Mary Bauermeister – ich gucke gerade einen Beitrag im WDR-Fernsehen über die letztens verstorbene Künstlerin. Ich hoffe sehr, dass ich von meinen Junioren solange in Ruhe gelassen werde. Aber es geht mir nicht um diese tolle Frau. Ich bewundere sie, ihre Konsequenz, ihr Werk. Nein, ich möchte über Kunst im Allgemeinen philosophieren.
Was ist denn Kunst? Wenn jemand ein Stück Stoff an die Wand hängt? Oder ein Gedicht über Wut schreibt, das sich nicht reimt? Oder sich einen roten Punkt auf die Nase malt, die Worte verdreht und Zahlen als Farben sieht? Ist Kunst nicht Auslegungssache? Und wo verschwimmt Kunst mit dem Handwerk? Brauch man überhaupt ein Handwerkszeug um Kunst machen zu können?
Mal wieder Fragen über Fragen – und ich vermisse wieder einen Menschen mit dem ich mich darüber streiten (im besten Sinne des Wortes) kann.
Georg sagt:
Ein Thema, das mich schon lange fasziniert.
„Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“ hat Karl Valentin gesagt.
Für mich habe ich festgestellt, dass ich ein künstlerischer Mensch bin, aber ohne künstlerische Fähigkeiten.
In beiden Gedanken steckt das künstlerische Machen, die Handlung. Kunst entsteht nicht nur im Kopf und auch nicht nur mit den Händen. Beides ist notwendig, aber es braucht noch einen Motor, das Wollen, die Sehnsucht, die Suche. Und es hat mit Freiheit zu tun!
Ich hatte schon mal in einem Blog darüber nachgedacht.
https://monsieurquirit.blog/2020/11/22/graber-und-grenzen/
piri sagt:
Nur ganz kurz habe ich jetzt deinen Beitrag angelesen. Wie immer toll recherchiert…
piri sagt:
oh ja, man muss nicht selbst Kunst schaffen um ein künstlerischer Mensch zu sein.
Caro sagt:
dann weiß es ja niemand …
piri sagt:
Ich denke Kunst ist für jeden was anderes. Es gibt sicherlich auch wissenschaftlich fundierte Kriterien und Kunst muss nicht gefallen. Anregen zum nachdenken, hinterfragen. Auch schön sein darf Kunst. Wahrscheinlich sehr individuell. Was für mich Kunst ist, ist für andere möglicherweise Schrott.
Reni E. sagt:
Einer meiner Profs am Seminar für bildende Kunst sagte: Kunst heißt Sehen lernen. Das ist natürlich nur einer von vielen Aspekten…
LG Reni
piri sagt:
Ja, auch sehen lernen – und hören, tasten, riechen und sogar schmecken – mit allen Sinnen kann man Kunst erfahren.
Edith sagt:
Kunst ist auch Auslegungssache. Manche sehen Kunst, andere Kitsch. Manchem Menschen ist es gegeben, anderen nicht. Kunst ist eine Sinnbewegung aus jedem Einzelnen selbst heraus.
Kunst ist eine Auseinandersetzung – zuerst mit sich selbst, dann evtl. mit anderen…
So denke ich gerade….
piri sagt:
schöner Gedanke
Regine sagt:
“ Willst du Kunst oder Deko?“, fragte mich einmal eine „echte“ Künstlerin, als sie das erste Mal meine Wohnung betrat. Ist das, was ich herstelle oder mir kaufe, Kunst oder Deko? Ist mir gleichgültig. Kunst, Kitsch und Deko….egal, wie es benannt wird, ich mag es um mich herum. Und die Frage, was ist „große Kunst“ stelle ich mir nicht. Ich mag, was mir gefällt und häufig bewundere ich die Künstlerinnen für ihre Talente.
