Kuddelmuddel

Geschwister | es lässt mich nicht los

Die einen verstehen sich ohne Worte, andere streiten sich wegen jeder Kleinigkeit, wieder andere scheinen sich gleichgültig gegenüber zu stehen. Doch eins gilt; Geschwister bleibt man ein Leben lang. Geschwister verbindet ein unauflösbares Band – ob wir wollen oder nicht!

Es sind die starken Gefühle, die die Beziehungen prägen – meist sind sie zwiespältig und schwanken zwischen Hass und Liebe, Ablehnung und Zuneigung. Auch wenn wir nur in der Kindheit miteinander gelebt haben, so sind wir doch geprägt vom Elternhaus und das zumindest ist gleich! Wir haben uns nicht gegenseitig ausgesucht. Ich bin die große Schwester und habe vieles für meine jüngeren Geschwister durchgeboxt, was diese dann für selbstverständlich hinnahmen. Manche meiner Geschwister hatten einen einfacheren Weg – keiner einen richtig leichten, dazu waren unsere Eltern zu sehr Individualisten und mit sich selbst beschäftigt. Wir haben um die Gunst des Vaters und der Mutter gestritten. Einige von uns konnten besser GutWetter machen, andere sind den harten Weg gegangen und haben ständig alles infrage gestellt und diskutiert. Ich selber habe mir durch manches Streitgespräch die eine oder andere Chance verbaut.

Wir haben uns untereinander gestritten, miteinander, haben uns vertragen, Bündnisse geschmiedet, voneinander gelernt – nicht nur die guten Sachen! Wir sind ungleich behandelt worden. Manchmal wurde der eine, manchmal die eine bevorzugt – was am Ende herauskam? Keine Ahnung! Es ist müßig, wir sind alle erwachsen.

Wir sind zusammen sechs. Sechs Individualisten, so wie es uns unsere Eltern vorgelebt haben. Wir haben uns, aus verschiedensten Gründen, in die unterschiedlichsten Richtungen entwickelt. Wir haben ein distanziertes Verhältnis zueinander. Manche mögen sich auch heute noch sehr. Aber es gibt auch Geschwister, die mag ich einfach nicht. Jeder kennt das: Zu manchen Menschen hat man sofort einen guten Draht, zu anderen überhaupt nicht. Wir müssen keine Freunde sein – wir sind Geschwister, das ist viel mehr! Plage oder Glück?

Ich, für mich habe beschlossen den Kontakt ruhen zu lassen. Meine Tür ist dennoch immer offen. Wenn jemand meiner Geschwister Kummer hat oder Sorge oder sie wollen mir vom großen Glück erzählen – ich bin da und höre zu. Sie brauchen sich nur zu melden – ich werde niemanden rauswerfen!

Meine Kinder – die Junioren sind Geschwister, die wundervoll miteinander umgehen. Topf auf Deckel, Arsch auf Eimer – ich liebe sie unendlich! Und dieses Blut ist noch dicker, als das geschwisterliche …

Kuddelmuddel

Geschwister | und doch nicht die richtige Überschrift

Das Märchen von der traurigen Traurigkeit
Es war eine kleine alte Frau, die bei der zusammengekauerten Gestalt am Straßenrand stehen blieb. Das heißt, die Gestalt war eher körperlos, erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen.
„Wer bist du?“ fragte die kleine Frau neugierig und bückte sich ein wenig hinunter. Zwei lichtlose Augen blickten müde auf. „Ich … ich bin die Traurigkeit“, flüsterte eine Stimme – weiterlesen….
 
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Trauer und Traurigkeit gehören natürlich zum Leben dazu. Wie Freude oder Zorn sind sie wichtige Emotionen eines Menschen.
 
 Wir sind traurig, wenn uns jemand verlässt, wir etwas verlieren, was uns wertvoll erschien, wenn wir an etwas scheitern, in das wir sehr viel Zeit, Geld und/oder Emotionen gesteckt haben.
 
Ich bin traurig, weil ich es nicht geschafft habe, mein angespanntes Verhältnis zu meiner Ursprungsfamilie in reine zu bringen. Auch bin ich traurig, weil ich es nie schaffen werden kann. Meine Geschwister leben in einer ganz anderen Welt – wir werden nicht zusammenkommen, wenn nicht noch ein Ereignis passiert, das uns alle prägt! Meine Traurigkeit rührt auch daher, dass ich das begriffen habe. Noch bin ich sehr traurig, aber ich stecke mittendrin in der Ablösung und in der Verarbeitung. Falls sich niemand – auch meine Mutter – bei mir meldet, werde ich auf unbestimmte Zeit den Kontakt abbrechen. Auch auf die Gefahr, dass ich die alte Dame nicht mehr sehen werde.
 
Dieses Familienfest hat mir gezeigt, dass die Akzeptanz der Behinderung meiner Junioren nur so weit besteht, wenn sie nicht gesehen werden und weit weg sind. Dabei ist die Behinderung nur ein winzig kleiner Teil des Problems – denn mein Lebensmodell passt nicht in das Weltbild meiner Ursprungsfamilie. – Ich werde es nicht weiter ausführen, denn das ginge zu weit. Persönliche Animositäten gehören nicht öffentlich diskutiert. Aber was ich anprangere ist, dass noch nicht einmal in einem Zwiegespräch die Meinung des anderen Geltung hatte, sondern gleich als Angriff gewertet wurde …
 
Carsten hat beim Windeln wechseln gesagt: „Mama, wir fahren nach Hause!“ Dieser behinderte Mann hat mehr Empathie, als manch studierter Kopf! Unser Gespräch im Auto auf der Rückfahrt – ich habe mich sehr bemüht meinen Sohn nicht zu überfordern (Carsten hat mir versichert, dass er es auch nicht war), dieses Gespräch war auf Augenhöhe, hat mir gutgetan und Carsten ist um 10 cm gewachsen. „Mama, so hätte ich auch gerne mit meinen Verwandten geredet!“
 
Ich entdecke immer wieder, wie sehr auch ich meinen Sohn unterschätze – nur weil er dieses und jenes nicht kann!

… geschrieben unter starken emotionalen Einfluss nach einer zweiten (fast) schlaflosen Nacht.