Audio, Familie, Gedanken, Gedicht

Schlag halb sechs

Ich kauf den mal,
sagte ich zu mir.
Aber warum will ich das?
Hab ich nicht schon genug?
Vermutlich ja, aber das Falsche.
Glück kannst du nicht kaufen,
Einsamkeit nicht verkaufen.
Gekränktsein scheint ein Massenphänomen zu sein […]

Was für Gedanken morgens
durch den Kopf gehen?
Vorm Aufstehen der Junioren.
Das Töchting singt ihre Lieder,
der Kerle brummt im dunklen Zimmer.
Was bringt der Tag?
Zaghaft
– aber das will keiner wissen –
startet er!

© petra ulbrich

Audiodateien funktionieren im Reader nicht.

Behinderung, Familie, Kuddelmuddel

es ist laut

Rumms, ein Schwerlasttrecker rast durch mein Schlafzimmer. Schlagartig bin ich wach. Nein, er wollte nur an die Wasserstelle und hat geschwind seine 100tausend PS spielen lassen – morgens um kurz vor sechs! Ja wunderbar. Mein Töchting singt nicht, sie zetert: „Der soll mich schlafen lassen, der doofe Wengerter!“ Der Kerle zieht sich die Bettdecke über den Kopf, ich überlege kurz ob ich mir einen Kaffee mache, entscheide aber, dass mir Morpheus Arme lieber sind und tue es meinem Sohn gleich…

… dabei sollte ich doch Urlauberwäsche waschen! – Der dicke Trecker mit dem Wasserfass kommt schon wieder. Oder ist das ein anderer?

Gedicht, Geschichte

zwei Bilder

Eine Geschichte und ein Gedicht – sie gehören zusammen, aber aus verschiedenen Perpektiven!

Flippflockspielen

Es ist mal wieder keiner da, nur meine quirlige große Schwester. Ich würde ja viel lieber mit Jungs und Autos spielen, aber das geht ja nun mal nicht. Ich mag sie ja, aber warum muss sie immer so laut sein? Warum muss sie zu allem und jedem ihren Senf dazugeben? Wenn wir aber außerhalb des Hofes sind, dann ist sie ganz still und kriegt den Mund nicht auf. Jetzt will sie mir schon wieder erklären wie das Spiel funktioniert. Denkt die denn, ich wäre noch ein Baby? Sie macht mit ihren Flipplocklöchern meine ganze Rennstrecke für die Matchboxautos kaputt.
Gestern war wenigstens Harti da, der ist zwar ein Kleindoofi, aber immerhin ist er ein Junge. Zum Glück sieht sie nicht meine geballte Faust und weiß nicht, dass ich es war, der ihr die Klappern versteckt hat. Soll sie doch am Abend suchen. Ich will auch spielen, sie soll mir den Stock geben! Ich glaube ich trete mal gegen die Steinchen, zufällig, aber doch so kräftig, dass der Fuß den Kies spürt.
Mit Mädchen spielen ist langweilig – au, Mutti muss mir die Fingernägel schneiden. Wenn ich die Hand so balle, schneiden sie arg ins Fleisch. Merkt denn keiner, dass ich immer trauriger werde? Ich bin ganz allein! Die Doofe da, mit dem affigen Turnanzug, die denkt nur an sich.
Gleich fang ich an zu heulen!

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Reaktion auf das Bild

Bruder
Du lieber
Sei nicht traurig
Ich bin immer deine
Schwester

Du
Was ist
Hast du Kummer
Soll ich dich trösten
Umarmen
Manchmal
Muss auch
Ein kleiner Bruder
Der großen Schwester einmal
Zugucken

Guck
Da hin
Dort ins Loch
Da kommt der Flock
Rein

© petra ulbrich