Gedanken, Kuddelmuddel, Musik

Musik

Manchmal kann/mag ich keine Musik hören. Manchmal ist sie lediglich Geräuschkulisse. Manchmal Entspannung und manchmal wühlt sie mich einfach nur auf. Besonders wenn ich, wie im Moment, wieder sehr sozialphobisch bin, mich eigentlich nach Menschen sehne, diese dennoch scheue, dann ist meine Musik sehr chaotisch. Dann möchte ich trommeln, schreiend singen, leise wimmernd summen und im nächsten Moment Zwölftonmusik hören, die sich dann mit stillen Balladen ablöst.

Dieses beschissene Corona bringt mein Leben mehr durcheinander, als mir lieb ist. Mich isoliert es – ich isoliere mich. Die Verantwortung, die auf mir lastet, lässt mich zerspringen. Musik höre ich dann, die im Bauch dröhnt.

Bässe helfen mir mich zu erden. Jazz, in den verschiedensten Stilrichtungen bringt mich auf den Boden zurück. Meine Playlist habe ich einmal wieder um Playbach erweitert.

Nichts wummerndes, eher etwas dahinplätscherndes. Aber gute Musik zum schnell gehen. Ich werde jetzt irgendwohin laufen, wo mich keiner kennt und dann einen Schritt nach dem anderen machen …

Behinderung, Kuddelmuddel

Bequemlichkeit

Es beginnt mit einer Frage: Soll ich mir mein Töchting schnappen und sie einfach aufs Klo setzen? Auch dann, wenn es unter größtem Protest passiert, ich sie gar nicht richtig tragen kann und die gute Laune schlagartig perdü ist?  Allerdings könnte es sein, wenn ich das Procedere nicht veranstalte, dass das Bett nass wird und ich es abziehen, waschen und wieder aufziehen darf/muss. 

Ein Dilemma, das auch mit meiner sonntagmorgendlichen Bequemlichkeit zu tun hat. Da heißt es abzuwägen, eine mosernde Tochter auszuhalten und kein vollgepinkeltes Bett, oder eine fröhliche Wiebke und möglicherweise einen Waschtag am Sonntag zu haben. 

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Bequemlichkeit scheint auch zu sein, dass ich mich mit manchen Menschen einfach nicht auseinandersetzen mag. Einige nennen es auch Feigheit – ich sage, dass es Schutz ist. Gestern Abend zum Beispiel nach dem schönen Konzert in der eisigen dunklen Stadtkirche habe ich eine (vermeintliche) Akademiefreundin gesehen. Da meine Junioren dabei waren, ich also nicht so beweglich war, mich durch die Menschen hätte schlängeln müssen, habe ich erst gar nicht versucht die Frau anzusprechen. Natürlich hätte ich Carsten & Wiebke kurz bei der Helferin stehen lassen – diese war allerdings selbst in ein Gespräch vertieft – und ich hätte die Freundin begrüßen können. Ich habe es nicht gemacht, es war bequemer am sicheren Ort zu bleiben. 

Vieles ist für mich vordergründig Bequemlichkeit. Im Nachklapp stellt sich manches – nicht die Situation heute Morgen, ich habe übrigens mein Töchting ohne Murren aufs Klo gesetzt, musste sie allerdings auch gleich anziehen und mein Kaffee wurde eiskalt wie die gestrige Kirche. Im Nachhinein stellt sich manche vermeintliche Bequemlichkeit als etwas ganz anderes heraus. Nicht immer gut – aber immerhin habe ich etwas entschieden … 

Familie, Gedanken, Junioren

schaffen

in 20 Sec dahingekritzelt

Dieses Jahr ist zu viel für mich, es schafft mich. Dachte ich doch das von jedem Jahr schon vorher, so ist es dieses Jahr Wirklichkeit. Meine Einsamkeit macht mich krank. Alle Entscheidungen allein treffen zu müssen, ist verdammt schwer. Es fängt damit an, was es morgens zum Frühstück zu essen gibt – ob es überhaupt Frühstück gibt – und hört damit noch lange nicht auf, dem Kerle nachts die Leviten zu lesen, dass er doch um halb zwei schlafen sollte, auch wenn der nächste Tag ein Sonnabend ist. Es ist niemand da, mit dem ich diskutieren kann – über Gott und die Welt und mit dem ich meine Ängste besprechen kann, der sie versteht, hinnimmt, mir zuhört und mich dennoch selbst auf die Nase fallen lässt. So falle ich zwar selbst auf die Nase, aber ich falle immer wieder in dasselbe Loch. Lerne nicht dazu! Sollte man bei Ängsten dazulernen? Ja sicher! Sicherheit bekommen und vielleicht einmal genauer hinschauen, wovor ich überhaupt Angst habe …

Dieses Jahr ist zu viel für viele Menschen, es schafft sie. Dieses Jahr trennt die Menschen von den Menschen. Besonders die, die es schon vorher nicht leicht hatten Kontakte zu halten. Deren Kontakte fallen schneller hinten runter. Mir persönlich fällt es sehr schwer Kontakte zu halten, mag ich mich niemanden aufdrängen und nachfragen, ob, vielleicht, möglicherweise, eventuell Zeit für mich ist. Angekündigt haben sich letztes Jahr im Herbst einige Leute uns zu besuchen. In diesen Zeiten scheint das nicht zu gehen. Ich habe auch nicht nachgefragt, warum nicht! Es liegt nicht nur an der Coronapandemie!

Dieses Jahr ist noch nicht zu Ende. Es zieht sich wie Kaugummi und verfliegt wie ein Luftballon im Wind. Es war doch erst gestern, da ich umsorgt im Krankenhaus lag. Im Nachhinein war diese Zeit sehr zwiespältig: einerseits war ich krank, andererseits musste ich mich einmal nicht kümmern, war ver- und umsorgt. Einerseits habe ich meine Kinder vermisst, andererseits das Verantwortungsgefühl nicht.

Dieses Jahr schafft mich, aber auch dieses Jahr werde ich schaffen!