Behinderung, Gedanken, Junioren

Du Mama

Der Kerle liegt im Bett, den Kopf auf die Hände gestützt und mit gerunzelter Stirn: „Du Mama, ich denke nach!“ „Worüber denn? Jetzt kannst du erst einmal noch ein Weilchen schlafen!“ „Wie läuft das mit dem Auftritt? Was zieh‘ ich an? Und wenn das heiß wird, ich komme doch auf der Bühne nicht an mein Trinken ran!“ Das sind tatsächlich wichtige Fragen, besonders der letzte Einwand. Der Bandleader mag mich nicht auf der Bühne haben: „Da hast du nichts zu suchen!“ Stimmt. Nur, dann muss er sich auch um seine Bandkollegen sorgen. Dass sich der Kerle über den Durst Gedanken macht ist mir jedenfalls ein Hinweis, mich einzumischen.

„Du Mama, weißt du was? Wir rocken den Platz!“ Er trinkt einen Schluck süßen Kaffee, deckt sich den Plüschelch übers Gesicht und schläft noch ne Runde.

Alltag, Behinderung, Familie, Gedanken

brummel

Es gibt so wenig Begegnung mit nichtbehinderten Menschen. Wir sehen sie, der Kerle spricht – wenn er gut drauf ist – sie an, manche schauen kurz und drehen sich wieder weg. Mit Kindern ist es noch spezieller. Sie gucken, gucken, gucken interessiert und wenn nicht ich die Kinder anspreche, dann passiert nichts und eine Chance der Begegnung ist vertan.

Bald ist Diakoniefest und die Band in der die Junioren mitspielen, wird dort auftreten. Das wird garantiert ein großer Spaß für die Musikerinnen und auch für die Zuhörerinnen. Es wird leider nicht die Resonanz bekommen, die sie eigentlich verdient haben. Sie werden immer den Behindertenbonus haben. Dabei sind sie gut! Nach dem Konzert wird uns kaum jemand ansprechen und wenn ja, werden es dieselben Menschen wie letztes Jahr sein. An diesem Tag werden mehr behinderte Menschen jedweder Art zu sehen sein – einen Moment im Fokus zu stehen ist gut. Aber wir wollen gar nicht im Mittelpunkt stehen, wir wollen selbstverständlich dabei sein. Überall dabei sein. Nicht als besonderes Grüppchen, sondern normal mittendrin. Mein Traum ist, loszugehen ohne nachzudenken, dass ich vorher Helferinnen akquiriere – ich werde genug Hilfe vor Ort finden, denn es ist völlig okay behinderten Menschen zu helfen. Dieser Traum ist schön, aber leider nur ein Traum!

11:00Uhr – Oh happy day. Morgen beginnen die Special Olympics World Games, leider viel zu weit weg vom Dorf!

Gedanken, Junioren

vorm aufstehen

Ich hatte einen Traum, einen schönen Traum: wir waren mit einem großen Schiff unterwegs – ein Kreuzfahrtschiff – auf der Ostsee bis Schweden usw. Das Schiff war behindertengerecht, wir hatten eine tolle Helferin dabei, das Wetter war herrlich und die Junioren quietschvergnügt und fit! Das ist nicht nur ein Traum für die Nacht – es ist einer, der auch tags immer wieder aufploppt. Doch wer fährt mit? Wer mag mit uns die Schären angucken, ins Pipi-Langstrumpf-Land, zu Michel aus Lönneberga? Es gibt sicherlich einige, aber mich scheuen dann doch die Kosten. Ich müsste zusätzlich zur Reise der Helferin auch noch ein Taschengeld und deren Stunden bezahlen – fast zu teuer.

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Die Baustelle hinter unserem Haus ist für den Kerle sehr interessant. Was er allerdings sieht, weiß ich nicht – er hat ja nur 10% Sehvermögen. Bei uns auf der Treppe stehend ist das allerdings ein guter Beobachtungsposten und den Lärm kommentiert er lauthals und er erklärt den Bauarbeitern, dass sie eine gute Arbeit machen …