Die Junioren werden mich lynchen, wenn ich sie gleich wecke – an einem Brückentag den 2. Mai. Was mich geritten hat, als ich gestern zugesagt habe, dass wir mit der Wunschtochterfamilie frühstücken und danach zum schwimmen gehen, weiß ich nicht. Der Einstieg in den Tag ist einfach (!) nur proppenvoll und ich werde rödeln müssen. Denn die Pflegekräfte bzw. Therapeuten kommen auch ungefähr um 9:00Uhr. Wer kommt, weiß ich nicht und auch das stresst mich zusätzlich. Dann liegt mir noch dieser Behördenbrief schwer auf der Seele und die Leichtigkeit, die ich mir für diesen Tag wünsche, lässt sich nicht auf Knopfdruck einstellen. Zudem gehen mir die Möchtegernoptimistinnen und ihrer aufgesetzten guten Laune auf den Keks. Ansteckend ist allerdings dann doch die Fröhlichkeit mancher Mitmenschen in unserem Umfeld!
Es gibt nicht nur Schwarz-Weiß!
Oh, jetzt wird’s wieder pathetisch – nee, eher moralinsauer. Keins von beiden ist gut und alles polarisiert und bringt einmal wieder ein erwartetes Gefüge aus dem Gleichgewicht! Ich sei sehr wankelmütig, sagt man. Das bin ich nicht. Sieht vielleicht für außenstehende Betrachter so aus, ich wäge ab und schaue mir alles von drei Seiten an, dann greift die vierte Seite und ich steh da und habe Angst. Leben ist so, Leben ist keine Autobahn, auch Schnellstraßen werden gesperrt, weil entweder ein großer Unfall war oder plötzlich der Asphalt wegbricht. Meine Flexibilität ist manchmal – den Umständen geschuldet – nicht so, wie ich sie gerne hätte. Wobei ich damit wieder am (Tages)Anfang bin. Der muss in all seiner verkrusteten Struktur umorganisiert werden. Mit zwei sehr unterschiedlichen Junioren – der Kerle würde zu gerne bis mittags schlafen, das Töchting singt jetzt schon in ihrem Zimmer ihre Kauderwelschgutenmorgenlieder – also mit zwei sehr unterschiedlichen Menschen, die beide nicht fremdfrühstücken wollen – ich es aber blödsinnigerweise zugesagt habe – wird das ein Kraftakt für mich.
Selbst bin ich ja schon aufgestanden, gleich ziehe ich Wiebke an. Setze sie aufs Klo. Motiviere sie für den Tag, denn sie hat gestern schon angedeutet, dass sie nur ganz kurz schwimmen will – das wird sie mir, wenn ich gleich in ihr Zimmer gehe drölfundneunzigmal sagen und eventuell sogar dabei weinen. Dann muss ich den Kerle wecken, ihm Nahrung in die Sonde schicken, ihn anders motivieren doch ein bisschen was zu trinken – ach ja, trinken und Wiebke, das ist doppelt schwierig. Denn im Gegensatz zu Carsten, den ich überzeugen kann, macht sie völlig dicht und sieht die Notwendigkeit der Flüssigkeitsaufnahme gar nicht ein. Okay, der Kerle trinkt, ich ziehe ihn dann auch an. Nebenbei Schwimmsachen packen, selbst noch nen Kaffee, dann kommen sie von der Psychiatrie. Die Junioren werden unter den Füßen wuseln, bzw. rollen herum und die Zeit rennt …
piri, pack‘s an – nicht trödeln, handeln!
Trotz alledem wird das heute ein schöner Tag für mich – ich mache das, was ich kann! Mehr geht nicht.
Anne Seltmann sagt:
Guten Morgen liebe piri!
Halte zwischendurch auch mal kurz inne. Die Welt dreht sich weiter – und du darfst auch mal verschnaufen.
Ich wünsche dir und den Junioren einen tollen 2. Mai.
Liebe Grüße
Anne
Georg Rode sagt:
Ich wünsche dir einen schönen Tag, du hast ihn dir verdient!
Trude sagt:
Und du machst doch auch schon sehr viel :rose:
Ich hoffe dein vollgepackter Tag ist einigermaßen stressfrei erlaufen.
:bye:
Izzy sagt:
Ich sitz hier mit meinem Mittagskaffee, les das und nick dir einfach mal still zu. Gut aufgestanden? Ganz schön viel auf einmal – aber du kriegst das hin. Irgendwie immer. Und zwischendurch darf’s auch mal kurz nett werden. Oder schon geworden?
gerlintpetrazamonesh sagt:
Allein schon beim Lesen steigt mein Adrenalinspiegel an. Streß… Ja, manchmal ist es halt so, man stolpert so rein und kommt so leich t nicht mehr raus, da muß man durch. Aber gerade deshalb ist es wichtig, nicht zu viel an sich ranzulassen, sich nicht zu viel aufzuhalsen!
Apropos, heute noch kommen die Enkel. Eigentlich in den Garten, aber es regnet… Ich schätze, das Haus bedarf einer kleinen Umgestaltung… Die hätten auch mal gestern kommen können!