Meine Schülerinnen habe ich im Kunstunterricht immer darin bestätigt, dass alles, was sie herstellen, Kunst genannt werden darf. Sie glaubten es mir manchmal nicht wirklich, ich war aber überzeugt davon.
piri sagt:
gute Frage, die von Kunst und Deko! Das eine schließt doch das andere nicht aus! Kunst liegt im Auge des Betrachters.
dergl sagt:
Unter den Leuten, die damit ihr Geld bzw. einen Teil davon verdienen gibt es durchaus Definitionen, was was ist. Auch wenn die teilweise recht verschwimmend sind. Für die Leute, die ihr Geld nicht damit verdienen (müssen) oder Betrachtende denke ich, gibt es definitiv das subjektive Urteil was was ist und das muss auch nicht alles, was in Museen hängt, publiziert oder aufgeführt wird als Kunst definieren.
M. zum Beispiel findet das, was im Folkwang Museum als Frankenthaler-Retrospektive ausgestellt war „Babykram!“, den sie selber besser könnte, während sich niemand die Mühe und den Aufwand eine Frankenthaler-Retrospektive zu organisieren machen würde, würde das nicht nach irgendeiner Instanz als Kunst gelten. Man muss Frankenthaler nicht mögen, aber als Beispiel.
piri sagt:
Es gibt sicherlich sogar eine oder mehrere wissenschaftliche Definitionen von Kunst. Und Kunst wandelt sich mit den Zeiten. Ich denke Kunst ist relativ – wenn es auch Maßstäbe gibt, so ist Kunst doch auch persönliche Geschmackssache.
christineb sagt:
ich habe heute die sendung auch gesehen, eigentlich sollte ich weggehen, konnte mich aber nicht trennen und schaute bis zum schluß, die mutter der fluxusbewegung war einfach eine wunderbare frau und künstlerin mit einer unermüdlichen schaffenskraft. bewundernswert!
„Der Künstler ist ein Behälter für Emotionen, die aus der ganzen Welt kommen: vom Himmel, von der Erde, von einem Stück Papier, von einer vorübergehenden Form, von einem Spinnennetz.“ Pablo Picasso
piri sagt:
Gell, das war sehr interessant! Und, dass Picasso ein kluger Mensch war, das zeigt dieser Spruch mal wieder.
ee. sagt:
Das (alt)griechische Wort téchne umschreibt es ganz gut, aber das sind echt schon philosophische Fragen. Denn was ist Dein Kunstverständnis? Um das mal krass zu formulieren, eine Atombombe ist auch Kunst. Es spielt keine Rolle ob das jemand anders sieht, denn Kunst beruht auf Vorstellung, Wissen, Übung, Wahrnehmung und Intuition.
piri sagt:
Mein Verständnis von Kunst? Ich habe mal als 12jährige in der Schule Ludwig Fulda
https://de.wikipedia.org/wiki/Kunst_kommt_von_K%C3%B6nnen
zitiert und einen Riesenrüffel kassiert. Ich finde eine Atombombe ist keine Kunst sondern Wissenschaft, wenn auch künstlich hergestellt, Ansonsten gehe ich mit dir konform.
ee. sagt:
Warum Du dafür einen Rüffel kassiert hast? Hm, bestimmt weil halt das Verständnis ein anderes war. Aber wer auch immer Dir den gegeben hat, hat Dich halt nicht verstanden. Guck, für Dich ist eine Atombombe keine Kunst, das ist Dein Recht das so sehen. Auch ich finde nicht unbedingt, das es ein zu würdigendes (technisches) Kunstwerk ist, aber es ist eines. Vorstellung, Wissen, Übung, Wahrnehmung und Intuition – jeder einzelne Punkt hat bei der Entwicklung eine nicht unwichtige Rolle gespielt. Kunst liegt nicht im Auge des Betrachters, Kunst ist eigentlich sehr klar definiert. Nur die individuelle Wahrnehmung ist nicht definiert. Diese wird durch Wissen, Vorstellungskraft, Übung und Intuition beeinflusst.
piri sagt:
Ganz einfach, ich habe dem Lehrer widersprochen!
ee. sagt:
:)