Behinderung, Junioren

Du Mama

„Du Mama, was machen wir eigentlich, wenn die Brille nicht passt – stärkenmäßig meine ich!“ Der Kerle drückt sich manchmal schon sehr gewählt aus und nicht immer wird er gleich verstanden! Ja, ist schon kompliziert – ein kleinwüchsiger, kognitiv eingeschränkter Mensch soll eine Gleitsichtbrille bekommen und wir wissen nicht, ob er damit klarkommt! Ganz abgesehen davon, dass sein Gesicht sehr klein ist, die Brille entsprechend und das schon technisch eine Herausforderung ist, wissen und ahnen wir nicht, ob der Kerle damit richtig gut sehen kann. Es kostet eben auch ziemlich viel. „Du Mama, können wir die dann wieder zurück geben?“ „Nein, leider nicht. Sie ist individuell für dich angefertigt worden!“ „Verdammt, dann wollen wir mal schwer hoffen, dass ich damit auch gut zurecht komme. Ich gebe mir alle Mühe!“ 

Ich finde das klasse, wie er sich Gedanken macht. Ich möchte, dass er gut sehen kann, sowohl in der Ferne, als auch in der Nähe. Viel ist es eh nicht, was er sieht. Ich gäb‘ was drum, er könnte besser sehen, denn dann wäre seine Lebensqualität einiges besser. Ach, er hat doch sowieso schon so wenig…

Behinderung, Gedanken, Junioren

schönes, nicht so schönes – Leben eben

Heute noch nicht (viel) gespuckt. Kann noch kommen. Mit der Zeit werde ich genügsam. Der Kerle liegt im Bett und schläft, das Töchting liegt im Bett und singt, ich habe für heute Nachmittag eine Absage bekommen. Ob sie nur nicht kommen will, keine Lust hat, erkältet ist, oder nur so tut, was anderes vorhat, oder einfach mal alleine sein möchte – unsere Helferin hat kurzfristig abgesagt und auf die schnelle finde ich keinen Ersatz. Bekomme ich hin, so wie ich alles irgendwie hinkriege. Dass der Plan übern Haufen geworfen werden muss, ist natürlich mein Problem. Es war so schön ausgedacht. Alleine mit den Junioren kann ich nicht ins Museum – hoffentlich klappt‘s morgen? Da wollen wir schwimmen gehen!

So gibts für den heutigen Nachmittag eine Programmänderung, wir werden (hoffentlich) kuschelige Vorlesestunde haben – mit Kakao, Aufbaunahrung, Cola und einem Gläschen Wein für mich. Swing High vom Cornelia Franz

Alltag, Behinderung, Familie, Gedanken, Junioren

14.9.23 – Tagebuchbloggen

Eigentlich wollte ich meinen gestrigen Tagesablauf bloggen – ich werde mich selbst zensieren. Wenn ich es wirklich schreiben würde, wären sehr viele böse Kommentare wieder da, denn es war ein reiner angstbeladener, stressiger, mit unnötigen Gesprächen – da manche Menschen mich als seelischen Mülleimer benutzen – mit Ankündigungen, die mich eher noch mehr einschränken als entlasten, behafteter Tag. 
Nachts habe ich mit einer Mitarbeiterin der Telefonseelsorge gesprochen, danach bin ich im Regen draußen herumlaufen. 

Am Morgen gucke ich ins Blog nach Kommentaren und sehe vier Hasskommentare bzw. kryptische Buchstabenreihen mit immer derselben IP-Adresse. Kein Zuspruch, weder von den Leuten, die sich bei mir ausheulen, noch von sonst wem.

Und wenn ich jetzt noch einmal diese Sprüche höre: Reiß dich doch mal zusammen! Sei nicht immer so undankbar! Was willst du eigentlich? Wenn du doch Hilfe kriegst, warum nimmst du sie nicht an? Alles aus der Ferne, dann fange ich an zu weinen. Vor Ort ist kaum eine*r, der/die auch nur die Rollstühle ins Auto hieft.

Ich ziehe jetzt die Junioren an!