Behinderung, Gedanken, Junioren, Kuddelmuddel

immer wieder

Diese blöde Angst, dieses blöde keine Helfer haben, dieses blöde in der Luft hängen und dieses blöde mit den Problemen und -chen alleine zu sein!

Heute hat, aus sehr trifftigen Gründen, eine wunderbare Helferin absagen müssen. Mein volles Verständnis ist ihr sicher und dennoch verunsichert mich das sehr. Das kommende Wochenende sind wir auch alleine. Dabei ist Geld vorhanden, die ehrenamtlichen Helfer entschädigen zu können. Nur, es gibt halt niemanden! Ich mag jetzt nicht hören, dass ich alles gut mache – ich mache es nicht gut, wenn wir zweieinhalb Tage aufeinanderhocken und wir nicht raus können. Es stresst mich, es würde jeden stressen. Das tut es auch, denn ich bin/wir sind in ‚Behindertenkreisen‘ keine Ausnahme. Es geht vielen Angehörigen so. Eine Mutter, die ebenfalls 2 behinderte Kinder zusammen mit ihrem Mann zu betreuen hat, hat ein noch schlechteres Gewissen, als ich. Sie geht auf dem Zahnfleisch und denkt, dass sie ihre Kinder abschiebt, wenn diese für ein paar Tage in die Kurzzeitpflege gehen. Eine andere Mutter sucht händeringend stundenweise eine Betreuung für ihren Sohn, der ab und zu beatmet werden muss. Sie findet niemanden auf Dauer. Genau das ist es, das zermürbt. Nicht nur manchmal brauchen wir – da schließe ich andere Angehörige mit ein – Helferinnen und Assistenzkräfte. Nein, wir bräuchten diese regelmäßig und verlässlich. Dann wären meine Ängste weniger und ich hätte auch nicht das Gefühl, Gelder in Anspruch zu nehmen, die mir nicht zustehen. 

Gefühle sind Gefühle und garantiert nicht rational nachzuvollziehen.

Ich hoffe ja immer noch, dass es Menschen gibt, die Zeit mit uns verbringen möchten und denen es Spaß macht regelmäßig zu kommen. Mit uns spazieren gehen (momentan sind zwei der sporadisch kommenden Damen relativ fußlahm oder ziemlich unflexibel), mit uns ins Kino gehen, oder schwimmen. Die Junioren möchten gerne mal wieder auf ein Konzert!

Blödes Angstkarussell, blödes!

Audio, Gedanken, Gedicht

hmm

Nicht nachgedacht

Ach
du heiliger Strohsack

Da legt sie sich
mit Schuh‘n
ins Bett

Wundert sich
dass etwas drückt
schiebt‘s auf die
Matratze
legt einfach
ein Kissen unter

Erwacht am
Morgen
mit Schmerzen

© petra ulbrich

∙∙∙∙∙

Eine Bekannte beklagt sich, dass sie nicht gut schläft. Sie würde im Sessel schlafen, weil sie im Bett nicht liegen kann. Als ich ihr Bett sah, war mir klar, warum nicht. Ihr Bett ist nur 165cm lang und am Kopfende ist ein dickes festes Kissen zum anlehnen.

Im Keller hat sie ein altes Mahagonibett aus der Gründerzeit stehen – einschließlich Lattenrost, nur halt keine Matratze.

Gedicht

Wieder ein Tag

Wieder ein Tag
mit Aufstehen viel zu früh
Sonnenaufgang ohne Bilderbuch
Himmel voller Schleier

Vögel im Nachbargarten
singen nicht
kein Mensch ist unterwegs
die Wände schweigen

Wieder ein Tag
mit Sommerhitze
Gemüsecurry zu Mittag
– und frisch gewaschenen Kopf

© petra ulbrich

∙∙∙∙∙

Wieder ein Tag – noch ist es ein halber – der mich gelehrt hat, dass man sich – auch im übertragenem Sinn – den Kopf waschen kann.