicht klappt es ja mal.

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